Wahlen im Iran: Kandidaten, Slogans und Kampagnen
Die Iraner sind am 14. Juni aufgerufen, einen Nachfolger für Präsident Mahmud Ahmadinedschad zu wählen. Kurz vor den Wahlen dreht sich das Kandidatenkarussell, und der Wahlkampf ist im vollen Gange.
Der Unterhändler
Der Atomunterhändler Said Dschalili ist mit 48 Jahren der jüngste Kandidat und dem religiösen Führer, Ali Chamenei, gegenüber wohl am loyalsten eingestellt. Dschalili ist auch Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats und gilt nach Einschätzung politischer Beobachter als Favorit Chameneis. Unterstützt wird er zudem von Teilen des iranischen Militärapparats und wohl auch von der Revolutionsgarde.
"Liebeserklärung"
"Love Dschalili" - auch bei der jungen Wählerschaft scheint der jetzige Atomunterhändler Anhänger zu haben. Dschalili gilt zwar als einer der aussichtsreicheren Kadidaten, zumindest im Sinne der iranischen Führung. Es bleibt jedoch abzuwarten, inwieweit er auch die bereite Masse auf seine Seite bringen und genügend Stimmen erzielen kann.
Dritter Anlauf
Der ehemalige Chef der Iranische Revolutionsgarde, Mohsen Rezai, tritt zum dritten Mal bei Präsidentschaftswahlen an. Sein Wahlslogan lautet schlicht und einfach: "Grüße das Leben!". Es ist jedoch auch bei seinem dritten Anlauf unwahrscheinlich, dass er es schafft, eine breite Wählerschaft für sich zu gewinnen.
Uneingeschränkte Loyalität
Rezai setzte auf einen Wahlkampf in türkisblauen Farbtönen. Entsprechend gekleidet zeigen sich seine Anhänger. Während seiner Kampagne kündigte er an, im Falle eines Wahlsiegs einen "dritten Weg" zu beschreiten, der darin bestehe, sowohl dem Revolutionsführer die uneingeschränkte Treue zu halten als auch dem Volk mehr Mitbestimmung zu geben.
Reformer Aref gibt auf
Wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen im Iran erklärte der letzte verbliebene Kandidat der Reformer seinen Rückzug. Mohammed Reza Aref folgte einer Aufforderung des früheren reformorientierten Präsidenten Mohammed Chatami. Aref hatte in einem TV-Auftritt die derzeitigen Missstände kritisiert. Die Inflation in den Griff zu bekommen, war ein zentrales Ziel seiner Wahlkampagne.
Der Profiteur
Arefs Rückzug dürfte den gemäßigten Kandidaten Hassan Rohani stärken, der für die Bildung einer überparteilichen Regierung der nationalen Einheit eintritt. Der ehemalige Atomunterhändler ist der einzige Geistliche unter den Kandidaten. Der 63-jährige Rohani steht nun auch als einziger den Reformern nah. Eine sachliche Diskussion und Verhandlung mit dem Westen hält er für möglich.
Die Farbe Lila
Für seine Wahlkampagne wählte Rohani die Farbe Lila. Vor vier Jahren hatte sich die Opposition unter der Führung der Politiker Mussawi und Karrubi für die Farbe Grün entschieden. Da Rohani auch die Unterstützung der beiden Ex-Präsidenten Rafsandschani und Chatami genießt, ist ihm zuzutrauen, auch bei der breiten Bevölkerung gut anzukommen.
Der außenpolitische Berater
Ali Akbar Welajati war von 1981 bis 1997 iranischer Außenminister und genießt als außenpolitischer Berater von Ali Chamenei ein großes Vertrauen beim religiösen Führer. Im Wahlkampf versuchte er, seine internationale Erfahrung in die Waagschale zu werfen. Mit der Lösung außenpolitischer Probleme ließen sich auch viele wirtschaftliche und innenpolitische Probleme lösen, so Welajati.
Der Bürgermeister
Der Teheraner Bürgermeister Mohammed Bagher Ghalibaf hat aufgrund seiner bislang relativ erfolgreichen Arbeit Pluspunkte bei der Bevölkerung sammeln können. Der ehemalige Pilot war Befehlshaber in der Revolutionsgarde. In seiner Kampagne versprach der 51-Jährige, sich für die Verwirklichung einer gerechten Gesellschaft einzusetzen, etwa im Bereich Bildung und Gesundheitswesen.
"Der rettende Teppichweber“
Der Name Ghalibaf bedeutet auf deutsch "Teppichweber". Ein Anhänger des Teheraner Bürgermeisters - hier im Bild - vergleicht den Iran mit einem "chaotischen Teppich", der nur von einem erfahrenen "Teppichweber", sprich Ghalibaf, gerettet und ordentlich neu geknüpft werden könne.