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Underdog gegen Ex-Kolonialmacht

10. Juni 2006

Sie sprechen dieselbe Sprache, haben eine gemeinsame Vergangenheit und kennen sich: Aber die Unterschiede zwischen WM-Debütant Angola und seiner ehemaligen Kolonialmacht Portugal könnten größer kaum sein.

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Angola berät sich:<br>Wie knacken wir Portugal?Bild: AP

Auf der einen Seite der afrikanische Underdog, dessen Spieler ihr Geld teilweise in der zweiten Liga des Gegners verdienen, auf der anderen Seite der mit Weltstars und Gehaltsmillionären gespickte Vize-Europameister. "Wir haben Respekt, aber keine Angst", meint Angolas Abwehrspieler Loco und sein Teamkollege Delgado fügt hinzu: "Gegen Portugal wird es eine besondere Leidenschaft auf dem Platz geben. Ein Sieg würde für viele Menschen in unserer Heimat mehr als nur drei Punkte bedeuten."

Brisante Paarung …

Erst seit 1975 ist das südwestafrikanische Land politisch von Portugal unabhängig. Anschließend herrschte rund 27 Jahre Bürgerkrieg. Inzwischen ist in Angola zwar der Frieden eingekehrt, doch die wirtschaftliche Situation sorgt für Probleme. Ein Sieg der "Schwarzen Antilopen" könnte den Angolanern zumindest für einen Moment ein wenig mehr Hoffnung geben. Allerdings: Sehr realistisch ist diese Hoffnung nicht. Trainer Luis Oliveira Goncalves dürfte nach den drei Testspielniederlagen gegen Argentinien, die Türkei und die USA besonders die wacklige Abwehr Sorgen bereiten.

WM Fußball Portugal Trainer Luiz Felipe Scolari
Portugals brasilianischer Trainer Luiz Felipe ScolariBild: AP

Bei den seit 14 Spielen in Folge ungeschlagenen und hoch favorisierten Portugiesen zeigt man sich vor der brisanten Paarung durchaus angespannt. "Alle sind ein wenig nervös - ich auch", sagt Trainer Felipe Scolari, der sein Heimatland Brasilien 2002 zum WM-Titel führte: "Es ist immer eine sehr wichtige Partie, wenn zwei Länder aufeinander treffen, in denen dieselbe Sprache gesprochen wird und die so enge Beziehungen zueinander haben."

… mit vielen Emotionen

Dennoch sieht der Coach sein Team gut gerüstet: Alle Spieler sind fit und der Geheimfavorit will nichts anbrennen lassen: Alle Stars werden gegen den Außenseiter auflaufen - weil sechs Punkte zum Weiterkommen vielleicht nicht reichen, wie Scolari meint. Auch dem Einsatz von Spielmacher Deco, der vor wenigen Wochen mit dem FC Barcelona die Champions League gewann, steht nach einer leichten Verletzung nichts mehr im Wege.

Nach dem verpassten EM-Sieg gegen Griechenland und dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der WM 2002 in Japan/Südkorea ist die Erwartung bei den portugiesischen Fans vor dem ersten WM-Auftritt riesengroß. Fast 25.000 Anhänger werden die Portugiesen in Köln unterstützen. Bleibt zu hoffen, dass die Emotionen nicht wie beim letzten Duell zwischen Angola und Portugal überkochen. 2001 musste die Begegnung in Lissabon beim Stand von 5:1 für die Gastgeber abgebrochen werden. Nach vier Feldverweisen standen nur noch sieben Angolaner auf dem Platz. (wga)