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Türkei: Börsenhandel nach Erdbeben ausgesetzt

8. Februar 2023

Nach schweren Verlusten infolge des Erdbebens im syrisch-türkischen Grenzgebiet ist der Handel an der Istanbuler Börse für zunächst fünf Tage ausgesetzt. Auch die wirtschaftlichen Schäden durch das Beben sind immens.

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Folgen des Bebens: Brennende Container im Hafen Iskenderun
Folgen des Bebens: Brennende Container im Hafen IskenderunBild: BENOIT TESSIER/REUTERS

"Unsere Börse hat beschlossen, den Handel mit Aktien, Futures und Optionen zu stoppen", hieß es in einer Stellungnahme der Börse im türkischen Istanbul am Mittwoch. Zuvor war der Handel nach dem Erreichen bestimmter Verlustschwellen bereits zweimal automatisch unterbrochen worden.

Der Leitindex Bist-100 war in der ersten Stunde nach Handelsbeginn um 7,09 Prozent eingebrochen, der Handel wurde darauf unterbrochen. Am Dienstag war der Index bereits um bis zu sieben Prozent gefallen, und der Handel war zeitweise unterbrochen worden. Zunächst soll der Handel für fünf Tage unterbrochen werden. Zudem werden alle Transaktionen, die am 8. Februar stattgefunden haben, rückwirkend als ungültig erklärt. Nach dem Erdbeben 1999 war die Börse des Landes für eine Woche geschlossen.

Zahl der Toten steigt weiter

Der türkische Leitindex Bist 30 war in dieser Woche bis zur Handelsaussetzung um mehr als 16 Prozent gefallen. Angesichts der Umstände sei der Schritt vernünftig, um die Investoren zu schützen, sagte Fondsmanager Haydar Acun von Vermögensverwalter Marmara Capital der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Börse Istanbul Türkei
Blick in den Handelssaal der Börse IstanbulBild: picture alliance/AA/Y.Aras

Mehrere Beben hatten am Montagmorgen das Gebiet an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien erschüttert. Tausende Gebäude stürzten ein. Die Zahl der Opfer steigt weiter, am Mittwoch überschritt die Zahl der bestätigten Toten die Schwelle von 10.000. 

Wie hoch der wirtschaftliche Schaden letztlich sein wird, lässt sich derzeit nicht beziffern, erste vorsichtige Schätzungen gehen von einem zweistelligen Milliardenbetrag aus. Vielerorts ist die Infrastruktur komplett zerstört, wie Straßen, Brücken und Strom- sowie Gasleitungen. Verschont blieben offenbar wichtige internationale Pipelines, die zum Beispiel Öl aus dem Irak und Aserbaidschan in die Türkei transportieren. Auch das kurz vor der Fertigstellung stehende erste türkische Atomkraftwerk - es liegt einige hundert Kilometer westlich des Epizentrums - trug nach Angaben des für den Bau verantwortlichen russischen Rusatom-Konzerns keine Schäden davon.  

Druck auf den Ölpreis?

Die Furcht vor einem knapperen Angebot nach der Schließung eines Exportterminals wegen des schweren Erdbebens treibt den Ölpreis hoch. Rohöl der Nordsee-Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verteuern sich jeweils um 1,5 Prozent auf 82,10 Dollar beziehungsweise 75,24 Dollar pro Barrel.

Preistreiber war auch die Aussicht auf eine anziehende Nachfrage in China. "Die Rohölpreise steigen aufgrund der Erwartung, dass Chinas Aufschwung anhält und aufgrund von Lieferausfällen nach dem Erdbeben in der Türkei", sagte Edward Moya, Analyst beim Brokerhaus Oanda.

dk/hb (dpa, rtr)