1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Promis bei Twitter

Silke Wünsch14. Dezember 2012

Der Papst sendet sein erstes Tweet. Peer Steinbrück stellt sich dem "Twitterview". Ob Kirchenmann, Spitzenpolitiker oder Fußballer: Viele Promis können nicht mehr ohne die kleinen Botschaften im Netz.

https://p.dw.com/p/171gI
Papst Benedikt sendet sein erstes Tweet (Foto: Reuters)
Papst Benedikt der XVI Twitter Tablet PC Vatikan Italien iPadBild: Reuters

Mittwoch, 12.12.2012: Die Welt wartet gespannt auf die erste Botschaft, die Papst Benedikt XVI. über den Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichen wird. Was nur werden die ersten heiligen Worte des Papstes sein? Es rätselt und witzelt die Twittergemeinde im Netz. "Spannend wie im Konklave", schreibt einer, so wie man auf den weißen Rauch warte, warte man nun auf den ersten Tweet.

Um 11:38 Uhr kommt er: "Dear friends, I am pleased to get in touch with you through Twitter. Thank you for your generous response. I bless all of you from my heart."

Man lässt zwitschern

Natürlich ist der Papst gut beraten, denn selbstverständlich hat er einen Sekretär, einen, der einzig und allein für Social-Media-Auftritte des Vatikan zuständig ist. Monsignore Paul Righe ist sein Name. Um sich herum hat der Monsignore natürlich noch ein PR-Team.

Ein Screenshot vom 12.12.2012 zeigt die Twitterseite von Papst Benedikt XVI. (Foto: dpa)
Das erste heilige Posting kam gleich in acht SprachenBild: picture-alliance/dpa

Solche Teams sind vor allem bei Politikern sehr beliebt. Und zunehmend werden sie für die Pflege des Social-Media-Accounts ihrer Chefs und Chefinnen eingesetzt. Vor allem in Wahlkampfzeiten kommt einiges auf die Kandidaten zu. So hat SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai 2012 tatkräftige Unterstützung durch ihr Team bekommen, ebenso FDP-Mann Christian Lindner, der "in der Regel selbst schreibt", in Stoßzeiten aber auch einiges an sein Team abgibt.

Der frisch gekürte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat Anfang Dezember 2012 seinen eigenen Twitterkanal eröffnet. So stellte er sich vor: "Hier twittert das Team von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück - und ab und zu er selbst." Am 12.12. ist er, fast zeitgleich mit dem Papst, persönlich mit seinen Followern in Kontakt getreten, beim "Twitterview". Mit den Worten "Lasst uns über Politik reden" beantwortete er eine Stunde lang Fragen. Das Ganze kann man sich auf der SPD-Homepage angucken, und sieht auch direkt: Steinbrück war in dieser Stunde nicht alleine. "Ich lese, mein Nachbar tippt. Der ist einfach schneller."

Politische Diskussionen in 140 Zeichen zu führen, ist nicht einfach. Mehr Platz pro Post gibt es nämlich nicht. Aber das "Twitterview" reichte Peer Steinbrück aus, um ein paar Statements abzuliefern. Unterhaltungswert hatten da eher Fragen wie die des Berliner Piraten Christopher Lauer: "Lieber @peersteinbrueck, wie teuer ist ein Tweet von dir, wenn eine Rede 25.000 Euro kostet?"

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit Mitarbeiter am Rechner (Foto: SPD/Hans-Jörg Vehlewald/dpa)
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück bekommt Unterstützung während seiner #fragpeer- AktionBild: picture-alliance/dpa

Bürgernähe

Verstärkung für die Pflege ihrer Twitter-Accounts brauchen viele Promis. Die meisten geben es auch zu, wenn sie nicht selbst schreiben. So sagt Sportmanager Reiner Calmund ganz offen, dass seine Frau sich darum kümmert. Auf Calmunds Kanal häufen sich allerdings auch keine persönlichen Mitteilungen, sondern eher Verlautbarungen und Ankündigungen.

Die Frage stellt sich natürlich, warum Promis überhaupt twittern, wenn sie es nicht selbst tun. Viele lassen sich von ihren PR-Leuten überzeugen: Twittern ist modern, man erreicht mit wenig Aufwand viele Menschen. Man kann sich so in Szene setzen, wie es weder ein Fernsehauftritt noch ein Zeitungsartikel schafft.

Gerade Politiker haben diese Art der Bürgernähe für sich entdeckt. Peer Steinbrück gehörte übrigens zu den letzten Spitzenpolitikern, die sich der digitalen Kommunikation bisher verweigert hatten.

Standhaft wehrt sich dagegen noch die Bundeskanzlerin. Unter dem Namen "Angela Merkel" gibt es zwar eine Menge Twitter-Kanäle, doch keiner ist von ihr autorisiert. Verlässlich und von Kollegen geschätzt ist dagegen die Seite ihres Regierungssprechers Steffen Seibert. Die rheinland-pfälzische CDU-Landeschefin Julia Klöckner schreibt auf ihrer eigenen Seite: "Durch seine Tweets ist man nah (an der Kanzlerin) dran."

Selbermachen macht Spaß

Folgt man einigen Promis, findet man schnell heraus, wer selbst schreibt und wer schreiben lässt. Wer selbst postet, bringt Statusmeldungen wie "Ich esse Salat und träume von einem Cheeseburger". So gesehen beim Popstar Lady Gaga. Sie hat mehr als 32 Millionen Follower und schafft es, mehrmals täglich einen Tweet abzusetzen.

Musiker Thomas D. (Foto: Hermann J. Knippertz/dapd)
Thomas D. langweilt sich an Flughäfen oder muss Hosen bügelnBild: dapd

US-Präsident Barack Obama hat "nur" 24,5 Millionen Follower. Sein Kanal wird von seinem Team gepflegt, doch hin und wieder schreibt er selbst. Tweet des Jahres: "Four more years" - 472.000 mal geteilt (retweetet) und damit Retweet-Rekordhalter 2012.

Auch der deutsche Rapper Thomas D. (25.000 Follower) ist auf Twitter sehr umtriebig. Neben seinen musikalischen Terminen hat er auch andere Dinge zu tun, die er auch gerne mit der Welt teilt. Zum Beispiel, wenn er seine neue Spielekonsole auspackt und bis halb drei Uhr nachts zockt. Auch für Sätze wie "das Leben ist merkwürdig" braucht Thomas D. nicht wirklich ein Team. Er selber folgt nur sieben Twitter-Accounts.

Fußball-Legende Franz Beckenbauer (82.000 Follower, "some call me #kaiser") twittert auf Deutsch und Englisch. Meistens gratuliert er irgendjemandem, entweder zum Geburtstag oder seinem FC Bayern zu einem gewonnenen Spiel. Auch er hat am Mittwoch aufmerksam den ersten Tag des Papstes auf Twitter verfolgt: "Jetzt zwitschert auch der Papst."

Franz Beckenbauer (Foto: ddp images/AP Photo/Rogan Ward, Pool)
Franz Beckenbauer twittert gerne GlückwünscheBild: AP

Papst Benedikt XVI hat einen Tag nach seinem Twittereinstieg mehr als 1,7 Millionen Follower. Er betreibt unter @pontifex insgesamt acht Twitterkanäle in den wichtigsten Sprachen, auch auf Deutsch. Ein Kanal in lateinischer Sprache ist allerdings nicht dabei. Bisher hat er sieben Tweets gesendet.