1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

US-Wirtschaft ist im dritten Quartal stark gewachsen

29. Oktober 2020

Die USA verzeichnen nach einem historischen Konjunktureinbruch wegen der Corona-Pandemie eine deutliche wirtschaftliche Erholung. Das wird wenige Tage vor der Abstimmung auch den Wahlkämpfer Trump freuen.

https://p.dw.com/p/3kbD2
Symbolbild: US-Arbeitsmarkt - Arbeiter
Bild: Getty Images/B. Pugliano

Die US-Wirtschaft hat nach dem Corona-bedingten Einbruch im Frühjahr im Sommer-Quartal wieder kräftig Boden gutgemacht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Juli bis September auf das Jahr hochgerechnet im Rekordtempo um 33,1 Prozent, wie das Handelsministerium in Washington am Donnerstag und damit nur wenige Tage vor den US-Präsidentenwahl mitteilte. Experten hatten lediglich einen Zuwachs um 31,0 Prozent erwartet, nach einem Minus von 31,4 Prozent im Frühjahr. Umgerechnet in die in Europa übliche Betrachtungsweise entspräche das einem Plus von etwa 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.

Der Konsum erwies sich im Sommer als Motor des Aufschwungs: Er legte  annualisiert um 40,7 Prozent zu, nachdem wegen der Kontaktbeschränkungen und steigender Arbeitslosigkeit im Frühjahr noch ein Minus von 33,2 Prozent zu verzeichnen war. Exporte und Investitionen gingen im Sommer ebenfalls kräftig nach oben. Auch wenn sich im Sommer eine konjunkturelle Besserung abzeichnete, machen sich angesichts des Corona-Infektionsgeschehens wieder Ängste vor einem erneuten Rückschlag für die Wirtschaft breit. Dies setzte zuletzt auch der Wall Street zu.

Daten spielen Trump in die Hände

Die Daten zeigen die Erholung der US-Wirtschaft nach der weitgehenden Stilllegung des öffentlichen Lebens wegen der Pandemie im zweiten Quartal. Zum Teil sind die beeindruckenden Zahlen aber auch ein Effekt der Statistik: Im Vergleich mit dem verheerenden zweiten Quartal sieht das Wachstum beeindruckend aus. In absoluten Zahlen würde die Wirtschaftsleistung aufs Jahr hochgerechnet nun bei 21,15 Billionen US-Dollar liegen. Das wäre etwas niedriger als der im ersten Quartal, also vor der Pandemie, berechnete Wert von 21,56 Billionen Dollar. Die Bekanntgabe der Daten wenige Tage vor der US-Wahl dürfte sofort zum Politikum werden: Präsident Donald Trump, der sich am Dienstag um eine zweite Amtszeit bewirbt, hatte seinen Anhängern im Wahlkampf bereits ein Rekordwachstum versprochen.

Trump liegt in Umfragen derzeit zurück. Er dürfte die Wachstumsdaten nun als Beweis dafür anführen, dass er die Wirtschaft gut durch die Corona-Krise gebracht habe. Die Notenbank Federal Reserve (Fed) warnt jedoch, dass die Entwicklung der Wirtschaft inzwischen vom Virus abhängig sei. Die Fed erwartet für das Jahr 2020 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 3,7 Prozent - was einer schweren Rezession entspricht. In Bezug auf die Pandemie sieht es eher schlecht aus: Die Zahl der täglichen Neuinfektionen ist zuletzt im Schnitt wieder auf rund 70 000 gestiegen, Tendenz steigend. Am Mittwoch waren es 79 000. Erste Städte haben bereits neue Corona-Auflagen erlassen. Daten der Universität Johns Hopkins zufolge gibt es in dem Land mit 330 Millionen Einwohnern bislang fast 8,9 Millionen bestätigte Coronavirus-Infektionen. Mehr als 227 000 Infizierte starben bislang - mehr als in jedem anderen Land der Welt.

Erneut beantragen Hunderttausende Arbeitslosenhilfe

Im ersten Quartal war das BIP infolge der Lockdowns auf das Jahr hochgerechnet um 31,4 Prozent eingebrochen, was einem Minus von neun Prozent im Vergleich zum Vorquartal entsprach. Das war der schärfste Wirtschaftseinbruch seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch der Arbeitsmarkt war brutal eingebrochen. Die Arbeitslosenquote schnellte im April auf fast 15 Prozent, den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. Bis September sank sie wieder auf 7,9 Prozent. Vor der Pandemie hatte die Quote bei 3,5 Prozent gelegen, dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten.

Neuesten Zahlen zufolge haben erneut mehr als 700.000 Menschen einen Neuantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt. In der Woche bis 24. Oktober lag die Zahl der Erstanträge bei 751 000, rund 40 000 weniger als in der Vorwoche, wie das Arbeitsministerium in Washington am Donnerstag mitteilte. Die Neuanträge spiegeln die kurzfristige Entwicklung des Arbeitsmarkts in der weltgrößten Volkswirtschaft wider. Unmittelbar vor der Corona-Pandemie hatte die Zahl meist bei rund 200 000 pro Woche gelegen. Die Arbeitslosenquote war im September auf 7,9 Prozent zurückgegangen. Die Oktober-Daten werden erst Ende nächster Woche veröffentlicht.

hb/dk (dpa,rtr,afp)