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US-Journalistin Alsu Kurmasheva bleibt in russischer Haft

23. Oktober 2023

Die in Russland festgenommene Journalistin des US-Senders Radio Free Europe/Radio Liberty muss bis Anfang Dezember in U-Haft bleiben. Sie wird beschuldigt, sich nicht als "ausländische Agentin" registriert zu haben.

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Russland: Journalistin Alsu Kurmasheva und ihr Anwalt Edgar Matevosyan beim Gerichtsprozess in Kazan (20.10.2023)
Alsu Kurmasheva und ihr Anwalt während des Gerichtsprozesses in Kazan (am Freitag)Bild: Alexey Nasyrov/REUTERS

Nach der Festnahme des US-Reporters Evan Gershkovich ist eine weitere Journalistin aus den Vereinigten Staaten in Russland in Haft genommen worden. Ein russisches Gericht ordnete für die US-russische Journalistin Alsu Kurmasheva Untersuchungshaft an. Laut Berichten russischer Nachrichtenagenturen soll sie zunächst bis zum 5. Dezember im Gefängnis bleiben. Damit folgten die Richter der Argumentation der Staatsanwaltschaft, die Kurmasheva vorwirft, sich nicht als "ausländische Agentin" registriert zu haben. Dafür drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Alsu Kurmasheva wohnt sie zusammen mit ihrem Mann und zwei jugendlichen Kindern in Prag. Sie hat die russische sowie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft und arbeitet für den Sender Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL), der vom US-Kongress finanziert wird. Russland bezeichnet den Sender als "ausländischen Agenten". Das bedeutet, dass er ausländische Mittel für Aktivitäten erhält, die als politisch gelten.

Hartes Vorgehen gegen kritische Medien

Wer in Russland als "ausländischer Agent" gelistet ist, muss mit zahlreichen Nachteilen rechnen. Die Einstufung soll Misstrauen gegen sie schüren und ihre Arbeit in Russland erschweren. Insbesondere seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine vor 20 Monaten geht Russland hart unter anderem gegen kritische Medien vor.

Zentrale von Radio Free Europe/Radio Liberty in Prag )2009)
RFE/RL-Zentrale in Prag (Archiv): Sendung von Kurmasheva-Berichten über Minderheiten in Tatarstan und BaschkortostanBild: Michal Cizek/AFP

Kurmasheva war am vergangenen Mittwoch in Kasan in der Region Tatarstan festgenommen worden. Nach Angaben ihres Senders berichtete die Journalistin lange Zeit über Minderheiten in den russischen Republiken Tatarstan und Baschkortostan. Im vergangenen Jahr war Kurmasheva zudem Mitherausgeberin eines Buches mit dem Titel "Sag Nein zum Krieg" - eine Sammlung von Interviews und Geschichten von Russen, die sich gegen Russlands Angriff auf die Ukraine wehren.

RFL/RL verlangt sofortige Freilassung

Nach Verhängung der U-Haft forderte Kurmashevas Arbeitgeber RFL/RL die sofortige Freilassung der Journalistin. "Wir sind zutiefst enttäuscht über den Ausgang der heutigen Anhörung", sagte Senderchef Jeffrey Gedmin. Bereits in der vergangenen Woche hatte US-Außenamtssprecher Matthew Miller deutlich gemach, die Verhaftung Kurmashevas scheine "ein weiterer Fall von Schikanen der russischen Regierung gegenüber US-Bürgern" zu sein. Die Regierung in Moskau wies den Vorwurf zurück. "Es gibt US-Bürger, die gegen Gesetze verstoßen und gegen diese werden entsprechende Maßnahmen ergriffen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Kurmashevas Festnahme ist bereits die zweite Festnahme eines US-Medienvertreters in Russland in diesem Jahr: Im März war der Reporter Evan Gershkovich wegen Spionagevorwürfen festgenommen worden. Der Journalist, seine Familie, dessen Arbeitgeber das "Wall-Street-Journal" und die US-Behörden weisen die Spionage-Anschuldigungen zurück. Ende August verlängerte das Gericht Gershkovichs Untersuchungshaft bis zum 30. November.

uh/AR (dpa, afp, rtr)