Sankt Martin: Fest der Lichter und Lieder
Was hat es mit der Martinsgans auf sich und warum gibt es das Martinsfeuer? Um den Sankt-Martins-Tag am 11. November ranken sich viele Mythen und Bräuche.
Der Martinsumzug
Jedes Jahr im November, wenn die Tage kürzer werden und der Winter näher rückt, steht Sankt Martin vor der Tür. Das Fest zu Ehren des Heiligen Martin wird in Mitteleuropa von vielen Bräuchen begleitet. In Deutschlands Kindergärten und Grundschulen basteln Kinder bunte Laternen für die zahlreichen Umzüge, die rund um den Martinstag am 11. November durch die Straßen ziehen.
St. Martin hoch zu Ross
Den Kindern mit ihren Eltern voran reitet traditionell eine als Sankt Martin verkleidete Person auf einem Pferd. Der Heilige Martin lebte im 4. Jahrhundert n. Chr. und war Bischof von Tours. Er kam im heutigen Ungarn zu Welt, lebte dann in Norditalien, der Heimat seines Vaters, und wurde mit 15 Jahren als Soldat zur Leibwache des Kaisers Konstantin II. eingezogen.
Die Mantelteilung
Bekannt wurde der Bischof von Tours für eine barmherzige Tat: die Mantelteilung. Noch als einfacher Soldat in Frankreich stationiert, begegnete er an einem kalten Wintertag am Stadttor von Amiens einem frierenden Bettler. Da er außer seiner Uniform und seinem Schwert nichts bei sich hatte, teilte er kurzerhand seinen warmen Militärmantel in zwei Hälften und gab eine davon dem armen Mann.
Das Martinssingen
Von der Mantelteilung erzählt auch das berühmte Volkslied "Sankt Martin", das viele Kinder in Deutschland von klein auf im Ohr haben. Insgesamt hat das Lied acht Strophen, wovon meist aber nur die ersten vier gesungen werden. Ein anderes beliebtes Kinderlied mit Ohrwurm-Potenzial trägt den passenden Titel "Ich geh' mit meiner Laterne".
Das Martinsfeuer
Am Ende des Umzugs versammeln sich alle rund um das Martinsfeuer. Die Flammen sollen Licht in die Dunkelheit bringen und Wärme verbreiten, so wie es Sankt Martin gegenüber dem frierenden Bettler tat. Besonders imposant sind die traditionellen Martinsfeuer in den Weinbergen von Ahrweiler in Rheinland-Pfalz.
Der Weckmann
Nach dem Martinsumzug werden meist Weckmänner verteilt. Bei dieser in Westdeutschland verbreiteten Tradition, an der sich vor allem viele Kinder erfreuen, handelt es sich um ein süßliches Hefegebäck in Form eines Männchens, das eine eingebackene Tonpfeife im Arm hält, die symbolisch für einen Bischofsstab steht. In Süddeutschland gibt es stattdessen kleine Brezen oder Gänse aus Hefeteig.
Die Martinsgans
Was für die Kleinen das Hefegebäck ist, ist für die Großen die traditionelle Martinsgans mit Rotkohl und Klößen. Eine Legende erzählt, dass Martin von Tours sich in einem Gänsestall versteckte, als das Volk darauf drängte, ihn zum Bischof zu weihen. Der bescheidene Mann hielt sich unwürdig für ein solch hohes Amt, wurde aber zwischen dem schnatternden Federvieh entdeckt und schließlich geweiht.
Debatte um Sankt Martin
Immer wieder werden in Deutschland Forderungen laut, das christliche Sankt-Martins-Fest in "Lichter-Fest" oder "Sonne-Mond-Sterne-Fest" umzubenennen. Die Begründung: Musliminnen und Muslime sollten sich nicht ausgegrenzt fühlen. Viele Nicht-Christinnen und Nicht-Christen in Deutschland erfreuen sich jedoch der Tradition, weshalb die Debatte meist schnell wieder abklingt.