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Go Germany!

Interview: Alexandra Reinsberg, Washington31. Januar 2014

Modern und zukunftsgerichtet - das Bild, das Amerikaner von Deutschland haben, ist laut einer neuen Umfrage so gut wie nie zuvor. Studienleiter Andrew Hare erklärt im DW-Interview, warum die Deutschen so beliebt sind.

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Deutschland USA Flagge (Foto: imago/Seeliger)
Bild: imago/Seeliger

DW: Die Ergebnisse Ihrer Studie sind überraschend gut ausgefallen für Deutschland. Unser Ansehen bei den Amerikanern ist so hoch wie nie zuvor. Wie erklären Sie das?

Andrew Hare: Vieles davon ist verbunden mit der Wahrnehmung der Deutschen in der Eurokrise. Deutschland hat dabei seinen Führungsanspruch bewiesen, und Angela Merkel ist extrem beliebt, nicht nur in Europa, sondern auch in den USA. Die USA sehen in Deutschland eine Art Leuchtturm der EU, das zeigt unsere Studie. Wir teilen dieselben Werte, sind Handelspartner. Die Beliebtheit der Deutschen hat die höchsten Werte seit dem Mauerfall. Die Amerikaner sehen Deutschland ganz klar an der Spitze von Europa.

Sie sagen, Angela Merkel ist in den USA extrem beliebt. Wie äußert sich das?

Angela Merkel wird sogar bei der Saturday Night Live Show (US-Comedy show - die Red.) parodiert, ihr Einfluss ist enorm. Sie wird als eine der großen Figuren auf der internationalen Bühne wahrgenommen. Besonders nach den NSA-Enthüllungen und ihrem angekündigten Treffen mit Präsident Obama. Hier in Amerika wird sie von den liberalen Anhängern genauso bewundert wie von den sehr konservativen. Ein lustiger Fakt, der aber irgendwie auch Sinn macht.

Das müssen sie erklären…

Die eher liberalen, linksgerichteten Amerikaner finden das deutsche Wohlfahrtssystem gut und den Umweltschutz zum Beispiel. Die rechten Parteien, also die Tea-Party-Anhänger, mögen den Sparkurs und, dass die Deutschen ihre Finanzen im Griff haben und dasselbe mit den europäischen Finanzen versuchen. Die Wahrnehmung von Deutschland wird mit jedem Jahr positiver, das ist eine große Chance.

Obwohl Deutschland so beliebt zu sein scheint, die deutsch-amerikanischen Beziehungen schätzen viele Amerikanern schlechter ein als noch vor zwei Jahren. Welchen Anteil haben Snowdens Enthüllungen daran?

Wir haben die Umfrage gemacht, kurz nachdem bekannt wurde, dass Merkels Telefon abgehört wurde. Und das ist ganz klar ein großes Thema. Momentan - ich denke das kann man so sagen - findet viel politisches Theater auf der Bühne statt. Es wird also darauf ankommen, wie groß Deutschland das Thema aufzieht. Die Amerikaner sind empört, die Deutschen verständlicherweise auch, aber die Frage ist, ob die Regierungen darüber hinwegkommen und sich einigen können.

Andrew Hare (Copyright: Andrew Hare)
Andrew HareBild: Andrew Hare

Die Studie hat auch gezeigt, dass sich Amerikaner von den US-Medien mehr Berichterstattung über Deutschland wünschen. Wie ist Deutschland denn bisher vertreten?

Ich würde sagen, in den Medien ist unser Fokus sehr nach innen gerichtet. Wir denken sehr häufig erst mal an uns. Aber wir leben in einer Gesellschaft, die sozial verflechtet ist und deren Technologie jeden Tag wächst. Die Leute wissen, was da draußen los ist, sehen was in Europa und in der Welt passiert. Und die neue Generation fragt sich: "Moment mal, warum höre ich nicht mehr bei uns darüber?" Das ist eine große Chance für Journalisten und Medien hier in den USA. Sie sollen Deutschland ja nicht hochloben, sie sollen nur mehr über Deutschland berichten.

Was bedeuten die positiven Umfragewerte für deutsche Unternehmen in den USA?

In Bezug auf die Wirtschaft widersprechen sich die Ergebnisse ein bisschen. Auf der einen Seite sagen viele Amerikaner, Deutschland ist ein guter Wirtschaftspartner, mit dem die USA zusammenarbeiten sollten. Das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) kann dabei extrem wichtig werden. Viele Amerikaner wissen aber nicht, wie dieses Abkommen aussehen wird und fürchten, dass das TTIP durch den Import und Export Jobs in Amerika kosten könnte. Das muss sich jetzt herauskristallisieren. Die Leute lieben aber deutsche Ingenieurstechnologie, die Deutschen werden hier als führend angesehen. Die Amerikaner wollen auf jeden Fall mehr davon und, wenn sie es schon von jemandem kaufen, dann von jemandem mit dem sie dieselben Werte teilen.

Denken Sie, dieser positive Deutschland-Trend wird sich auch in Zukunft fortsetzen?

Traditionell ist die deutsch-amerikanische Verwurzelung noch sehr stark in den USA. Aber wir sehen schon jetzt, dass die kommenden Generationen eine multikulturellere Gesellschaft formen werden. Die jüngeren Menschen aus den verschiedensten Kulturen kennen Deutschland nicht mehr so gut. Die Frage ist, wie kann Deutschland, das selbst altert, die guten Beziehungen zu den Amerikanern, die tendenziell jünger werden, aufrecht erhalten?

Sagen Sie es uns.

Die Daten sagen: Macht weiter wie bisher. Es ist ziemlich klar, dass die USA momentan auf Inlandsthemen fokussiert sind, wir werden die Eurokrise also in der nächsten Zeit nicht lösen. Wir fänden es aber toll, wenn Deutschland das übernehmen könnte. Die Studie zeigt, dass Deutschland in der Wahrnehmung der Amerikaner an erster Stelle steht, wenn es um internationale Länder geht, die unsere Werte teilen, obwohl sie nicht unsere Sprache sprechen.

Ich denke, Amerika sieht viele Gemeinsamkeiten, wenn es um Wirtschaft geht, in der Verteidigungs- und Außenpolitik. Das ist eine enorme Chance. Wie kann Deutschland das nutzen in Bezug auf unsere multikulturelle Gesellschaft? Ich denke, das geht nur, wenn ihr weiter die Führungsrolle übernehmt und kommuniziert: Deutschland ist ein tolles Land, kommt und besucht uns.

Andrew Hare ist Leiter der Studie "American Perceptions of Germany in a Changing World."1.517 Amerikaner haben in der Studie ihre Meinung geäußert. In Auftrag gegeben wurde die MAGID-Studie von der Deutschen Botschaft Washington. 59 Prozent der Amerikaner haben demnach einen exzellenten oder guten Eindruck von Deutschland, nur 6 Prozent haben einen schlechten Eindruck. Nach Großbritannien und Kanada halten die Amerikaner Deutschland für ihren drittwichtigsten internationalen Partner. In Bezug auf Europa trauen die Amerikaner den Deutschen am meisten zu. Deutschland sei am besten in der Lage, Europa aus der Eurokrise zu führen.

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