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Verschleiß im Führungskampf

30. August 2008

Seit der Niederlage Ségolène Royals im Präsidentschaftswahlkampf streiten sich die französischen Sozialisten über ihren neuen Vorsitzenden. Nun hat ein weiterer Bewerber seinen Hut in den Ring geworfen.

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Bertrand Delanoe Bürgermeister von Paris(16.03.2007/AP)
Bertrand Delanoë wirft seinen Hut in den RingBild: AP

Mitte November steht der große Parteitag von Frankreichs Sozialistischer Partei (PS) in Reims an. Dort soll nicht nur die zukünftige Richtung der Sozialisten definiert, sondern auch ein neuer Parteivorsitzender gewählt werden. Denn François Hollande, der seit 2002 Generalsekretär ist, wird dann sein Amt abgeben. Schon im Mai hatte sich seine Ex-Lebensgefährtin Ségolène Royal öffentlich als Kandidatin auf den Posten erklärt.

Konkurrenz belebt das Geschäft

Ségolène Royal bei einer Rede
Mit Ségolène Royal will Delanöe nicht arbeitenBild: AP

Seit Dienstag hat sie nun einen weiteren offiziellen Konkurrenten: Bertrand Delanoë, seit sieben Jahren Bürgermeister von Paris. In einem Interview mit der Abendzeitung Le Monde erklärte er, er werde die Aufgabe des Parteichefs natürlich annehmen, wenn die Sozialisten sie ihm anvertrauten.

Der Zeitpunkt dieser Ankündigung war genau kalkuliert, das hat Delanoë auch offen zugegeben. "Es war der geeignete Augenblick, nach der Reflexionspause des Sommers und einigem Gedankenaustausch", erklärte er vor Journalisten. Er werde zur Einigung der Sozialisten beitragen, damit die Partei den Franzosen besser dienen könne und ihnen zeige, dass es eine wirksame linke Alternative gebe. "Jetzt werde ich mit allen arbeiten, ohne eine einzige Ausnahme", kündigte Delanoë an.

Noch-Parteichef ruft zur Einigung auf

Das stimmt allerdings nicht ganz: in seiner nachfolgenden Aufzählung aller Sozialisten, mit denen er arbeiten will, fehlte der Name Ségolène Royal. Die ist tatsächlich seine schärfste Konkurrentin. Innerhalb der Partei liegen sie nur zwei Prozentpunkte auseinander, er allerdings vor Royal. Bei den Franzosen allgemein gehört er zu den beliebtesten Politikern. Ginge es nach ihnen, würde er Ségolène weit hinter sich lassen, mit 27 gegen 18 Prozent. Das ergab eine kürzliche Umfrage.

Auch alle anderen Kandidaten liegen weit hinter Delanoë. Dazu gehören der Parteisprecher Julien Dray und der ehemalige Europaminister Pierre Moscovici. Die beiden sind ebenfalls offiziell Kandidaten. Die Bürgermeisterin von Lille und ehemalige Sozialministerin Martine Aubry könnte sich auch noch dazu gesellen. Parteichef François Hollande jedenfalls will sich bemühen, alle ins selbe Boot zu bringen. "Ich denke, meine Aufgabe ist es, all die, die dasselbe denken in der sozialistischen Partei, zusammen zu bringen, damit sie einen festen zentralen Block bilden, der eine Richtung weist", sagte Hollande auf dem Privatsender RTL.

Konkurrenz von links

Sozialistenführer Francois Hollande (04.07.2007/AP)
François Hollande wird sein Amt abgebenBild: AP

"Ich muss mit Bertrand Delanoë zusammen arbeiten, wir werden sehen, was Ségolène Royal tun wird", so Hollande weiter. Er appelliere an alle anderen, die dasselbe denken. "Wir müssen gemeinsame Sache machen, sonst kommt es zur Zersplitterung. Ich will, dass die Partei zum Saisonbeginn in Ordnung ist, mit einem neuen Team, das es ermöglicht, gemeinsam für die Zukunft des Landes zu arbeiten."

Ob das wirklich möglich ist, angesichts der zerstrittenen Fronten und Personen innerhalb der Partei, das bleibt abzuwarten. Nötig jedenfalls wäre es, denn auf der linken Flanke gibt es einen neuen ernstzunehmenden Konkurrenten: die neue sogenannte antikapitalistische Partei. Die hat der Trotzkist Olivier Besancenot aus der Taufe gehoben, nach Auflösung der LCR, der Ligue communiste révolutionnaire, die im Mai 68 gegründet worden war.