Trauer um Karl Dall
24. November 2020"Trotz Einsatz aller technologischen und intensivmedizinischen Maßnahmen ist er friedlich eingeschlafen, ohne vorher noch einmal das Bewusstsein wiedererlangt zu haben", erklärte die Familie von Karl Dall. "Er war nicht nur ein beliebter Komiker und Entertainer, sondern vor allem ein außergewöhnlich liebenswerter und netter Mensch."
Der am 1. Februar 1941 in Emden geborene Ostfriese fiel nach eigenen Angaben bereits in der Schule als Klassenclown auf, der gern Streiche ausheckte. Er habe einfach "schon früh Humor entwickeln" müssen, sagte Dall einmal in einem Interview: Die Mitschüler hätten ihn wegen seines als Folge einer angeborenen Lidmuskelschwäche hängenden Auges oft gehänselt.
Durchbruch in Berlin
Dall verließ die Schule ohne Abschluss, machte eine Lehre als Schriftsetzer und fotografierte für eine Zeitung. 1963 zog es ihn nach Berlin. Dort jobbte er unter anderem als Komparse, Kleindarsteller und Kulissenschieber - und er lernte den Liedermacher Ingo Insterburg kennen.
1967 begann Dalls Bühnenkarriere mit dem Blödel-Quartett Insterburg & Co ("Ich liebte ein Mädchen"). Als sich die humoristisch-anarchistische Gruppe 1979 auflöste, startete er seine erste Tournee als Solokünstler. Er platzierte eigene Schlager in den Charts ("Millionen Frauen lieben mich") und trat im regelmäßig im Fernsehen auf. Auch in etlichen Kinofilmen ("Sunshine Reggae auf Ibiza") war er zu sehen.
Rotzfrech zum Erfolg
Mitte der 1980er Jahre ging in Deutschland das Privatfernsehen auf Sendung, und mit ihm Karl Dall als provozierender Talkmaster. "Jeder wollte mal mit Dall am Tisch sitzen und sich verarschen lassen - wer da nicht dabei gewesen war, gehörte nicht in die Showbranche", fasste er es selbst zusammen.
In der jüngeren Zeit war es ruhig geworden um Karl Dall, doch damit sollte eigentlich Schluss sein. In der Fernsehserie "Rote Rosen" übernahm er die Rolle des Altrockers "Richie Sky". Er stand bereits in Lüneburg für die Dreharbeiten vor der Kamera - bis er am 11. November einen Schlaganfall erlitt, dessen Folgen er am 23. November erlag. Dall hinterlässt eine Ehefrau, eine Tochter und eine Enkelin.
wa/fw (dpa, afp)