1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Vor 120 Jahren: Die erste Kinovorführung

Heike Mund28. Dezember 2015

Im Jahre 1895 ließen die Technikpioniere Auguste und Louis Lumière in Paris zum ersten Mal bewegte Bilder über die Leinwand flimmern. Der Cinématograph machte das möglich - ein Meilenstein der Filmgeschichte.

https://p.dw.com/p/1HSRK
Gebrüder Lumière
Bild: dpa/akg images

Es war der Anfang der "lebenden Photographien": Was am Abend dieses 28. Dezembers 1895 im Salon am Pariser Boulevard des Capucines geschah, ist ziemlich genau überliefert. Aber es gibt kein einziges Foto dieses aufregenden historischen Moments. Die beiden Brüder Auguste und Louis Lumière waren zu sehr mit der neuartigen Technik ihres "Cinématographen" beschäftigt, den sie an diesem Tag erstmals vor zahlendem Publikum zum Einsatz brachten.

Gerade mal 33 Schaulustige waren zur der Vorführung gekommen, was die Veranstalter ziemlich enttäuschte. Immerhin wollten sie eine Weltsensation vorführen, wie die Plakate suggerierten, die in Paris den großen Tag ankündigten. Der Abend in dem umgebauten Billardsaal wurde trotzdem ein großer Erfolg: die Zuschauer sahen zum ersten Mal bewegte Film-Bilder: ein Kurzfim mit dem schlichten Titel "Arbeiter verlassen die Lumière-Fabrik"

Erfindungsreiches Gespann

Die Gebrüder Lumière hatten diesen kurzen Schwarz-Weiß-Film vor den Werkstoren ihrer eigenen Fabrik gedreht. Nur wenige Sekunden sind zu sehen: Das Werkstor, Arbeiter und Arbeiterinnen verlassen zum Feierabend das Fabrikgelände, und ein Hund, der herrenlos durch die Menge springt - die ersten Darsteller der Filmgeschichte.

Die Brüder waren als einfallsreiche Tüftler und Erfinder auch über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt geworden. Sie leiteten im französischen Lyon eine Fabrik für fotografische Platten, in der mehr als 300 Arbeiter beschäftigt waren. Schon früh entwickelten sie eine völlig neuartige Filmtechnik, bei der die Einzelbilder über einen Projektor abgespielt wurden: den "Cinématographen". Die ersten Vorführungen ihrer Kurzfilme versetzten die Zuschauer anfangs noch in Panik: Ein Film zeigt die Einfahrt eines Zuges in den Bahnhof. Teile des Publikums brachten sich vor Schreck hinter den Kinositzen in Deckung.

Filmszene: Die Ankunft eines Zuges im Bahnhof von La Ciotat
Die erste Kinovorführung erschreckte die ZuschauerBild: picture-alliance/akg

Die Gebrüder Lumière hatten schon als Pioniere der Farbfotografie ganz neuartige Bild-Verfahren entwickelt. 1907 meldeten sie die Autochromplatte zum Patent an, mit der erstmals in Farbe fotografiert werden konnte. Sie interessierten sich allerdings weniger für die Motive, sondern mehr für die technische Seite der neuen bildgebenden Verfahren. Aber sie verloren das Interesse an einer Weiterentwicklung ihrer Erfindungen. Ende der 1890er Jahre verkauften sie ihre Apparate und Patente an die Firma Pathé Fréres, die später als Begründer der Filmindustrie in die Geschichte einging.

Die Lumière-Brüder waren nicht die Ersten, die Filme auf eine Leinwand projizierten und einem zahlenden Publikum vorführten. Völlig unabhängig von ihnen wurden auch in den Vereinigten Staaten, in Großbritannien und in Deutschland Filmprojektoren entwickelt. Aber die Geburtsstunde des Kinos wird trotzdem den beiden Pionieren Lumiére aus Frankreich zugeordnet: als die Bilder 1895 laufen lernten …