1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Urteil gegen Reporter in Myanmar vertagt

27. August 2018

Der Prozess gegen die beiden Journalisten der Nachrichtenagentur soll nun erst kommende Woche enden. Kyaw Soe Oo und Wa Lone drohen bis zu 14 Jahre Haft. Sie sollen angeblich staatliche Dokumente gestohlen haben.

https://p.dw.com/p/33omb
Inhaftierte Journalisten in Myanmar
Die Journalisten Wa Lone (l.) und Kyaw Soe Oo im Reuters-Büro in RangunBild: Reuters/A. Wang

In Myanmar ist das Urteil gegen zwei inhaftierte Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters um eine Woche vertagt worden. Das Gericht in der ehemaligen Hauptstadt Rangun begründete dies mit einer Erkrankung des Vorsitzenden Richters. Die Entscheidung des Gerichts soll nun am 3. September bekanntgegeben werden.

Der 32-jährige Reporter Wa Lone und sein 28-jähriger Kollegen Kyaw Soe Oo stehen wegen des Vorwurfs der "illegalen Informationsbeschaffung" vor Gericht. Sie waren im Dezember verhaftet worden, als sie für einen Artikel über die Ermordung von zehn Männern und Jungen recherchierten, die der muslimischen Minderheit der Rohingya angehörten. Daraufhin wurden sie im Dezember 2017 festgenommen. Seitdem sitzen sie im berüchtigten Insein-Gefängnis in Yangon ein. 

Weltweite Kritik am Prozeß gegen Journalisten

Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Männern vor, gegen ein Gesetz zu Staatsgeheimnissen aus der Kolonialzeit verstoßen zu haben. Darauf stehen bis zu 14 Jahre Haft. Die Journalisten weisen die Vorwürfe zurück. "Wir haben die Wahrheit auf unserer Seite, und wir haben nichts verkehrt gemacht", sagte Wa Lone, während er von Soldaten aus dem Gericht geführt wurde. Vor dem Gerichtsgebäude hatte sich eine Menge aus Diplomaten, Medienvertretern und Unterstützern in Erwartung eines Urteils versammelt.

Myanmar - Inhaftierter Reuters-Journalist Wa Lone - Demonstration in Pathein
Journalisten in Myanmar demonstrieren gegen die Verhaftung der Reuters-Journalisten Wa Lone und Kyaw Soe Oo (Archivbild)Bild: Reuters

International gibt es viel Kritik an dem Prozess gegen die Reuters-Journalisten. Prominente weltweit hatten sich für ihre Freilassung eingesetzt. Kritiker befürchten eine weitere Verschlechterung der Pressefreiheit in Myanmar. Auch die USA und die EU fordern die Freilassung der Journalisten. Ihr Anwalt spekulierte, die Vertagung des Urteils könnte mit dem internationalen Interesse an dem Fall zusammenhängen.

Stellte die Polizei eine Falle?

Ein Polizist hatte im April ausgesagt, er habe die Journalisten bei ihren Recherchen in eine Falle gelockt. Ein Polizeichef habe angeordnet, eine Verabredung zur Übergabe geheimer Dokumente zu arrangieren. Zudem habe es den Befehl gegeben, Wa Lone unmittelbar nach dem Treffen in einem Restaurant festzunehmen. Bei einem Scheitern des Plans sei den Beamten selbst mit Gefängnis gedroht worden.

Myanmar und seine Regierungschefin, Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, stehen wegen des Vorgehens des Militärs gegen die muslimischen Rohingya international in der Kritik. Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf will dazu an diesem Montag einen Bericht vorstellen.

Exodus der Rohingya

Die Minderheit der Rohingya wird in Myanmar seit langem diskriminiert. Die Lage eskalierte im vergangenen Jahr, nachdem Rohingya-Rebellen bei Angriffen rund ein Dutzend Sicherheitskräfte getötet hatten. Das Militär reagierte mit brutaler Gegengewalt und zerstörte zahlreiche Dörfer der Muslime. Mehr als 700.000 Rohingya flohen seit vergangenem August vor dem Militär ins Nachbarland Bangladesch.

Bangladesch Rohingya-Proteste im Kutupalong-Flüchtlingscamp
Rohingya-Frauen protestieren erinnern am Jahrestag an ihre Flucht aus Myanmar nach Bangladesch (Archivbild)Bild: Reuters/M.P. Hossain

Die UN stufen das Vorgehen gegen die Rohingya als "ethnische Säuberung" ein. Im März sprach die UN-Sonderberichterstatterin für Myanmar, Yanghee Lee, erstmals von einem "Völkermord". Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen wurden allein im ersten Monat der Gewalt 6700 Rohingya getötet.

cw/sti (dpa, afp)