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Unternehmen Fußballclub

Anne-Katrin Mellmann2. Mai 2006

In der mexikanischen Fußball-Liga kann man gutes Geld verdienen. Hier gibt es keine Fußballvereine, sondern nur Clubs, die Unternehmen gehören.

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Brauereien und Fußballmannschaften ergänzen sich gut

Es spielt sich gut in Mexiko: Denn wo sonst gehören fast alle Nationalspieler der Nationalliga an und spielen nicht im Ausland? Hauptgrund sind die finanziellen Anreize: In keinem anderen Land Lateinamerikas verdient ein Fußballspieler so viel Geld wie hier. Die Argentinier Gaetan und Franco haben das gewusst und freuen sich nun über Jahresgehälter von bis zu 1,8 Millionen Dollar. Übertroffen werden sie nur vom Ex-Nationalheld Cuautémoc Blanco mit zwei Millionen Dollar.

Diese Einkommen machen Mexiko attraktiv für Spieler aus dem In- und Ausland - und auch etwas träge."In Mexiko werden sie sehr gut bezahlt. Weshalb sollten sie gehen? Um in Deutschland zu leiden? Die Sprache! Die Deutschen! Sie sind hart, stark und grob, sie treten zu... Und dann das Essen: Würste, Kartoffeln, Gemüse, die Kälte, der Winter, die Disziplin...", meint José Ramón Fernandez, Fußballkommentator Nummer Eins. "Hier geht es ihnen gut: sie verdienen das gleiche und es wird weniger von ihnen verlangt. Die meisten bleiben hier und machen sich eine schöne Zeit."

Spielen für Bier und Fernsehen

Cuauhtemoc Blanco
Gehalt von zwei Millionen Dollar: Cuauhtemoc BlancoBild: AP

In Mexiko, dem Land, in dem Ballspiele schon vor über 4000 Jahren bekannt waren, existiert eine der ältesten Fußball-Ligen der Welt: 1903 gegründet, mit traditionell guten Kontakten zur Wirtschaft, war sie schon in den 1940-er Jahren ein begehrter Arbeitgeber. Heute gehören in Mexiko fast alle Fußballclubs einem oder mehreren Unternehmen. Die Brauerei Modelo, Hersteller der Marke Corona, hat gleich acht Fußball- und Basketballclubs. Erstligaverein Cruz Azul ist in Besitz des gleichnamigen Zementfabrikanten und der bekannteste, am besten zahlende Club "America" ist neben zwei weiteren Clubs Eigentum des mächtigen Fernsehsenders Televisa.

In den letzten 12 Jahren, seit Mexiko der Nordamerikanischen Freihandelszone Nafta angehört, haben viele Unternehmen noch mehr Geld für Fußballclubs übrig. Bis zu 15 Millionen US-Dollar pro Saison - schätzen Experten. Profit ist damit aber nicht zu machen, sagt José Ramón Fernandez, es sei denn, die Fußball-Unternehmen verkaufen Spieler ins Ausland. Ihr Interesse: Steuern abschreiben und Werbung für das Unternehmen machen.

Beides könnte nirgendwo leichter sein als im Fußballgeschäft: "Die Clubs haben keine zahlenden Mitglieder wie Madrid oder Barcelona, und ihnen fehlt Kapital, wie es deutsche Vereine haben. Hier machen private Gelder die Mannschaften stark und wichtig. Die Brauereien sind daran interessiert, ihr Bier in den Stadien zu verkaufen. So finanzieren sie Mannschaften, die ihre Werbung auf dem Trikot tragen", sagt Fernandez.

"Beziehungen schaden nur dem, der keine hat"

Wie jedes Unternehmen trifft auch das Unternehmen Fußballclub seine Entscheidungen - welche Spieler gekauft werden oder von wem man sich trennt - intern. Ein System, das die Gefahr von Interessenskonflikten birgt. Wenn das Geschäft mit dem Fußballclub nicht läuft, wird ihm auch schon mal auf die Sprünge geholfen: "In der letzten Saison hatten wir eine 'magische Woche': San Luis Potosi von TELEVISA kämpfte gegen den Abstieg und gewann dann plötzlich 3:0 gegen Necaxa und 2:0 gegen America, zwei Mannschaften die ebenfalls TELEVISA gehören", sagt Fernandez. "Das Problem ist nun zu beweisen, dass Spiele manipuliert wurden. Ich spreche nicht von Korruption, aber es wird eine Art 'Pakt' geschlossen."

In Mexiko gilt: Beziehungen von Fußballclubs zur Wirtschaft schaden nur dem, der keine hat. Die unabhängigen Teams, wie der legendäre Uni-Club "Pumas" müssen kämpfen, um am Ball zu bleiben. Die Reichen kaufen sich gute Spieler. Mexiko, größte Wirtschaftsmacht Lateinamerikas, bleibt vorerst Spieler-Importeur, nicht -Exporteur. Auch wenn nach der Fußballweltmeisterschaft Nationalspieler zu noch reicheren europäischen Clubs wechseln werden.