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Tschechischer Staatspreis soll Kundera besänftigen

18. Oktober 2007
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Der in Frankreich lebende Erfolgsautor Milan Kundera ("Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins") erhält den wichtigsten Literaturpreis seines Heimatlandes Tschechien. Man rechne allerdings nicht damit, dass Kundera (78) bei der feierlichen Preisverleihung zum Nationalfeiertag am 28. Oktober erscheine, berichteten Zeitungen in Prag am Donnerstag (18.10.2007). Kundera liegt seit Jahrzehnten im Clinch mit seinem Vaterland und hat beispielsweise Neuauflagen vieler Werke in seiner Muttersprache untersagt. Es sei "paradox, dass Kundera den Tschechen vorenthält, seine Werke kennenzulernen", schrieb die Tageszeitung "Lidove Noviny". Mit dem Staatspreis sei die Hoffnung verbunden, dass der als medienscheu geltende Autor die Übersetzung und Herausgabe seiner Romane in Tschechien beschleunige. Als "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" 22 Jahre nach der Erstveröffentlichung in Paris im vergangenen Jahr offiziell auch in Prag erschien, wurde das Buch sofort ein Bestseller.

Als Grund für sein gespaltenes Verhältnis zu Tschechien gilt ein legendäres "Essay-Duell" mit dem Autorenkollegen und späteren Präsidenten Vaclav Havel. 1968 schrieb Kundera, damals noch Mitglied der Kommunistischen Partei, sein Land werde aus der Niederschlagung der Reformbewegung "Prager Frühling" gestärkt hervorgehen. Havel antwortete 1969 in einer Replik, Kunderas "kitschige Vorstellung" der Tschechen als "intelligente Nation, die ständig zwischen die Mühlsteine mächtiger Nachbarn gerate", sei eine "demagogische Selbsttäuschung". Kundera reagierte verletzt mit einem Artikel, in dem er Havel als "notorischen Nörgler mit Scheuklappen" beschimpfte.