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Transferbilanz: So investierten die "Big 5"

Niklas Potthoff
3. September 2019

Nichts geht mehr - der Transfermarkt in Europa hat geschlossen. Die Bundesliga hat eine Rekordsumme investiert. Im internationalen Vergleich mit den europäischen Topligen muss man sich aber dennoch hinten anstellen.

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Sport Joao Felix, Lucas Hernandez und Harry Maguire
Joao Felix, Lucas Hernandez und Harry Maguire (v.l.n.r.)

Im europäischen Fußball wird weiter kräftig investiert. Rekordtransfers bleiben in diesem Jahr aus. Und der Trend geht zu Verteidigern. So in etwa lässt sich die Transferperiode im Sommer 2019 zusammenfassen. Die deutsche Fußball-Bundesliga stellte dabei einen nationalen Rekord auf - und das ohne Leroy Sane (23 Jahre). Das Transferfenster war bestimmt durch Spekulationen um einen Transfer von Manchester City zu Bayern München,ehe Sané sich schwer verletzte und der Wechsel platzte. Trotzdem gaben die Vereine laut "transfermarkt.de" insgesamt rund 742 Millionen Euro für neue Spieler aus, so viel wie nie zuvor. Im Vergleich zu den anderen großen Ligen in Europa - die "Big 5" sind England, Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland - wirken die Bundesligavereine jedoch eher sparsam.

In Spanien haben alleine die drei größten Vereine, der FC Barcelona, Real Madrid und Atletico Madrid, zusammen 806 Millionen Euro investiert. Und die drei Klubs haben mit 600 Millionen Euro auch mehr eingenommen als die ganze Bundesliga zusammen (575 Millionen Euro). 

Infografik Transfermarkt Fußball DE

Teuerste Transfers in Spanien

So verwundert es kaum, dass die die größten Transfers in diesem Sommer in Spanien abgewickelt wurden. Atletico Madrid gab seinen französischen Superstar Antoine Griezmann (28 Jahre) für 120 Millionen Euro an den Ligakonkurrenten aus Barcelona ab und verpflichtete für 126 Millionen Euro den Portugiesen Joao Felix (19) von Benfica Lissabon. Real Madrid ließ sich ebenfalls nicht lumpen und investierte 100 Millionen Euro in Chelseas Belgier Eden Hazard (28).

In der spanischen ersten Liga stehen 1,32 Milliarden Euro an Ausgaben rund 1,02 Milliarden Euro an Einnahmen gegenüber. Völlig unbeteiligt und damit eine Ausnahme nicht nur in Spanien, sondern im gesamten europäischen Profigeschäft war einmal mehr Athletic Bilbao. Der baskische Verein verpflichtet seit jeher nur baskische Spieler, oft aus dem eigenen Nachwuchs. Bilbao investierte im Sommer keinen einzigen Cent - und nahm auch kein Geld durch Verkäufe ein.

Atletico Madrid weist dagegen ein deutliches Transferplus auf: Neben Griezmann verließen so zum Beispiel Rodri (zu Manchester City, 70 Millionen Euro) und Lucas Hernandez (Bayern München, 80 Millionen Euro) den Verein. Der Franzose ist der neue Rekordtransfer der Fußball-Bundesliga - liegt im internationalen Vergleich jedoch nur auf Platz 19. 

Rekordinvestor Premier League

Insgesamt am meisten Geld ausgegeben wurde in der englischen Premier League. Und das, obwohl dort seit letztem Jahr das Transferfenster schon früher schließt. Seit dem 8. August konnten Vereine nur noch Spieler abgeben. Dennoch investierten die 20 Klubs aus der ersten Liga bis dahin über 1,5 Milliarden Euro in neue Spieler. Selbst Aufsteiger Aston Villa gab rund 150 Millionen Euro für Neuzugänge aus - und damit mehr als etwa der Bundesliga-Krösus FC Bayern München (143,5 Millionen Euro). 

