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Unterricht in guter Regierungsführung

17. Mai 2010

Sie stammen aus Kenia, Kamerun oder Uganda und studieren in Deutschland. Als verantwortungsbewusste Führungskräfte sollen sie in ihre Heimat zurückkehren. Das will der DAAD mit dem Good Governance Netzwerk erreichen.

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Gemeinsames Lernen für afrikanische StudentenBild: sitou@wassnett.com

Sie kennen sich erst seit wenigen Tagen, aber das merkt man ihnen nicht an: Die jungen Akademiker, die sich um die Tische im Seminarraum gruppiert haben, diskutieren unterschiedliche Methoden der Gesprächsführung. Höflich, engagiert, vertraut.

Mittler zwischen den Kulturen

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Die TeilnehmerBild: sitou@wassnett.com

Die 32 Afrikaner wurden vom Deutschen Akademischen Austausch Dienst in das "African Good Governance Network" berufen. Damit will der DAAD die in Deutschland ausgebildeten Akademiker auf ihre künftige gesellschaftliche Verantwortung in ihren Heimatländern vorbereiten. "Für uns sind diese Teilnehmer ganz hervorragende Mittler zwischen Deutschland und den afrikanischen Ländern", sagt Programmkoordinator Andreas Hettiger. Die afrikanischen Studenten setzen sich in dem Seminar auch mit dem deutschen politischen System auseinander.

Eigeninitiative gefragt

Mittler sein zwischen Deutschland und den afrikanischen Ländern, für Wassiou Sitou aus Togo ist das längst selbstverständlich. Der 31-Jährige hat in München Informatik studiert und gerade seine Promotion abgeschlossen. Das Studium in Deutschland hat ihn nicht davon abgehalten, sich auch weiter für sein Heimatland zu engagieren. Und zwar noch bevor das "African Good Governance Network" überhaupt gegründet wurde. Er hat als Student mit sechs Kommilitonen einen Verein gegründet, der Kindern aus armen Familien den Schulbesuch ermöglicht. "Ich war schon selbst auf dem Weg zu erkennen, dass Bildung das Wesentliche ist", sagt Wassiou. Das Netzwerk für gute Regierungsführung sei dann einfach eine Verlängerung seiner Ziel gewesen, sagt er.

Förderung von persönlichen Fähigkeiten

Genau solches Engagement von jungen Afrikanern will der DAAD mit Trainings und Seminaren im Rahmen des Netzwerks unterstützen. Etwa 100.000 Euro pro Jahr stellt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zur Verfügung. Das Geld geht in Seminare und Fortbildungen, aber auch in das "Personal Skills Training", in dem die Teilnehmer Rhetorik, Entscheidungsfindung und Präsentationstechniken lernen sollen.

African Good Governance Network Seminar
Präsentationstechniken stehen auch auf dem PlanBild: sitou@wassnett.com

Martin Adelmann vom Arnold-Bergsträsser-Institut Freiburg begleitet die Akademiker bei den Treffen, die dreimal im Jahr stattfinden. "Wenn die Teilnehmer zurück in Afrika sind und eine entsprechende gesellschaftliche Position haben – sei es in der Politik, in der Verwaltung, an Hochschulen oder auch in der Zivilgesellschaft – sollen sie sich entsprechend einbringen können", sagt er. Dazu gehöre auch, vorhandene Netzwerke in Deutschland zu nutzen, um zu Good Governance in Afrika beizutragen.

Das Versagen der Eliten

Die gute Regierungsführung sei nach wie vor ein Hauptproblem, sagt der Politikwissenschaftler Adelmann. Mit Blick auf die Entwicklung in Afrika könne man von einem Elite-Versagen sprechen. "Es gibt das Phänomen, sobald in Afrika die Opposition an die Macht kommt, verhält sie sich wie die vorherige Regierung. Das heißt, 'good governance' sind hehre Prinzipien, die in der Regel aber von den regierenden Eliten nicht eingehalten werden."

Das hat auch Judy Smith-Höhn beobachtet. Die 31-Jährige Südafrikanerin hat gerade in Leipzig ihre Promotion in Politikwissenschaft abgeschlossen und arbeitet mittlerweile für eine Nichtregierungsorganisation in Prätoria. Der Regierungsführung in Südafrika traut sie noch nicht. Das Lande habe eine noch sehr junge Demokratie, bei der es an vielen Stellen hake, sagt sie.

Von dem African Good Governance Network ist Judy Smith-Höhn angetan. Die Südafrikanerin wurde gleich nach der Gründung des Netzwerks vor zwei Jahren in das AGGN berufen – und hat gute Erfahrungen damit gemacht. "Ich habe Verbindung mit Afrikanern aus anderen Ländern, mit denen ich nicht unbedingt Kontakt haben würde, zumal viele von denen auch nicht aus den gleichen Disziplinen sind." Und sie freut sich über die Möglichkeit, regelmäßig nach Deutschland kommen zu können, wo sie ihre Kollegen aus den Seminaren dann wiedertrifft.

Autorin: Anne Allmeling/Redaktion: Christine Harjes