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Politik

Trudeaus Liberale gewinnen Wahl in Kanada

21. September 2021

Premier Justin Trudeau hatte Neuwahlen ausgerufen, um in Kanada mit absoluter Mehrheit regieren zu können. Seine Liberalen holen zwar die Mehrheit der Wahlkreise, sein Ziel verfehlt der Regierungschef aber deutlich.

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Wahlen in Kanada
Trudeau mit seinen Kindern im Wahllokal in MontrealBild: Sean Kilpatrick/The Canadian Press /AP/picture alliance

Die Regierungspartei von Justin Trudeau errang nach Prognosen des öffentlichen Senders CBC bei der Abstimmung etwa 158 Mandate der 338 Mandate und ließ die Konservativen von Kontrahent Erin O'Toole mit ungefähr 119 Sitzen hinter sich. Der Oppositionsführer räumte seine Niederlage ein. Er habe Trudeau angerufen, um ihm zu gratulieren, sagte O'Toole in seinem Heimatwahlbezirk außerhalb von Toronto.

"Sie schicken uns mit einem klaren Auftrag zurück an die Arbeit, um Kanada durch diese Pandemie und in vor uns liegende, bessere Tage zu führen", sagte Trudeau in seiner Siegesrede. Im flächenmäßig zweitgrößten Land der Erde ändert sich damit gegenüber den Wahlen von 2019 kaum etwas - für eine absolute Mehrheit wären 170 Mandate notwendig gewesen. Trudeau ist damit auch künftig auf die Hilfe anderer Parteien angewiesen. Die Regionalpartei aus Quebec kam den Prognosen zufolge auf 34 Sitze, die Mitte-Links-Partei der Neuen Demokraten (NDP) auf ungefähr 25 Sitze, die Grünen erreichten demnach voraussichtlich 2 Mandate.

Der 49-jährige Trudeau hatte die vorgezogene Abstimmung vor wenigen Wochen mit der Hoffnung auf eine absolute Mehrheit unter anderem aufgrund der relativ erfolgreichen Corona-Politik seiner Regierung ausgerufen. Die Umfragen waren zuletzt aber knapper gewesen, als die Liberalen sie sich gewünscht hätten. Die Spitzenkandidaten der anderen Parteien und viele Kanadier hatten ihnen vorgeworfen, trotz einer vierten Welle der Pandemie und einer relativ stabilen Minderheitsregierung nach der absoluten Mehrheit zu greifen - und damit Zeit im Kampf gegen COVID-19 zu verschwenden sowie die Gesundheit der Wähler potenziell zu gefährden.

Wahlsystem kommt Liberalen zugute

Generell kommt Trudeaus Liberalen das Wahlsystem in Kanada eher zugute. Die Mandate in den 338 Wahlbezirken werden nach dem Prinzip der absoluten Mehrheit verteilt. Entscheidend sind lediglich einige Dutzend umkämpfte Bezirke vor allem in den Vorstädten der Großstädte Toronto, Montreal und Vancouver - ein wenig vergleichbar mit den "Swing States" in den USA.

Wahlen in Kanada
Schlange vor einem Wahllokal in TorontoBild: Ian Willms/AFP/Getty Images

Trudeau regiert das nordamerikanische Land mit knapp 38 Millionen Bewohnerinnen und Bewohnern seit 2015 - ab 2019 führte er das Land nur noch mit einer Minderheit der Sitze des Parlaments in der Hauptstadt Ottawa.  

Koalitionen gibt es nicht

Traditionell gibt es in Kanada keine Koalitionen, sondern entweder absolute Mehrheiten oder Minderheitsregierungen mit durchschnittlich zweijähriger Halbwertszeit. Die letzte Abstimmung auf Bundesebene im Herbst 2019 brachte den Liberalen 157 Sitze, die Konservativen errangen 121. Die Liberalen haben im politisch moderaten Kanada historisch gesehen am häufigsten Regierungen gestellt.

In diesem Wahlkampf dominierten neben der Klimakrise vor allem innenpolitische Themen wie die steigenden Lebenshaltungskosten und die Gesundheitsversorgung.

gri/wa (dpa, afp)