Keiner kostete in England in diesem Sommer mehr Geld als der englische Nationalverteidiger Harry Maguire (26), der für 87 Millionen Euro von Leicester City zu Manchester United transferiert wurde. Auffällig: Champions-League-Sieger FC Liverpool und Trainer Jürgen Klopp hielten sich auf dem Transfermarkt extrem zurück und investierten weniger als zwei (!) Millionen Euro. Zum Vergleich: Allein die U23-Mannschaft von Manchester City kommt auf umgerechnet acht Millionen Euro.

Serie A auf dem Weg zurück

Viel Geld in die Hand genommen haben auch die Vereine in der italienischen Serie A. Rund 1,18 Milliarden Euro sind ein Zeichen - und sollen wohl auch dafür sorgen, das Italien international eine stärkere Rolle spielt als in den vergangenen Jahren. Neben Rekordmeister Juventus Turin (201,5 Millionen Euro) investierte vor allem Inter Mailand (155) ordentlich und bediente sich dabei gleich doppelt bei Manchester United: Romelu Lukaku und Alexis Sanchez sollen die Offensive der "Nerazzurri" beleben. 

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In jungen Jahren schon ein wesentlicher Bestandteil der holländischen Nationalmannschaft: Mathis de Ligt, seit dieser Saison bei Juventus Turin.Bild: Reuters/R. Marchante

Wie in der Bundesliga und der Premier League war jedoch ein Verteidiger das Prunkstück der Transferperiode: Der junge Niederländer Matthijs de Ligt (20) erreichte als Kapitän mit Ajax Amsterdam in der vergangenen Saison das Halbfinale der Champions League und wechselte nun für 75 Millionen Euro zu Juventus Turin. 

Ligue 1 macht Gewinn

Die Ligue 1 in Frankreich nahm als einzige der so genannten "Big 5"-Ligen in Europa mehr Geld ein, als sie ausgab: Mit Investitionen von 670 Millionen Euro liegt sie dabei sogar unter der Bundesliga. Dafür gab es jedoch Einnahmen in Höhe von 834 Millionen Euro. Rekordverkauf war Nicolas Pépé, der für 80 Millionen Euro von Lille zum FC Arsenal nach London wechselte.

Der teuerste Einkauf in Frankreich war - natürlich - ein Verteidiger: Für Abdou Diallo überwies Paris St. Germain allerdings vergleichsweise günstige 32 Millionen Euro nach Dortmund. Aufgrund der Financial-Fairplay-Regelung mussten die sonst investitionsfreudigen Pariser sich dieses Jahr auf dem Transfermarkt zurückhalten - und wurden trotz zahlreicher Versuche auch den wechselwilligen Superstar Neymar nicht los, weil auch die an dem Brasilianer interessierten Vereine wie der FC Barcelona oder Real Madrid in puncto Financial Fairplay auf ihr Budget schauen mussten.

Fussball Champions League Spieltag 5 Gruppe C l Paris PSG vs Liverpool - Tor 1:0 Neymar
Stand im Mittelpunkt der Transferperiode - und blieb am Ende in Paris: Der brasilianische Superstar Neymar.Bild: Reuters/B. Tessier

Trend geht weiter zur Leihe

Am letzten Tag der Transferperiode schlug PSG noch einmal bei den großen Namen zu und sicherte sich die Dienste von Stürmer Mauro Icardi von Inter Mailand. Auf Leihbasis mit Kaufoption - eine inzwischen gern genutzte Methode der großen Vereine, um die finanziellen Ungereimtheiten zumindest um ein Jahr zu verschieben.

So finden sich auch von Bayern Münchens Top-Transfer Philippe Coutinho nur acht Millionen Euro als Leihgebühr in der Statistik wieder. Der deutsche Rekordmeister hat zwar eine Kaufoption in Höhe von 120 Millionen Euro. Doch die wäre erst im nächsten Jahr fällig und würde dann in die neue Transfer-Statistik fallen. Mit Rekorden darf also gerechnet werden.