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Vettel siegt in Ungarn "für Jules"

Calle Kops26. Juli 2015

Sebastian Vettel liefert beim Großen Preis von Ungarn eine perfekte Vorstellung ab und holt den 41. Sieg seiner Karriere. Weltmeister Lewis Hamilton fährt hinter. Vor und nach Rennen kommt es zu bewegenden Momenten.

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Formel 1 Ungarn Vettel küsst den Pokal (Foto: REUTERS/Laszlo Balogh)
Bild: Reuters/L. Balogh

In einem völlig verrückten Ungarn-Rennen mit Pech und Patzern bei den beiden Silberpfeilen hat Sebastian Vettel einen grandiosen Sieg eingefahren. Der viermalige Formel-1-Weltmeister ließ sich am Sonntag zum Abschluss eines hochemotionalen Rennwochenendes gut eine Woche nach dem Tod von Jules Bianchi von nichts irritieren und zog mit dem 41. Grand-Prix-Erfolg mit Formel-1-Legende Ayrton Senna gleich. "Danke Jules, dieser Sieg ist für dich. Wir wussten, früher oder später würde er für dieses Team fahren", sagte Vettel mit leicht zittriger Stimme unmittelbar nach der Zieldurchfahrt im Boxenfunk.

Sebastian Vettel freut sich mit Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat über seinen Erfolg (Foto: Mark Thompson/Getty Images)
Sieger Vettel neben Kwjat (l.) und Ricciardo (r.)Bild: Getty Images/M. Thompson

Für Vettels Landsmann Nico Rosberg platzten kurz vor Rennende alle Träume auf den Sieg oder zumindest einen Podestplatz, als er sich einen Plattfuß bei einem Manöver von Daniel Ricciardo holte. Er landete nur auf Platz acht. Teamkollege und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton wurde Sechster. Sensationeller Zweiter in einem von Beginn an mitreißenden Rennen wurde Daniil Kwjat im Red Bull, auf Rang drei kam sein Teamkollege Ricciardo. An der Spitze aber feierte der 28 Jahre alte Vettel auch noch den ersten deutschen Sieg in der Puszta seit Michael Schumacher 2004.

In der WM-Wertung machte Vettel vor der Sommerpause auch Boden gut. Hamilton, der nach einem verpatzten Start von der Pole aus und einem Ausritt in den Kies mit Wut im Bauch vom zehnten Rang aus nach vorn fuhr und Schadensbegrenzung betrieb, bleibt mit 202 Punkten vor Rosberg (181) und Vettel (160).

In Gedanken bei Jules Bianchi

Die Freude, mit der sonst Siege zelebriert werden, wurde allerdings durch die Erinnerungen an Jules Bianchi getrübt. Er war mit gerade mal 25 Jahren an den Folgen seines schrecklichen Unfalls im Oktober 2014 in Japan gestorben und am Dienstag beerdigt worden. Auch Vettel hatte den Sarg getragen. Bianchi kam aus der Ferrari-Schmiede und galt als künftiger Kandidat bei der Scuderia. Vor dem Rennen hatte die gesamte Formel-1-Gemeinde dem am 17. Juni gestorbenen Ex-Piloten gedacht. Es waren bewegende Momente, wie sie die Motorsport-Königsklasse seit den letzten tödlichen Fahrer-Unfall 1994 von Senna am 1. Mai 1994 und Roland Ratzenberger am 30. April 1994 nicht mehr erlebt hatte.

Jules Bianchis Bruder Tom Bianchi und seine Schwester Melanie Bianchi beobachten den Moment der Ruhe mit Vater Philippe Bianchi und Mutter Christine Bianchi (Foto: Dan Istitene/Getty Images)
Die Familie des verstorbenen Jules Bianchis beobachtet die Fahrer im Moment der Ruhe und des GedenkensBild: Getty Images/D. Istitene

Alle Piloten stellten sich mit Bianchis Familie in einem Kreis auf, in ihrer Mitte lagen die Helme um den mit der Nummer 17 von Bianchi. Das Manor-Team, für dessen Vorgänger der Franzose Bianchi gefahren war, stand hinter einem Schild mit den Worten: "We miss you Jules." Eine Viertelstunde später wich das Schweigen den lärmenden Motoren.

Turbulentes Rennen

Hamilton kam nach seiner 46. Pole Position ganz schlecht los, binnen weniger Meter lag Vettels roter Renner gleichauf. Dahinter drängte auch Kimi Räikkönen. Letztlich zog das Ferrari-Duo an beiden Silberpfeilen vorbei. Wie schon in Silverstone verpatzten beide Mercedes-Männer nach den Quali-Rängen eins und zwei den Start. Und dann patzte Hamilton noch einmal: Beim Versuch, Rosberg wieder einzuholen, musste er durch den Kies. Hamilton reihte sich auf Rang zehn ein und ätzte, Rosberg habe ihn abgedrängt. Da wurden bereits Erinnerungen wach an die Eskalation des Teamzoffs bei Silber vor einem Jahr, ebenfalls in Ungarn. Damals hatte sich Hamilton der Teamanordnung widersetzt, Rosberg vorbeizulassen.

Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen beim Start in Budapest (Foto: Mark Thompson/Getty Images)
Vettel (2.v.r.) legt in seinem Ferrari einen Top-Start hinBild: Getty Images/M. Thompson

Hamilton versuchte auf einem seiner Lieblingskurse, auf dem er bislang vier Siege feierte, alles. Als Nico Hülkenbergs Force India in der 42. Runde den Frontflügel verlor und er frontal in die Reifenstapel krachte, lag Hamilton bereits auf Rang vier. Das Safety Car kam raus, alle Vorsprünge waren dahin. Als das Sicherheitsauto wieder in die Box steuerte, preschte Rosberg direkt am zweitplatzierten Räikkönnen vorbei. Kurz darauf musste der Finne wegen eines Antriebsproblems aufgeben.

Hamilton demolierte sich dagegen im Duell mit Ricciardo den Frontflügel. Er musste noch mal an die Box, reihte sich auf Platz zwölf wieder ein und musste dann noch eine Durchfahrtsstrafe hinnehmen. "Es tut mir so leid, Jungs", funkte er an seine Crew, rettete danach aber immerhin seine WM-Führung. Als wäre auf dem Kurs, dem bislang der Ruf als Langweiler vorauseilte, nicht schon genug passiert, schlitzte Ricciardo Rosberg den Hinterreifen auf. Damit kam erstmals in dieser Saison kein Mercedes aufs Podium.

ck/tk (dpa)

Wie das Rennen in allen Einzelheiten verlief, können Sie hier noch einmal nachlesen: