Transportieren und Flanieren
Einige waren bedeutende Handelswege, andere dienten vor allem der Präsentation von Macht und Pracht. Zentrale Straßen und Boulevards geben Städten ihr unverwechselbares Gesicht. Eine Reise durch die Republik.
Salzstraße Münster
Manche Straßen verraten ihr Alter mit dem Namen. Im Mittelalter gehörte Salz zu den kostbaren Gütern, für die sich ein beschwerlicher Transport lohnte. Die Salzstraße in Münster wurde im 14. Jahrhundert erstmalig erwähnt und ist heute eine kleine, 500 Meter lange Einkaufsstraße in der Altstadt, gesäumt von Sehenswürdigkeiten wie Giebelhäusern und der spätgotischen Lambertikirche.
Krämerbrücke Erfurt
Eigentlich ist die Krämerbrücke nicht wirklich eine Straße, aber wegen ihrer durchgängigen Bebauung wähnt sich der Passant auch nicht auf einer Brücke. Als Teil der mittelalterlichen Via Regia liegt die Krämerbrücke auf der wichtigen Ost-West-Verbindung zwischen Spanien und Russland. Heute beleben Handwerker und kleine Läden diese Erfurter Sehenswürdigkeit.
Westenhellweg Dortmund
Der Name Hellweg, also lichter Weg, verweist auf eine lange Geschichte als Heer- und Handelsstraße. Schon die Germanen nutzten die Straße als Verbindung zwischen Rhein und Elbe. Der Westenhellweg in Dortmund gilt als eine der beliebtesten Einkaufsstraßen in Deutschland und ist wie viele andere seit den 1960er Jahren autofreie Fußgängerzone.
Zeil Frankfurt
Ihren Namen erhielt die Frankfurter Einkaufsstraße im späten Mittelalter. Wo sich heute Menschen vor den Schaufenstern drängen, stand damals als Stadtbegrenzung die letzte Häuserzeile vor der Stadtmauer. Die Zeil wurde, wie viele Prachtstraßen Deutschlands, in den vergangenen Jahren aufwendig saniert. Seit 2009 prägt das Shopping-Center MyZeil ihr Erscheinungsbild.
Hohe Straße Köln
In zahlreichen Fußgängerzonen mit ihrem Einerlei aus Pflastersteinen, Schaufenstern und Leuchtschrift ist die Straßengeschichte kaum mehr zu erkennen. Dabei geht die Hohe Straße, wie fast alles in Köln, auf die Römer zurück. Überreste der alten Nord-Süd-Verbindung hat man bei Ausgrabungen fast sechs Meter unter der heutigen Geschäftsstraße entdeckt.
Königstraße Stuttgart
Hier hat tatsächlich ein König Hand angelegt. Nachdem Herzog Friedrich II. 1806 von Napoleon zum König von Württemberg gemacht wurde, baute er Stuttgart zu seiner Residenz aus. Rechts und links vom Schlossplatz erstreckt sich die Königstraße heute als autofreie Flaniermeile, auf der man sich dem Konsum und der Kunst hingeben kann. Links neben dem Königsbau befindet sich seit 2005 das Kunstmuseum.
Königsallee Düsseldorf
Sehen und gesehen werden - das gilt besonders für die Königsallee. Seinen Namen verdankt der Boulevard in Düsseldorf einem Vorfall aus dem Revolutionsjahr 1848: Damals wurde der preußische König bei einem Besuch beschimpft und mit Pferdemist beworfen. Nach dem Scheitern der Revolution machte die Stadt die ehemalige Kastanienallee zur Königsallee, um den neuen alten Herrscher wieder zu besänftigen.
Maximilianstraße München
Der Nobelboulevard gilt mit zahlreichen Luxusboutiquen als teuerste Einkaufsmeile Deutschlands. Mit ihr hat sich König Maximilian II. Mitte des 19. Jahrhunderts ein städtebauliches Denkmal gesetzt, gesäumt von Gebäuden im Stil von Neogotik bis Renaissance. Bedeutend ist auch die Oper, links im Bild. Hier wurden unter der Regentschaft von Ludwig II. etliche Wagner-Opern uraufgeführt.
Kurfürstendamm Berlin
Ein zentraler Boulevard eignet sich bestens für Demonstrationen. Auf dem Kurfürstendamm, einer vom Reichskanzler Bismarck angeregten Prachtstraße in Berlin, kam es während der Studentenunruhen 1968 regelmäßig zu Auseinandersetzungen. Nach der Wiedervereinigung wurde der Kudamm im Westen der Stadt immer wieder totgesagt, gilt derzeit aber wieder als erste Adresse für Touristen und Flaneure.
Unter den Linden Berlin
Sie ist eine der berühmtesten Prachtstraßen Europas und die älteste Flaniermeile Berlins: Im 17. Jahrhundert wurde aus dem ehemaligen Reitweg zwischen Stadtschloss und Tiergarten eine Allee. Namensgebend waren die Linden, die die Straße noch heute säumen. Auf dem 1,5 Kilometer langen Boulevard Unter den Linden spazieren heute vor allem Touristen auf dem Weg vom Brandenburger Tor zur Museumsinsel.
Mönckebergstraße Hamburg
Die Prachtstraße der Hansestadt ist mit etwas mehr als 100 Jahren noch ziemlich jung. Sie ist benannt nach dem Bürgermeister Georg Mönckeberg, der die Sanierung und den Abriss mittelalterlicher Altstadtviertel vorantrieb, um zwischen Rathaus (Bildmitte) und Hauptbahnhof eine repräsentative Geschäfts- und Einkaufsstraße zu bauen.