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Volkswagen auf Umbaukurs

15. Juni 2015

Die Pläne von VW-Chef Martin Winterkorn für den Unternehmensumbau werden konkreter. Die zwölf Volkswagen-Marken sollen in vier Einheiten zusammengefasst werden. Ziel: Der Konzern soll sich besser steuern lassen.

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Die meistverkauften Autos der Welt 2013
Bild: picture-alliance/dpa

Europas Branchenprimus Volkswagen grübelt nach dem Ende der Ära Piëch über neue Wege, seine zwölf Marken möglichst effektiv zu steuern. Das Riesenreich, in dessen rund 120 Werken vom Motorrad bis zum Schwerlaster alles vom Fließband rollt, will sich bis zum Spätsommer neu erfinden. Dabei läuft es nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur und des "Handelsblatt" auf eine Viererstruktur hinaus. Die Massenmarken VW-Pkw, Skoda und Seat sollen zusammen die wichtigste der neuen Säulen bilden. Die drei Marken würden gemeinsam auf fast 60 Prozent des Konzernabsatzes von zuletzt 10,2 Millionen Fahrzeugen jährlich kommen.

Neue Struktur könnte Baukastenprinzip vorantreiben

Einsparungen würden sich hier ergeben, weil die drei Marken den so genannten "Modularen Querbaukasten" (MQB) in noch mehr Bereichen als bisher einsetzen könnten. Der Baukasten macht es möglich, viele gleiche Bauteile markenübergreifend einzusetzen. Bisher hat Volkswagen hier nicht alle Möglichkeiten ausgereizt. Der Konzern spricht von Milliarden-Einsparchancen des MQB, hat sie aber für Einzelmodelle bisher nie konkretisiert. Intern sollen bis zu 1000 Euro Ersparnis je Fahrzeug im Gespräch sein. Entsprechend wichtig ist es, die MQB-tauglichen Marken auf Linie zu bringen. Schon 2018 sollen mehr als dreimal so viele Neuwagen wie 2014 auf MQB-Basis entstehen, das wären deutlich mehr als sieben Millionen.

Wildwuchs im Konzern soll bekämpft werden

Branchenanalyst Frank Schwope von der NordLB sieht nach dem ausgestandenen Machtkampf zwischen Winterkorn und dem zurückgetretenen VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch die richtige Zeit gekommen, um die Führungsetage und die Organisation neu aufzustellen.

Ferdinand Piech VW Aufsichtsratschef und Gerhard Schröder
Ferdinand Piëch (links) ist zurückgetreten - jetzt sucht VW nach einer neuen StrukturBild: picture-alliance/dpa/H. Hollemann

Unter Piëch, so Schwope, herrschte in Wolfsburg ein Zentralismus, mit dem viele Entscheidungen in eine Art Flaschenhals mündeten. Zudem trieb die Detailversessenheit der Ingenieure aus der Zentrale mitunter wundersame Blüten. So gibt es für den VW-Passat ein Dutzend Radfederungen - und zwar nicht etwa wegen technischer Notwendigkeit. Vielmehr soll jede Variante exakt dieselbe Höhe haben - auch wenn unterschiedliche Motoren und Getriebe das Gewicht verändern. Dieser Wildwuchs soll weg. NordLB-Mann Schwope sagt: "Wir erwarten, dass als Konsequenz der Diskussionen um die Unternehmensspitze die vorhandenen Baustellen des Konzerns offen diskutiert und angegangen werden."

VW sucht Antworten für chinesischen und amerikanischen Markt

Neben der Frage, welche Säulen technologisch Sinn ergeben, geht es auch um mehr Verantwortung für die Marken und Regionen. Ein dezentrales System soll etwa die Modellplanung, aber auch die Vertriebsstrategie näher an die Kundenbedürfnisse rücken. Das gilt als ein Schlüssel für mehr Erfolg in den USA. Auf dem nach China zweitgrößten Automarkt fährt VW seit Jahren der Konkurrenz hinterher. Neben der neuen Konzernsäule aus VW-Pkw, Skoda und Seat könnte es auch eine rund um Porsche geben, die Bentley und Bugatti mit eingemeindet. Audi würde, wie bisher auch schon, die Edelmarke Lamborghini und die Motorräder von Ducati anführen. Bereits beschlossen ist eine Einheit aus den zwei schweren Nutzfahrzeugmarken im Konzern, MAN und Scania.

Entscheidung soll im September fallen

Noch steht diese neue Struktur in der Diskussion: Entschieden sei noch gar nichts, so ein Insider. In den nächsten Wochen sollen Konzerngremien die Debatte weiterführen. Angestoßen wurde sie bei einem Treffen führender VW-Manager am vergangenen Freitag. Dazu trafen sich die wichtigsten Aufsichtsräte mit Winterkorn zu einer Weichenstellung für den Zeitplan, der Ende September bei der nächsten regulären Aufsichtsratssitzung sein Ende finden könnte. VW will sich zu der gesamten Debatte nicht äußern. Gerüchte würde man grundsätzlich nicht kommentieren, so ein Konzernsprecher. Noch offen sind auch die Änderungen für den VW-Vorstand, der sich teils entlang der neuen Struktur organisieren müsste. Gesetzt sind dabei laut Konzernkreisen die Posten Finanzen, Einkauf und Personal.

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bru/hmf (dpa/Reuters)