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VW-Chefs entschuldigen sich

22. Juni 2016

Auf der ersten VW-Hauptversammlung nach dem Bekanntwerden des Dieselskandals bitten Aufsichtsrats- und Vorstandschef die Aktionäre um Verzeihung und versprechen mehr Transparenz.

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Hauptversammlung der Volkswagen AG in Hannover Hans Dieter Pötsch
Bild: picture-alliance/dpa/P. Steffen

VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch hat um Verständnis für den bisher fehlenden Zwischenbericht über die Aufklärung der Abgas-Krise geworben. Zum verschobenen Zwischenstand bei der Schuldfrage in der Affäre, den VW ursprünglich für April zugesagt hatte, sagte Pötsch am Mittwoch in der Hauptversammlung in Hannover: "Wir bedauern dies sehr. Diese Entscheidung war auch für mich persönlich sehr schwierig." Hintergrund sei die nötige Rücksicht auf eine Einigung mit den Behörden in den USA. Die Gemengelage bei den dortigen heiklen Verhandlungen mache eine öffentliche Transparenz mit Details zu den bisherigen internen Ermittlungen unmöglich. Pötsch bezeichnete die Diesel-Krise zudem als historischen Scheideweg für den Konzern. "Volkswagen steht in diesen Tagen vor der größten Bewährungsprobe seiner Unternehmensgeschichte."

Als zentrale Punkte für den Weg aus der Krise nannte der Chefkontrolleur neben der Aufklärung der Affäre die Einigung mit den Behörden und Klägern in den USA. Dort nahm der Skandal seinen Lauf, es drohen für Rückrufe und Strafen Milliardenkosten. Für den Kompromiss in den USA hatte der zuständige Richter Charles Breyer jüngst eine Frist verlängert bis zum 28. Juni. "Ich hatte gehofft, Ihnen heute schon über einen umfassenden Vergleich in den USA berichten zu können", sagte Pötsch.

Auch VW-Chef Matthias Müller bat Aktionäre schon ganz zu Beginn seiner Rede um Entschuldigung: "Dieses Fehlverhalten widerspricht allem, wofür Volkswagen steht. Im Namen des Konzerns, und aller die hier arbeiten, bitte ich Sie, unsere Aktionärinnen und Aktionäre, um Entschuldigung, dass auch Ihr Vertrauen enttäuscht worden ist." Weiter sagte Müller: "Wir können die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Was in unseren Händen liegt, ist verantwortungsvoll damit umzugehen."

Prüfung der Schadenersatzansprüche gegen Vorstand

Bei der Aufarbeitung des Dieselskandals will VW Schadensersatzansprüche gegen ehemalige und amtierende Vorstandsmitglieder prüfen. "Der Aufsichtsrat prüft das ohne Ansehen von Personen", sagte Aufsichtsratschef Pötsch. Diese Prüfung sei auch unabhängig von einer Entlastung des Vorstandes, um die Pötsch auf dem Aktionärstreffen warb. Auch nach Aufnahme von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig wegen des Verdachts auf Marktmanipulation bleibe der Aufsichtsrat bei seinem Antrag auf Entlastung, erklärte Pötsch. "Ich bitte die Aktionäre, dem Vorstand das Vertrauen auszusprechen."

VW kommt nach anfänglichen Verzögerungen bei der Reparatur manipulierter Dieselautos voran. Gestern ist der Bescheid des KBA für rund eine Million weitere Fahrzeuge eingegangen. Anfang Juni hatte Volkswagen die Erlaubnis des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) für rund 2,5 Millionen Rückrufe. Die Reparatur wird von der Flensburger Behörde nach Typen freigegeben, weil je nach Bauart eine andere Software nötig ist. Sie soll die illegale Abschalteinrichtung ersetzen, die dafür sorgt, dass die Wagen Abgasgrenzwerte nur auf dem Prüfstand einhalten, nicht aber auf der Straße.

Weltweit muss Volkswagen rund elf Millionen Dieselfahrzeuge in die Werkstätten rufen oder zurücknehmen. Der größte Teil entfällt mit 8,5 Millionen auf Europa.

zdh/wen (rtr, dpa)