Rettung aus Ruanda
13. April 2009Genau vor 15 Jahren kam die Rettung aus der Luft. Am 13. April 1994 war der Alptraum für sieben Mitarbeiter der Deutschen Welle und ihre vier Familienangehörigen endlich vorbei. Belgische Fallschirmjäger retteten die Journalisten und ihre Begleiter aus der DW-Relaisstation Kigali in Ruanda und brachten sie sicher zurück nach Deutschland.
Brutale Schlachten
In Ruanda wütete der Bürgerkrieg. Das Massenmorden hatte begonnen, nachdem das Flugzeug des Präsidenten Ruandas, Juvenal Habyarimana, am 6. April 1994 abgeschossen wurde und dieser starb. In der Folge lieferten sich die verfeindeten Stämme Hutu und Tutsi an Brutalität kaum zu überbietende Schlachten. Die Opfer wurden oft mit Macheten zerstückelt, selbst Kirchen und Klöster waren keine sicheren Fluchtpunkte.
Als das Massaker schon in vollem Gange war, mussten auch die Mitarbeiter der Deutschen Welle in der ruandischen Hauptstadt Kigali um ihr Leben fürchten. Sie saßen in der DW-Relaisstation fest. Dieter Weirich, der damalige Intendant der Deutschen Welle, sagte damals: "Im Auswärtigen Amt wird fieberhaft nach einer Lösung gesucht. Die Mitarbeiter der Deutschen Welle sind mehr oder weniger in der Station eingeschlossen. Es gibt schwere Kampfhandlungen in der Nähe der Station. Außerdem gibt es eine Zufahrtsstraße, die vermint ist. Deshalb konnten sie sich nicht an der Evakuierung beteiligen."
Eine Woche saßen die Journalisten fest. Dann kam der 13. April 1994 und die überraschende Rettung. Belgische Fallschirmjäger stießen bis zur DW-Relaisstation vor und brachten die Deutschen sicher aus dem Land.
Einheimische Mitarbeiter blieben zurück
Die Bilder, die sich den Mitarbeitern der Deutsche Welle auf ihrer Flucht aus Ruanda boten, waren fürchterlich. Hans-Josef Berghäuser, damals der Leiter der DW-Relaisstation in Kigali, versuchte sie in Worte zu fassen: "Wir mussten leider mit ansehen, wie viele von den Häusern der Einheimischen total zerstört waren, verbrannt waren, geplündert waren. Unterwegs sahen wir leider auch einige Leichen." Besonders schlimm war es für Berghäuser, seine ruandischen Mitarbeiter in Kigali zurückzulassen. Mit Tränen in den Augen berichtete er: "Es war ein wahnsinnig großes Risiko diese Leute zu schützen, denn wir hatten erfahren, dass in Kigali eine ganze Reihe Europäer erschossen wurden, weil sie dies versucht hatten. Für mich war der moralische Druck wahnsinnig groß." Bis heute herrscht über das Schicksal der ruandischen Mitarbeiter Ungewissheit. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sehr viele von ihnen ermordet wurden.
Erst mit dem Einmarsch der von Paul Kagame geführten Ruandischen Patriotischen Front (RPF), einer Organisation von Exil-Ruandern, die überwiegend der Tutsi-Minderheit angehörten, wurde dem Morden nach 100 Tagen und einer Million Toten ein Ende gesetzt.
Autor: Benjamin Wüst
Redaktion: Kay-Alexander Scholz