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Vergessene Veteranen

24. Juli 2007

Veteranenverbände halten der US-Regierung "beschämende Versäumnisse" bei der medizinischen Versorgung von Kriegsheimkehrern vor. Auch die finanzielle Unterstützung sei ungenügend.

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Paul Sullivan, Direktor der "Veterans for Common Sense", Quelle: AP
Paul Sullivan, Direktor der "Veterans for Common Sense"Bild: AP
Soldaten im Irak, Quelle: AP
Soldaten im IrakBild: AP

Verbände von Irak- und Afghanistan-Veteranen haben am Montag (24.7.07) eine Sammelklage gegen die US-Regierung eingereicht. Sie werfen der Regierung vor, ihren ehemaligen Soldaten ungenügende finanzielle und medizinische Unterstützung zu leisten. Die Beantragung von Hilfen sei für viele ein "bürokratischer Alptraum", erklärten die Veteranenverbände, die die Klage im Namen von "hunderttausenden Männern und Frauen" bei einem Bezirksgericht in San Francisco im US-Bundesstaat Kalifornien einreichten. Manche Veteranen müssten bis zu zehn Jahre warten, bis ihre Ansprüche geklärt seien. Dies verstoße gegen die Verfassung.

Selbstmord nach Zurückweisung

Die am Montag bei einem Bezirksgericht in San Francisco (Kalifornien) eingebrachte Sammelklage stellt vor allem Mängel bei der Behandlung des Posttraumatischen Stresssyndroms heraus, berichtete die "Los Angeles Times" unter Berufung auf die Klageschrift. "Eine Reihe von Veteranen haben Selbstmord begangen, kurz nachdem sie von den Krankenhäusern abgewiesen wurden, weil sie für eine Behandlung nicht in Frage kamen oder die Wartezeit zu lang war", so die Anwälte der Veteranenverbände.

Jim Cook von "Veterans United for Truth", Quelle: AP
Jim Cook von "Veterans United for Truth"Bild: AP

Angesichts der hohen Zahl von verletzten Soldaten, die aus dem Irak oder Afghanistan in die USA zurückkehrten, sei das System "weitestgehend zusammengebrochen". Zudem sei das "archaische System" des Ministeriums für die Belange von Veteranen (VA) nicht für den Umgang mit dem so genannten Posttraumatischen Stresssyndrom geeignet, unter dem zahlreiche Kriegsheimkehrer leiden. Die Verbände beklagen, dass das Ministerium einige Antragsteller so lange verunsichere, bis sie vorherige psychische Probleme eingestünden und damit ihre Ansprüche verwirkten. Das VA und das Pentagon wiesen die Vorwürfe zurück.

"Unkalkulierbare Kosten"

"Wenn einer unserer Veteranen in ein VA-Krankenhaus kommt, muss er noch am selben Tag einen Arzt sehen", sagte der Direktor der klagenden Organisation Veterans for Common Sense, Paul Sullivan. "Wenn ein Kriegsveteran auf Hilfe angewiesen ist, weil er oder sie nicht arbeiten kann, dann muss er innerhalb weniger Wochen einen Scheck bekommen."

Sollten sich die Zustände nicht schnell ändern, befürchten die Kläger "unkalkulierbare Kosten für die Veteranen, ihre Familien und unsere Nation". Dazu zählten kaputte Familien, eine neue Generation arbeits- und obdachloser Veteranen sowie ein drastischer Anstieg von Alkohol- und Drogenkonsum.

Minister zurückgetreten

Erst letzte Woche hatte der US-Minister für Veteranen, Jim Nicholson, seinen Rücktritt angekündigt. Der 60-Jährige nannte private Gründe. In den vergangenen Monaten hatte es indessen eine Serie von Skandalen um die Behandlung von Irakkriegsveteranen gegeben. Unter anderem wurden Missstände in einem führenden Militärkrankenhaus zur Behandlung von verletzten Soldaten aufgedeckt.

Mit der Klage werden nach Angaben der Anwälte zwischen 320.000 und 800.000 Veteranen des Irak-Krieges vertreten. Ein Bundesgericht muss entscheiden, ob die Sammelklage als solche zugelassen wird. (stu)