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PolitikTschad

Tschad: Tote nach Angriff auf Geheimdienstzentrale

28. Februar 2024

Die Regierung spricht von einem versuchten Anschlag auf einen hochrangigen Richter und anschließenden Gefechten am Sitz des Inlandsgeheimdienstes. Die Opposition dagegen sieht eine "Inszenierung" vor der Präsidentenwahl.

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Tschad - Anschlagsversuch
Sicherheitskräfte in N'Djamena (Archivbild)Bild: Denis Sassou Gueipeur/AFP/Getty Images

Im zentralafrikanischen Tschad haben Sicherheitskräfte nach Regierungsangaben einen Anschlag auf den Präsidenten des Obersten Gerichtshofs vereitelt. Der Attentatsversuch sei vom Finanzsekretär der Oppositionspartei Sozialistische Partei ohne Grenzen (PSF) in der Hauptstadt N'Djamena verübt worden, erklärte Regierungssprecher Abderaman Koulamallah. Der Finanzsekretär sei umgehend festgenommen worden.

Kurz darauf hätten Komplizen des Politikers, die ebenfalls der PSF angehörten, die Zentrale des Inlandsgeheimdienstes ANS attackiert, so der Sprecher weiter. Bei Gefechten zwischen den Angreifern und Sicherheitskräften seien mehrere Menschen getötet worden. Eine genaue Opferzahl wurde nicht mitgeteilt.

"Lage ist unter Kontrolle"

Einige der Täter seien gefasst worden, nach anderen werde gefahndet, teilte Koulamallah mit. Die Lage sei inzwischen unter Kontrolle. Nach Angaben des Fernsehsenders TchadOne bleibt die Präsidentengarde jedoch in Alarmbereitschaft. Die Regierung befürchte einen Aufstand, berichtete der Sender mit Verweis auf Militärquellen.

Tschad - Anschlagsversuch
Mahamat Idriss Déby Itno übernahm nach dem Tod seines Vaters, des Langzeitherrschers Idriss Déby, 2021 die Macht (Archivbild)Bild: Denis Sassou Gueipeur/AFP/Getty Images

Der Vorsitzende der PSF, Yaya Dillo, zog die Regierungsdarstellung in Zweifel. Mit Blick auf den Präsidenten des Obersten Gerichtshofs sprach Dillo von einem "inszenierten" Anschlagsversuch. Erst am Dienstagabend hatte die Wahlkommission das Datum für die Präsidentenwahl bekanntgegeben, die für den 6. Mai angesetzt ist. Dillo stellte bereits seine Kandidatur in Aussicht.

Verfeindete Cousins

Der Tschad hat rund 18 Millionen Einwohner und rangiert im Entwicklungsindex der Vereinten Nationen auf einem der hintersten Plätze. Das Land in der Sahelzone wird seit 2021 vom Militärkommandanten Mahamat Idriss Déby Itno regiert, der nach dem Tod seines Vaters, des Langzeitherrschers Idriss Déby, die Macht übernahm.

Er und PSF-Chef Dillo sind Cousins, sie gelten jedoch als erbitterte Gegner. Mahamat Idriss Déby Itno setzte die Verfassung außer Kraft und löste mehrere Institutionen auf. Im Herbst 2022 ließ die Führung des Landes Demonstrationen der Opposition blutig niederschlagen.

Tschad - Anschlagsversuch
Yaya Dillo, der Vorsitzende der Oppositionspartei PSF, ist ein Cousin des Machthabers Mahamat Idriss Déby Itno - und dessen erbitterter Gegner (Archivbild)Bild: Issouf Sanogo/AFP/Getty Images

Ende 2023 wurde im Tschad eine neue Verfassung angenommen, die einen zentral regierten Staat schaffen soll. Das zwischen dem Niger und dem Sudan gelegene Land ist für dessen frühere Kolonialmacht Frankreich der letzte strategische Partner in der Sahelzone, nachdem Frankreichs Truppen den Niger nach einem Militärputsch verlassen mussten.

jj/kle (dpa, afp)