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"Brüderlicher Besuch"

8. September 2013

Die Querelen um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst dauern schon geraume Zeit. Jetzt schlagen die Wellen so hoch, dass der Vatikan einen hochrangigen Diplomaten schickt. Der soll das "brüderliche Gespräch" suchen.

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Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg (Hessen), vor der Kapelle des Neubaus des Bischofssitzes . (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Nun greift auch der Vatikan in den lange schwelenden Konflikt um die Amts- und Lebensführung des Bischofs von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst ein. Kardinal Giovanni Lajolo werde zu einem "brüderlichen Besuch" nach Hessen kommen, heißt es in einem Schreiben des Präfekten der Bischofskongregation, Marc Quellet, an van Elst, das die Pressestelle des Bistums jetzt veröffentlichte.

Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" kommt Lajolo am Montag als "Apostolischer Visitator" nach Limburg, um sich vor Ort im Gespräch mit Bischöfen, und Mitgliedern der Bistumsleitung ein Bild zu machen. Der 78-jährige Kardinal war schon Regierungschef des Vatikans sowie Botschafter des Heiligen Stuhls in Berlin. In dieser Funktion geriet er mehrfach mit dem Kölner Kardinal Joachim Meisner aneinander.

Keine "Apostolische Visitation"

Der Limburger Bistumssprecher Stephan Schnelle wie auch Vatikansprecher Frederico Lombardi bestätigten den Besuch. Schnelle betonte aber, der Besuch sei lediglich eine "unterstützende Antwort" des Vatikans auf den Besuch Tebartz-van Elsts Ende August in Rom. Lajolo plane weder eine Untersuchung noch eine Absetzung. Es gehe um ein "brüderliches Gespräch".

Der Limburger Dom (Foto: fotolia)
Der Amtssitz von Tebartz-van Elst: der Limburger DomBild: Fotolia

Allerdings hatte der Bischof am 30. August, also zwei Tage nach seinem Rombesuch, im Vatikan selbst um eine "Apostolische Visitation" gebeten. Sein Ziel war nach Angaben von Kardinal Quellet, "der gegenwärtigen, durch inneren wie äußeren Unfrieden gekennzeichneten Situation im Bistum Limburg zu begegnen."

Nachdem Quellet das Anliegen Papst Franziskus vorgetragen hatte, teilte er Tebartz-van Elst mit, der Heilige Stuhl habe vollstes Vertrauen in seine Amtsführung und sehe daher auch keinen Anlass für eine Apostolische Visitation. Gleichwohl seien die Ausführungen des Bischofs ernst zu nehmen und die Reaktionen in den Medien nicht zu übersehen.

Gläubige beklagen Führungsstil und Prunksucht

Daher entsende der Pontifex Lajolo zu einem brüderlichen Besuch. Der Kardinal werde Gespräche führen, "um wachen Auges auf die Gegebenheiten ihrer Ortskirche zu schauen, die Geister zu unterscheiden helfen, gegebenenfalls brüderlich zu ermahnen, vor allem aber um ihren bischöflichen Dienst zu stützen und zum Frieden und zur Einheit zu ermutigen."

Viele Gläubige werfen ihrem Bischof einen autoritären Führungsstil vor. Im März vergangenen Jahres klagte eine Gruppe namhafter Priester über ein "Klima lähmender Furcht". Andere kritisieren zu viel Prunk in den Gottesdiensten, explodierende Kosten beim Neubau des Bischofssitzes und einen Erste-Klasse-Flug nach Indien. In diesem Zusammenhang ermittelt die Hamburger Staatsanwaltschaft wegen der Verdachts einer falschen eidesstattlichen Erklärung.

gmf/haz (afp, dpa, epd, kna)