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Vorerst keine Kohle aus Queensland

5. August 2015

Australische Umweltschützer hatten gegen die Kohleförderung in der Nähe des Great Barrier Reef geklagt. Ein Gericht hat das Projekt nun vorläufig gestoppt - aber nicht wegen der Umwelt, sondern wegen Formfehlern.

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Australien - Abbot Point
Bild: picture-alliance/dpa

Nach der vorläufigen Verfügung durch das Gericht sei die Genehmigung der Regierung ausgesetzt, teilte das Umweltministerium am Mittwoch mit. Umweltschützer hatten gegen die Genehmigung für die gigantische Kohlegrube geklagt und argumentiert, sie werde enorme Mengen von klimaschädlichem Treibhausgas produzieren und hätte negative Folgen für gefährdete Arten. Zudem seien die Umweltauflagen nicht ausreichend.

Die in der Mine im Tage- und Untertagebau geförderte Kohle soll über 189 Kilometer per Zug zum Kohlehafen Abbot Point gebracht und dann nach Indien verschifft werden. Abbot Point selbst soll auf Betreiben des indischen Rohstoffkonzerns Adani zum weltgrößten Hafen für die Verschiffung von Kohle ausgebaut werden, liegt aber in der Nähe des Great Barrier Reef. Das größte Korallenriff der Welt ist für seine Artenvielfalt bekannt und wurde von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt.

60 Millionen Tonnen pro Jahr

Das geplante Bergwerk mit dem Namen Carmichael kostet die indische Betreiberfirma Adani 16,5 Milliarden australische Dollar, umgerechnet rund elf Milliarden Euro. Das Werk soll jährlich 60 Millionen Tonnen Kohle fördern. Damit könnte die Mine nach Regierungsangaben die größte in Australien und eine der größten weltweit werden. Mit der Kohle könne Strom für bis zu 100 Millionen Inder produziert werden.

Die Regierung hatte die Pläne im Juli 2014 genehmigt. Der Federal Court in Sydney stoppte dies nun nach Angaben des Umweltministeriums wegen "Mängeln im Genehmigungsverfahren". Demnach hätten Gutachten, die zur Entscheidung von Umweltminister Greg Hunt für die Kohlemine führten, "in einer bestimmten Form" vorliegen müssen. Es handle sich um eine reine "verwaltungstechnische" Angelegenheit. Es werde voraussichtlich sechs bis acht Wochen dauern, die Gutachten regelkonform zu erstellen, so dass Hunt erneut entscheiden könne.

Schäden für das Great Barrier Reef

Umweltschützer begrüßten das Urteil, sie befürchten durch den Kohlehafen unwiederbringliche Schäden für das Great Barrier Reef.

Der indische Adani-Konzern kündigte umgehend an, seine Pläne weiter zu verfolgen. Es sei "bedauerlich", dass ein "technischer, juristischer Fehler" des Umweltministeriums die Genehmigung "einer gegensätzlichen Entscheidung aussetzt", erklärte das Unternehmen. Man werde dieses Problem jetzt angehen.

Die Grünen-Senatorin Larissa Waters wirft der Regierung vor, aus dem Great Barrier Reef eine "Autobahn für klimazerstörerische Kohle" zu machen. Shani Tager von der Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte ebenfalls den geplanten Ausbau des Kohlehafens und verwies darauf, dass das Weltnaturerbe in den vergangenen 30 Jahren bereits die Hälfte seiner Korallen verloren habe.

Aus diesen Gründen haben sich bereits viele Banken, darunter Deutsche Bank, Citigroup, Goldman Sachs und JP Morgan Chase, aus der Finanzierung des Projekt zurückgezogen. Dieser Entscheidung hatten sich Anfang April auch französische Institute angeschlossen, darunter Société Générale, BNP Paribas und Crédit Agricole.

Wen/bea (rtre, afp)