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"Tsunami-Zentrum eine gelungene Kooperation"

11. Juli 2012

Kanzlerin Merkel besichtigte in Indonesien das Tsunami-Frühwarnsystem. Die Einrichtung arbeitet mit deutscher Technik. Am ersten Besuchstag war eine enge Partnerschaft vereinbart worden, auch in Rüstungsfragen.

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Angela Merkel und Susilo Bambang Yudhoyono in Jakarta (Foto. dapd)
Bild: dapd

Zum Programm des zweiten Tages von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Indonesien gehörte als wichtiger Programmpunkt der Besuch des Tsunami-Frühwarnzentrums. Es soll mit Hilfe seismischer Messungen gefährliche Flutwellen vorhersagen. Innerhalb von fünf Minuten nach einem Erdbeben sollen die von einem Tsunami bedrohten Gebiete vorgewarnt werden können.

Merkel lobte das Frühwarnzentrum als wichtigen Beitrag für die Entwicklung der beiderseitigen Beziehungen. Die Einrichtung arbeitet mit einem deutschen System, das vom Geoforschungszentrum Potsdam entwickelt wurde. Die Bundesregierung stellte rund 55 Millionen Euro für den Aufbau und die Optimierung bereit. Das Frühwarnsystem wurde nach der verheerenden Flutkatastrophe vom 26. Dezember 2004 aufgebaut. Damals waren durch ein Erdbeben der Stärke 9,1 vor der Küste Sumatras und einem dadurch ausgelösten Tsunami rund 230.000 Menschen ums Leben gekommen, davon allein in Indonesien 165.000.

Computer im Tsunami-Frühwarnzentrum in Jakarta (Foto: dapd)
Modernste Technik soll Menschenleben rettenBild: AP

Gemeinsame "Erklärung von Jakarta"

Merkel und Indonesiens Staatspräsident Susilo Bambang Yudhoyono vereinbarten am Dienstag in Jakarata eine umfassende Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Handel, Forschung und Technik sowie Rüstung. Bei der Vorstellung der sogenannten "Erklärung von Jakarta" bestätigte Yudhoyono indirekt das Interesse seines Landes, gebrauchte deutsche Leopard-Panzer zu kaufen.

Rüstungsgüter, die sein Land noch nicht alleine herstellen könne, "müssen wir von anderen befreundeten Staaten kaufen", sagte der Präsident. Indonesien habe unter anderem von den USA, England und Australien militärisches Gerät bezogen, "und jetzt Deutschland". Yudhoyono versicherte, Waffen niemals gegen das eigene Volk einzusetzen. Die Ausrüstung seiner Armee aber sei veraltet, zum Erhalt des Status Quo müsse man nachrüsten. Es gehe allein um die Stärkung der Verteidigungskraft nach außen.

Panzer-Deal bringt Merkel in Erklärungsnot

Deutsche Panzer für Indonesien?

Vor dem Merkel-Besuch hatten indonesische Medien unter Bezug auf den stellvertretenden Verteidigungsminister ihres Landes bereits berichtet, dass Indonesien ein starkes Interesse an bis zu 100 gebrauchten deutschen Kampfpanzern vom Typ Leopard 2A6 habe. Die ersten 15 sollten bereits im Oktober geliefert werden. Diese Details bestätigte Präsident Yudhoyono bei einer Pressekonferenz mit Merkel nicht. Auch die Bundeskanzlerin betonte, dass über konkrete Projekte im Rüstungsbereich nicht gesprochen worden sei.

"Europa muss sich sputen"

Merkel war nach Indonesien mit einer hochrangigen deutschen Wirtschaftsdelegation geflogen. Das Wirtschaftswachstum des Inselstaates betrug im vergangenen Jahr 6,5 Prozent. In der Gruppe der G-20 liegt Indonesien damit hinter China und Indien an dritter Stelle. Das Land gilt nach zahlreichen Reformen seit dem Rücktritt des autoritären Staatschefs Suharto 1998 als eines der führenden Schwellenländer in der Region. Deutschland ist innerhalb der EU mit einem Gesamthandelsvolumen von rund 6,7 Milliarden Euro der größte Handelspartner Indonesiens. Mit rund 240 Millionen Menschen ist Indonesien nach seiner Einwohnerzahl das viertgrößte Land der Welt.

Die Kanzlerin bekräftigte zum Abschluss ihres Besuchs ihren Willen, die Kooperation mit Indonesien in allen Bereichen zu intensivieren. "Europa muss sich angesichts der Konkurrenz aus Ländern wie China und Korea sputen und sollte den Abschluss eines Freihandelsabkommens auch in der Region Südostasien anstreben", betonte Merkel. Die CDU-Vorsitzende ergänzte, sie fühle sich durch die Gespräche mit dem G-20-Land Indonesien ermutigt, weiter für das vereinte Europa zu kämpfen. "Wenn wir Europäer uns nicht zusammenschließen, werden wir nicht wirklich Einfluss auf die Entwicklung der Welt nehmen können."

se/qu/wa (rtr, afp, dapd, dpa)