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Türkei will normale Beziehungen zu Israel

20. August 2016

Vor sechs Jahren erschossen israelische Soldaten zehn türkische Aktivisten bei dem Versuch, eine Schiffsladung trotz Blockade nach Gaza zu bringen. Jetzt sucht die türkische Regierung wieder die Nähe Israels.

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Symbolbild Beziehungen Israel - Türkei Foto: © Reuters/B. Ratner
Bild: Reuters/B. Ratner

Mit der Billigung eines Versöhnungsabkommens hat das türkische Parlament den Weg zur Normalisierung der türkischen Beziehungen zu Israel frei gemacht. Damit steht dem Austausch von Botschaftern nach sechs Jahren diplomatischer Eiszeit nichts mehr im Wege. Das berichtete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu.

Zwischen den einst engen Bündnispartnern Türkei und Israel war es 2010 zum Zerwürfnis gekommen, nachdem es bei der Erstürmung eines Gaza-Solidaritätsschiffs durch die israelische Kriegsmarine türkische Opfer gegeben hatte. Ankara war seinerzeit erbost; beide Länder beendeten ihre militärische Zusammenarbeit und zogen ihre Botschafter ab.

Nach der Annäherung an Russland, ist die Versöhnung mit Israel bereits der zweite Teil der neuen türkischen "Kuscheldiplomatie". Auch mit Moskau hat Ankara seine zwischenzeitlich gestörten Beziehungen verbessert; mit dem Iran - auch ein Land, mit dem die Türkei außenpolitische Querelen hatte - laufen Annäherungsgespräche.

Israel Türkische Hilfslieferung für Gaza Foto: Reuters/A. Cohen
Über den Hafen von Aschdod werden nun die türkischen Hilfslieferungen für Gaza abgewickeltBild: Reuters/A. Cohen

Die Billigung des Versöhnungsabkommens mit Israel war wegen des Putschversuches in der Türkei verzögert worden. Die Vereinbarung sieht vor, dass Israel den Hinterbliebenen 20 Millionen Dollar Entschädigung zahlt. Die Türkei verzichtet dafür auf rechtliche Schritte gegen die beteiligten israelischen Soldaten.

Unklare Haltung der Türkei gegenüber der Hamas

Israel blockiert seit zehn Jahren den Gazastreifen, von dem aus die radikalislamische Hamas immer wieder Anschläge in Israel organisiert hat. Auch nach dem Versöhnungsabkommen erhält Israel die Seeblockade des Gazastreifens aufrecht. Allerdings wurden Hilfstransporte über den Hafen von Aschdod in die Palästinenserenklave ermöglicht. Die Türkei sagte nach israelischer Darstellung zu, Terroraktionen der Hamas von türkischem Boden aus zu verhindern. Dies schließe die Finanzierung von Terror ein. Wie sich die Türkei nach der Annäherung an Israel gegenüber der Hamas, künftig verhalten wird, ist unklar. Lange Jahre war die radikal-islamische Palästinenser-Organisation von Ankara hofiert worden. Ihr Chef Chalid Maschal wurde bei Besuchen wie ein Staatspräsident empfangen.

cgn/mak (afp, dpa)