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Waffenhersteller Sig Sauer stellt Betrieb ein

18. Juni 2020

Wegen eines illegalen Waffengeschäfts nach Kolumbien hatte die Kieler Staatsanwaltschaft die Geschäftskonten der Firma in Eckernförde eingefroren. Bereits produzierte Waffen wurden gepfändet.

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Sig Sauer Firmenschild
Bild: picture-alliance/dpa

Der Waffenhersteller Sig Sauer hat an seinem Standort Eckernförde in Schleswig-Holstein den Betrieb vorläufig eingestellt. "Wir haben sämtliche Mitarbeiter nach Hause geschickt - zunächst bis zum Ende der Woche", sagte Geschäftsführer Tim Castagne. Grund sei der sogenannte Vermögensarrest über 7,4 Millionen Euro, den die Kieler Staatsanwaltschaft am Dienstag vollstreckt hatte.

Neben dem Einfrieren der Geschäftskonten seien Maschinen sowie sämtliche fertiggestellten Waffen mit Pfändungssiegeln versehen worden. "Wir können Aufträge nicht ausliefern", bedauerte Castagne. Die Staatsanwaltschaft Kiel hatte die Vollstreckung des Vermögensarrestes wegen der bis Jahresende geplanten Produktionsschließung vorsorglich vorgenommen.

Sig Sauer Pistole
Über 20.000 Pistolen pro Jahr wurden zuletzt in Eckernförde produziertBild: picture-alliance/dpa

Im April 2019 waren drei Ex-Manager von Sig Sauer vom Landgericht Kiel wegen illegaler Waffenlieferungen nach Kolumbien zu Bewährungsstrafen und Geldstrafen verurteilt worden. Laut Kieler Staatsanwaltschaft sind diese Urteile rechtskräftig. Zur Revision beim Bundesgerichtshof sei noch anhängig die Einziehung von 11,1 Millionen Euro. Nach Auffassung des Landgerichts war das der Gewinn aus dem illegalen Waffengeschäft nach Kolumbien.

Produktion endet zum Jahresende ohnehin

Davon werden 7,4 Millionen Euro dem Standort Eckernförde zugerechnet. Castagne verwies darauf, dass die Firma prüfen lasse, ob der Vermögensarrest überhaupt verhältnismäßig gewesen sei und man dagegen vorgehen werde. Der Geschäftsführer bekräftigte, Sig Sauer werde, wie bereits angekündigt, seine Produktion in Eckernförde spätestens bis zum Jahresende einstellen.

Kolumbien Polizei in Bogota
Die Polizei in Kolumbien schießt auch mit Pistolen von Sig Sauer (Archivbild)Bild: Imago/T. Meyer

Betroffen sind knapp 130 Mitarbeiter. In Eckernförde wurden laut Castagne zuletzt jährlich rund 20.000 bis 30.000 Pistolen und Sportgewehre der Spitzenklasse gefertigt. Die Waffenschmiede begründete die Aufgabe damit, dass die Standortnachteile in Deutschland für die Zukunft keine wirtschaftliche Produktion von Sport- und Behördenwaffen erlaubten. 

Illegaler Export nach Mexiko?

Seit April ermittelt die Kieler Staatsanwaltschaft zudem gegen bislang namentlich unbekannte Verantwortliche des Waffenherstellers wegen Vorwürfen illegaler Rüstungsexporte. Nach Recherchen des Südwestrundfunks soll Sig Sauer USA neben Kolumbien auch Mexiko mit Pistolen ohne Rüstungsexportgenehmigung der Bundesregierung beliefert haben.

Schon jetzt produziert die Firma, die sich zu 100 Prozent im Besitz des deutschen Mutterkonzerns L&O Holding befindet, viele Waffen in den USA. Von dort aus exportiert sie große Mengen ihrer Pistolen nach Mexiko, wo Polizisten, Soldaten und Mitglieder krimineller Organisationen damit schießen.

uh/fab (dpa, epd)