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"Triumph des Willens"

12. Juli 2010

25 Klassiker aus 100 Jahren - das deutsche Kino ist reich an Höhepunkten. Wir stellen die wichtigen Filme vor. Diesmal: Leni Riefenstahl. Ihr Parteitagsfilm "Triumph des Willens" erntete Beifallsstürme von den Nazis.

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Leni Riefenstahl überprüft eine Kamera-Einstellung während der Dreharbeiten zu "Triumph des Willens" (Foto: Leni Riefenstahl)
Bild: Presse

Der Mann auf der Rednertribüne bellt seine Worte in die Massen, in strammer Ordnung lauschen ihm die Menschen. Langsam fährt die Kamera um ihn herum, leicht von unten nimmt sie ihn auf, dadurch wirkt er größer, mächtiger, übermächtig. Eine Frau inszeniert den Faschismus, Leni Riefenstahl filmt Adolf Hitler. Solche Bilder des Diktators gab es noch nie und für die Künstlerin Leni Riefenstahl war es ein weiter Weg bis zu diesem durchaus fragwürdigen Triumph der Bilder.

Eröffnungszermonie im Berliner Olympiastation - Szene aus Olympia 1.Teil, Fest der Voelker (picture alliance akg)
Menschen in Reih und Glied: Leni Riefenstahls Olympiafilm "Fest der Völker"Bild: picture-alliance / akg

Die totale Kontrolle

Leni Riefenstahls Filmkarriere begann in den 1920er Jahren: Nachdem sie als Tänzerin gescheitert war, stand sie nun als reichlich unbegabte Schauspielerin in naiven Bergdramen vor der Kamera. Aber Riefenstahl wollte selber künstlerisch gestalten, die totale Kontrolle über die Bilder haben. 1932 ging der Traum in Erfüllung, die märchenhafte Berglegende "Das blaue Licht" wurde Riefenstahls erste Regiearbeit. Hitler war von den flirrenden Bildern derart begeistert, dass er sich die Künstlerin als seine Filmemacherin wünschte. Und Riefenstahl, die gnadenlose Karrieristin, folgte dem Ruf des Diktators mit Begeisterung.

"Triumph des Willens", Riefenstahls perfekt und perfide inszenierter Film vom NSDAP-Parteitag 1934 in Nürnberg: Wie sie Hitler und seine Massen inszenierte und glorifizierte, dass gilt bis heute als der wirkungsvollste Propagandafilm überhaupt. Und die beiden Filme zu den Olympischen Spielen 1936 in Berlin, "Fest der Völker" und "Fest der Schönheit", sind immer noch atemberaubend ästhetische Sportdokumentationen. Riefenstahls 1940 begonnenes und erst in den 50ern beendetes Werk "Tiefland" ist dagegen nicht mehr als ein schlecht gespieltes und klebrig inszeniertes Dramolett.

Frau und Mann in dörflichen Phantasiekostümen - Szene aus Tiefland (picture alliance dpa)
Herzschmerzdrama: Leni Riefenstahl und Bernhard Minetti in "Tiefland"Bild: picture alliance / dpa

Kunst und Politik

In Leni Riefenstahls Filmen und Fotografien erkennt man die begabte Künstlerin durchaus. Und wäre Leni Riefenstahl Künstlerin geblieben, ihre Anerkennung wäre auch in Deutschland groß. Aber Riefenstahl wollte mehr und sie wollte die Macht der Bilder. Die Lebenslüge, sie habe doch nur Kunst und niemals Politik gemacht, nahm Leni Riefenstahl im Alter von 101 Jahren 2003 mit ins Grab.

Autor: Robert Bales

Redaktion: Jochen Kürten