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Paar von Höxter tötete wohl weitere Frau

3. Mai 2016

Der Fall hat Entsetzen ausgelöst: Eine Frau antwortet auf eine Kontaktanzeige, wird mutmaßlich von einem Paar gefangen gehalten und brutal getötet. Nun gibt es Hinweise, dass sie nicht das einzige Opfer war.

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Das Haus des beschuldigten Paares in Höxter (Foto: Getty)
Das Haus des beschuldigten Paares in HöxterBild: Getty Images/A. Koerner

In Höxter ist offenbar eine weitere Frau getötet worden. Es handle sich um eine 33-Jährige aus Niedersachsen, die am 1. August 2014 nach "schwersten körperlichen Misshandlungen" im Haus eines in der vergangenen Woche festgenommenen Paars gestorben sei, sagte Oberstaatsanwalt Ralf Meyer in Bielefeld. Den Leichnam hätten die mutmaßlichen Täter in eine Tiefkühltruhe gelegt, dann in Stücke zerteilt und in einem Kaminofen verbrannt.

Diese Erkenntnisse stützen sich im Wesentlichen auf Aussagen der beschuldigten 47-Jährigen. Sie habe umfassende Angaben zum Tatgeschehen gemacht, sagte Oberstaatsanwalt Meyer. Sie und ihr 46-jähriger Partner sitzen wegen Totschlags in Untersuchungshaft. Der Mann sei Hartz-IV-Empfänger, sagte der Leiter der Mordkommission "Bosseborn", Ralf Östermann. Er habe die Taten abgestritten und alles auf seine Ex-Frau geschoben. Er sei bereits Mitte der 1990er Jahre zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt worden, so die Ermittler.

Achim Ridder, Pressesprecher Polizei Bielefeld, Ralf Östermann, Leiter Mordkommission und Ralf Meyer, Staatsanwaltschaft Paderborn am Dienstag bei einer Pressekonferenz
Achim Ridder, Pressesprecher Polizei Bielefeld, Ralf Östermann, Leiter Mordkommission und Ralf Meyer, Staatsanwaltschaft Paderborn am Dienstag bei einer PressekonferenzBild: picture-alliance/dpa/F. Gentsch

Die Polizei hat keine konkreten Hinweise, dass noch eine dritte Frau in dem Haus in Höxter gestorben ist, schließen ein drittes Opfer aber auch nicht aus.Weitere Frauen seien dort wohl misshandelt worden. Eine Frau aus dem Großraum Berlin sei namentlich bekannt, sagte Östermann. Sie sei zwar schwer verletzt gewesen, aber nicht so schlimm, dass es Außenstehenden sofort aufgefallen wäre, sagten die Ermittler. Die verletzte Frau sei von ihren Peinigern nach Braunschweig zum Bahnhof gebracht und dort in einen Zug nach Hause gesetzt worden.

Das gesamte Haus werde "quadratzentimeterweise" abgesucht, "um zu schauen, ob man Spuren anderer Frauen findet". Die Opfer hätten mit dem Paar "im Prinzip" gemeinsam im Haus gelebt, sagten die Ermittler. Es habe keinen separaten Raum gegeben. Wenn die Frauen aber "aufsässig" geworden seien, seien sie etwa an Heizkörper oder in der Badewanne gefesselt worden - oft die ganze Nacht.

Mitarbeiter der Spurensicherung am Tatort (Foto: dpa)
Mitarbeiter der Spurensicherung am TatortBild: picture-alliance/dpa/M. Kusch

Dem beschuldigten Paar ging es bei der Misshandlung nach Überzeugung der Ermittler nicht um sexuelle Motive, sondern darum, "Macht auszuüben". Der Mann soll das zuerst bekannt gewordene Opfer mit einer Kontaktanzeige geködert haben. Die Frau soll fast zwei Monate lang in dem Haus des Paares in einem dörflichen Vorort von Höxter in Ostwestfalen festgehalten worden sein und misshandelt worden sein. Die 41-Jährige aus Bad Gandersheim in Niedersachsen starb an Kopfverletzungen.

Offenbar wollte das Paar mit dem Auto die lebensgefährlich verletzte Frau zurück in ihre Wohnung bringen, um sich ihrer zu entledigen. Auf dem Weg dahin hatte ihr Wagen eine Panne, und sie riefen einen Rettungswagen. Zwei Stunden nach der Aufnahme in ein Krankenhaus in Northeim starb die Frau. Die Obduktion ergab eine Gewalttat als Todesursache.

In dem Fall liegt vieles im Dunkeln. So ist unklar, warum das Opfer nicht geflohen ist. Die 41-Jährige soll nach Angaben der Ermittler wiederholt mit ihren Peinigern auf der Straße gesehen worden sein.

stu/djo(afp, dpa)