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Waffenruhe im Gazastreifen endet - Furcht vor neuer Gewalt

19. Dezember 2008

Die Hamas will gegen Israel wieder zu den Waffen greifen. Die Palästinenserorganisation beendete einseitig die Waffenruhe im Gazastreifen. Vom "zionistischen Feind" war bei der Hamas die Rede.

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Kassam-Raketen starten im Gaza-Streifen mit dem Ziel Israel (Archivfoto: dpa)
Kassam-Raketen starten im Gaza-Streifen mit dem Ziel Israel (Archivfoto)Bild: picture-alliance / dpa

"Die Waffenruhe ist zu Ende gegangen und wird nicht erneuert, weil der zionistische Feind die Bedingungen nicht eingehalten hat", erklärten die Essedin-el-Kassam-Brigaden Freitag (19.12.2008) auf ihrer Website. Die Brigaden stellen für die radikale Hamas-Organisation die Kämpfer. Zugleich richteten sie eine Warnung an Israel. "Jede Aggression gegen den Gazastreifen oder jedes neue Verbrechen wird eine Konfrontation großen Ausmaßes auslösen und wir werden sehr hart zurückschlagen", hieß es.

Die Hamas hatte bereits am Donnerstag angekündigt, dass die Waffenruhe nicht verlängert werde. Sie ließ aber offen, ob sie den bewaffneten Kampf gegen Israel wieder voll aufnehmen wird.

Israelische Soldaten schließen das Tor des Zauns zum Gazastreifen (Archivfoto: dpa)
Israelische Soldaten schließen das Tor des Zauns zum Gazastreifen (Archivfoto)Bild: picture-alliance / dpa

Die Hamas hatte im Juni 2007 gewaltsam die Macht im Gazastreifen übernommen. Ein Jahr später kam unter Vermittlung Ägyptens der sechsmonatige Waffenstillstand zustande. Die Hamas hatte sich davon eine deutliche Erleichterung des Warenverkehrs versprochen. Wegen anhaltender Raketen- und Granatangriffe aus dem Gazastreifen riegelte Israel das Gebiet jedoch fast vollständig ab.

Raketenangriffe

Kämpfer der radikalen Gruppe Islamischer Dschihad feuerten am Donnerstag erneut fünf Raketen und fünf Mörsergranaten auf Israel ab. Zuvor hatte die israelische Luftwaffe nach Angaben eines Sprechers zwei Waffenfabriken im Gazastreifen angegriffen. Beim Einschlag einer israelischen Panzergranate wurde nach palästinensischen Angaben ein Mann verletzt. Am Mittwoch hatten Dschihad-Mitglieder 20 Raketen und eine Mörsergranate abgeschossen.

Die militanten Palästinenserorganisationen wollen nach eigenen Angaben Israel mit dem Raketenbeschuss zwingen, die Grenzübergangspunkte zum Gazastreifen zu öffnen und mehr Waren ins Land zu lassen. Israel verlangt hingegen als Bedingung für eine Lockerung der Blockade einen vollständigen Stopp des Beschusses.

Eine Kassam-Rakete ist in der israelischen Stadt Sderot eingeschlagen (Archivfoto: dpa)
Eine Kassam-Rakete ist in der israelischen Stadt Sderot eingeschlagen (Archivfoto)Bild: picture-alliance/ dpa

Israelische Spitzenpolitiker kündigten vor dem Auslaufen der Waffenruhe an, dass sie den fortwährenden Beschuss Israels mit selbst gebauten Kassam-Raketen mit allen Mitteln unterbinden würden. Der Hamas wurde mit Militäroperationen bis hin zur Wiederbesetzung des Gazastreifens gedroht.

Verzweifelte Lage im Gazastreifen

Die Vereinten Nationen (UN) mussten die Lebensmittelversorgung von hunderttausenden Palästinensern im Gazastreifen vorübergehend wieder einstellen. Als Grund gab das UN-Hilfswerk für Palästinaflüchtlinge (UNRWA) am Donnerstag in Gaza die Folgen der israelischen Blockade an. Nachdem Israel alle Grenzübergänge geschlossen habe, könnten nicht mehr ausreichend humanitäre Hilfsgüter sowie Treibstoff in den Gazastreifen gebracht werden. Die Vorräte an Mehl seien beispielsweise aufgebraucht. Nach Angaben der UN-Organisation sind von der Einstellung der Lebensmittelhilfe mehr als 750.000 Menschen betroffen.

Die israelische Abriegelung des Gazastreifens hat laut einem UN-Bericht zu einer "tiefen Krise der Menschenwürde" geführt. 1,4 Millionen Einwohner des Gazastreifens seien zunehmend damit beschäftigt, Grundvorräte wie Wasser und Nahrungsmittel zu beschaffen. Jeder Zweite sei inzwischen arbeitslos, teilte das UN-Büro für die Koordination humanitärer Angelegenheiten am Donnerstag mit. Die Bewohner der Stadt Gaza seien täglich bis zu 16 Stunden ohne Stromversorgung. Die Hälfte der Einwohner erhalte wöchentlich nur ein Mal für wenige Stunden Wasser. (mas)