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Sanktionen gegen Bogotá

6. März 2008

Nach dem kolumbianischen Angriff auf Rebellen in Ecuador spitzt sich die Lage zu: Venezuela und Ecuador stationieren Tausende Soldaten an der kolumbianischen Grenze - denn Ecuador sieht seine Souveränität verletzt.

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Ecoadors Truppen auf Weg zu Grenze Kolumbien (5.3.2008, Quelle: AP)
Aufmarsch beim Nachbarn - Ecador stationiert Tausende Soldaten an der kolumbianischen GrenzeBild: AP

Die venezolanischen Streitkräfte haben mittlerweile fast 9000 zusätzliche Soldaten an der Grenze zu Kolumbien aufmarschieren lassen. Der venezolanische Präsident Hugo Chavez kündigte außerdem Wirtschaftssanktionen gegen das Nachbarland an. Der Handel werde eingeschränkt, Venezuela wolle keine kolumbianischen Investitionen mehr, erklärte Chavez am Mittwoch (5.3.2008). In Ecuador gab es keine genauen Angaben über den Umfang des Militäraufmarsches. In unbestätigten Medienberichten war von 3200 Soldaten die Rede. Sowohl Ecuador als auch Venezuela hatten schon zuvor die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien abgebrochen.

Rafael Correa (r.) und Hugo Chavez in Caracas (5.3.2008, Quelle: AP)
Sind sich einig in der Verurteilung Kolumbiens - Chavez (l.) und CorreaBild: AP

Den Schlag gegen die kolumbianischen Rebellen auf dem Gebiet Ecuadors nannte Chavez ein Kriegsverbrechen. Gemeinsam mit dem ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa forderte er eine explizite Verurteilung des Angriffs durch die internationale Gemeinschaft. Ecuador werde nicht ruhen, bevor es zu einer Verurteilung Kolumbiens gekommen sei, sagte Correa. Sollte die internationale Gemeinschaft sich nicht entsprechend positionieren, werde Ecuador "für den Respekt seiner Souveränität sorgen", betonte Correa. Dabei sei sein Land bereit, "bis zur letzten Konsequenz" zu gehen.

Angriff auf FARC-Vize Reyes Auslöser

Die Kämpfer der Rebellengruppe Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (FARC) ziehen sich immer wieder in Lager nach Ecuador und Venezuela zurück, um Angriffen der kolumbianischen Armee zu entgehen. Am Wochenende hatten kolumbianische Soldaten ein FARC-Lager auf ecuadorianischem Boden angegriffen und dabei den Vize-Chef der Rebellen, Raúl Reyes, sowie 21 weitere Rebellen getötet. Nach der Bombardierung waren kolumbianische Bodentruppen nach Ecuador eingedrungen, um Reyes' Leiche nach Kolumbien zu bringen.

Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) kritisierte den Angriff. In einer von Venezuela und Ecuador eingebrachten und am Mittwoch in Washington verabschiedeten Resolution hieß es, der Schlag sei eine Verletzung der Souveränität Ecuadors. Eine formelle Verurteilung der Aktion sprachen die Mitgliedsstaaten jedoch nicht aus. Als einzige OAS-Nation versicherten die USA Kolumbien ihre rückhaltlose Unterstützung. Kolumbien beklagt, dass Ecuador und Venezuela kolumbianischen Rebellen Unterschlupf gewähren.

Sarkozy will auch vermitteln

Ecoadors Truppen an der Grenze zu Grenze Kolumbien (5.3.2008, Quelle: AP)
Ecuador hat nach Schätzungen 3200 Soldaten aufmarschieren lassenBild: AP

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy forderte die FARC derweil dazu auf, die seit sechs Jahren entführte Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt freizulassen. Mit dieser Aktion könne die FARC ein Zeichen setzen, dass sie keine Terrororganisation sei, erklärte Sarkozy in einer am Mittwoch im kolumbianischen Fernsehsender RCN ausgestrahlten Ansprache. Betancourt, die sowohl die kolumbianische als auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde im Jahr 2002 verschleppt. Sarkozy erklärte, ihre Freilassung sei ihm selbst eine persönliche Verpflichtung und eine nationale Angelegenheit für Frankreich.

Sarkozy bot zudem seine Vermittlung in dem Konflikt zwischen Kolumbien und den anderen Staaten der Region an. Er werde bald Brasilien besuchen und sei dann auch bereit, nach Kolumbien und Venezuela zu reisen, um die Spannungen zu mildern.

US-Verteidigungsminister Robert Gates versuchte angesichts des venezolanischen Militäraufmarsches an der Grenze zu Kolumbien, Befürchtungen über einen drohenden bewaffneten Konflikt zu zerstreuen. "Meine persönliche Meinung ist, dass die Wahrscheinlichkeit eines militärischen Konflikts relativ gering ist", sagte Gates. Er halte es für unwahrscheinlich, dass es zu Kämpfen zwischen den Armeen beider Länder komme. Befragt über eine mögliche Unterstützung der USA für Kolumbien im Falle eines Konfliktes sagte Gates weiter, dass "die Kolumbianer gut selbst auf sich aufpassen können". (mg)