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Vom Kurvenstar zur Charakterfrau

15. Februar 2002

In ihrer Heimat Italien wird Claudia Cardinale nach wie vor angebetet. Neben Sophia Loren und Gina Lollobrigida zählt sie zu den "göttlichen Diven". Jetzt bekommt die Cardinale den Ehrenbären für ihr Lebenswerk.

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Ehrenbär für Claudia CardinaleBild: AP

Auch Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac ist dem Charme und der Ausstrahlung von Claudia Cardinale erlegen. Sie sei eine "fast mythische Gestalt der mediterranen Frau", gab Chirac vor drei Jahren anlässlich der Aufnahme der Schauspielerin in die französische Ehrenlegion bekannt. Die Cardinale gehöre zu den europäischen Darstellerinnen, die Kinofilme auch nach Jahrzehnten noch faszinierend machen.

Wie alles begann...

Die Karriere der am 15. April 1939 – manchmal heißt es auch 1938 – geborenen Cardinale beginnt ähnlich wie bei so mancher Diva des italienische Kinos der 50er und 60er Jahre: Die in Tunis auf die Welt gekommene Tochter einer französischen Mutter und eines italienischen Vaters gewinnt 1957 einen Schönheitswettbewerb. Zum Preis gehört eine Reise zum Filmfestival von Venedig.

Dort, so sagt jedenfalls die Legende, fällt die junge Claude Josephine Rose bei einem Empfang dem Produzenten Franco Cristaldi auf. Der sucht gerade eine junge Schauspielerin, die er als italienische Antwort auf die Französinnen Brigitte Bardot und Jeanne Moreau aufbauen kann. Claudia Cardinale bekommt den Zuschlag und bald darauf Cristaldi für einige Jahre als Ehemann.

Als Charakterdarstellerin gefragt

Claudia Cardinale auf dem Opernball
Bild: AP

Cardinale startet mit leichtfüßigen Komödien wie "Diebe haben's schwer" als so genannter Kurvenstar. Doch von Anfang an ist klar: Diese Frau hat mehr zu bieten als ein attraktives Äußeres. Der Film wird ihr erster Kinohit. Regie-Legende Luchino Visconti vertraut ihr schon bald nach dem kommerziell erfolgreichen Start zwei Rollen an, die sie künstlerisch fordern und als Charakterschauspielerin etablieren: "Der Leopard" (1962) und "Sandra" (1964). Sie glänzt an der Seite von Burt Lancaster und Alain Delon. Kritiker rühmen ihre starke, sinnliche Ausstrahlung. Federico Fellini holt sie 1963 als Partnerin von Marcello Mastroianni für "Achteinhalb" vor die Kamera. Die "CC" – so wird Claudia Cardinale in Anspielung auf die französische Schauspielerin Brigitte Bardot ("BB") genannt – arbeitet in den Folgejahren mit weiteren renomierten Regisseuren, wie Sergio Leone und Werner Herzog.

Claudia Cardinale
Bild: AP

Durch ihre Rollen in europäischen Filmen wird auch Hollywood auf die Frau mit dem ausdrucksstarken Gesicht und der kraftvollen Stimme aufmerksam. Bereits 1963 dreht sie neben Peter Sellers die von Blake Edwards inszenierte, weltweit belachte Kriminalfilmparodie "Der rosarote Panther".

Beständig zwischen Hollywood und Rom pendelnd, dreht sie so unterschiedliche Kassenknüller. Unvergessen bleibt ihr Spiel neben Henry Fonda in "Spiel mit das Lied vom Tod". Fonda meinte nach den Dreharbeiten: "Die Frau ist schön und kann spielen. Das gibt es oft. Aber sie ist nicht nur auf der Leinwand, sondern auch privat eine starke Persönlichkeit ohne Allüren, ein wirklich liebenswerter Mensch. Das gibt es nicht so oft. Das macht sie besonders - und so erfolgreich, denn das spürt auch das Publikum."

Die Cardinale als Hausfrau und Mutter

Nach der Scheidung von Produzent Cristaldi heiratet Claudia Cardinale Regisseur Pasquale Squitieri. Sie konzentriert sich zeitweise auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter zweier Kinder und entwickelt sich zu einer viel beachteten Fotografin, ehe sie im italienischen Fernsehen in einigen bemerkenswerten Filmen Aufgaben erhält, die ihrem ungewöhnlichen dramatischen Talent entsprechen. Bis in die 90er Jahre werden es mehr als 100 Filme, in denen die Cardinale mitwirkt. Danach werden es weniger. Claudia Cardinale zieht sich mehr und mehr aus der Filmwelt zurück.

In einem Interview kritisierte sie, dass die Filme heute von Gewalt und Special Effects strotzten. Die Frauen seien zu Objekten der Männer geworden, die die Hauptrollen spielten. Es sei für Schauspielerinnen nicht leicht, eine gute Rolle zu bekommen. Claudia Cardinale lebt heute überwiegend in Paris.

Ehrenbär

Die Verleihung des Goldenen Bären für ihr Lebenswerk findet an diesem Freitag (15.02.) im Berliner Kino International statt. Mario Adorf wird die Laudatio halten. Zu Ehren der Diva wird im Rahmen der Filmfestspiele Frederico Fellinins Streifen "8 ½" gezeigt. (fro)