Werfen Sie schon jetzt einen Blick auf die Beta-Version der künftigen DW-Seiten. Mit Ihrer Meinung können Sie uns helfen, dw.com weiter zu verbessern.
Der Tourismus in Afrika ist während der Pandemie fast komplett eingebrochen. Doch seit Anfang 2022 kommen wieder mehr Reisende. Neue Zahlen zeigen: es geht wieder bergauf. Adrian Kriesch berichtet aus Kapstadt.
Weißer Sandstrand und majestätische Berge im Hintergrund: Camps Bay ist ein beliebtes Urlaubsziel in der Region Kapstadt
Im Grand Daddy Hotel in Kapstadts Zentrum herrscht reger Betrieb. An der Rezeption checken Gäste ein, im ersten Stock gibt es eine Gin-Verkostung, auf der Dachterrasse Cocktails. "Endlich", sagt Manager Dane van Heteren. Wegen der Pandemie musste das kleine Hotel temporär schließen, Mitarbeiter entlassen, Gehälter kürzen. Jetzt gehe es endlich wieder bergauf. Vor der Pandemie lag die Auslastung regelmäßig über 80 Prozent. Im Februar freute sich van Heteren erstmals wieder, die 50 Prozent Marke geknackt zu haben.
Das monatelange Geisterstadtgefühl in der Innenstadt ist auch vorbei. Touristen schlendern wieder durch die Straßen, neue Lokale haben eröffnet. Auch der zwischenzeitlich in Vergessenheit geratene Rush-Hour-Stau ist zurück. Im April 2022 sind 74 Prozent mehr internationale Touristen in der Stadt angekommen als im April 2019 vor der Pandemie, berichtet die Kapstädter Tourismusbehörde (Cape Town Tourism). Viele Fluggesellschaften, die während der Pandemie ihre Flüge reduziert haben, stocken wieder auf.
Positive Tendenzen auch in anderen Ländern
Elcia Grandcourt, Afrika-Chefin der UN-Welttourismusorganisation, war gerade auf Afrikas größter Reisemesse in Durban – und hat viel positives Feedback von Reiseveranstaltern bekommen. Das UN Welttourismus-Barometer zeigt einen Anstieg der internationalen Touristenankünfte in Afrika im Januar 2022 um 51 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Viele Länder profitieren jetzt von Werbekampagnen während der Pandemie, sagt Grandcourt. Reiseziele wie Kenia, Marokko, Tunesien, Kap Verde oder Mauritius haben es so geschafft, im Gespräch zu bleiben. Außerdem sind innerafrikanische Reisen wichtiger geworden. Immer mehr Afrikaner verreisen auf dem eigenen Kontinent.
"Aber es gibt neue Sorgen. Die russische Militäroffensive in der Ukraine und die darauffolgenden wirtschaftlichen Auswirkungen werden auch Auswirkungen auf den Reisesektor haben", so Grandcourt. Der Sektor werde sich nicht so schnell erholen, wie sich viele erhofft haben. Noch gibt es in einigen Ländern Reisebeschränkungen, Regeln ändern sich ständig.
Endlich wieder Safari-Touren: Im Etosha-Nationalpark in Namibia kommen Touristen den Tieren ganz nah
Kompliziertes Reisen
Das bekam auch die amerikanische Touristin Jane Berky auf einer Reise in die Republik Kongo zu spüren. Erst musste sie ihre Reise zu den Gorillas im Norden des Landes wegen der Pandemie um zwei Jahre verschieben. Als die Tour endlich wieder möglich war, fiel die Reise fast in letzter Minute ins Wasser. Sie konnte in den USA nicht einchecken, weil sich die Transitregeln in Kenia, einem Zwischenstopp ihrer Reise, spontan geändert hatten. Sie musste auf einen anderen Flug umbuchen. "Das ist die Welt, in der wir jetzt leben", sagt Berky. "Du kannst zuhause sitzen und alles an dir vorbeiziehen lassen. Oder du verreist und machst das Beste draus. Wäre es ohne diese Restriktionen besser? Natürlich. Aber würde ich deshalb nicht reisen? Natürlich nicht."
Berky ist glücklich, als sie im dichten, heißen Urwald eine Gruppe Gorillas beobachten kann – mit Abstand und FFP2-Maske. Und Raphael de Laage de Meux ist glücklich, endlich wieder Gäste wie Berky zu haben. Er arbeitet für die Congo Conservation Company, die ihre Naturschutzprojekte mit Eco-Tourismus für wohlhabende Reisende finanziert. Mehr als 10.000 Dollar zahlen die Gäste für den Besuch. "Die Touristen bringen Einkommen für die Bevölkerung hier", sagt der Kongolese. "99 Prozent unserer Beschäftigten kommen aus dem Dorf. Somit hat der Nationalpark auch für sie einen Wert. Sie sehen, dass der Schutz des Parks ihnen auch ein Einkommen bringt." Mehr als ein Jahr blieben in der Region die Touristen und damit die Einnahmen weg.
Rabatte und kurzfristigere Buchungen
Zurück in Kapstadt. Trotz steigender Gästezahlen muss Hotel-Manager Dane van Heteren immer noch erheblich reduzierte Preise anbieten, um genug Gäste ins Hotel zu locken. "Leider buchen die Menschen nicht mehr weit im Voraus, wie es vor COVID war", sagt van Heteren. "Wir bekommen immer mehr kurzfristige Buchungen. Das ist Fluch und Segen gleichzeitig."
Er hofft, dass mit Beginn der nächsten Hauptsaison Ende des Jahres wieder Normalität einkehren wird. In Kürze beginnt der südafrikanische Winter, dann verirren sich nur wenige Reisende nach Kapstadt. Gleichzeitig gehen die COVID-Infektionszahlen momentan wieder nach oben, eine fünfte Welle hat in Südafrika begonnen. Und auch wenn Virologen wegen geringer Krankenhauseinweisungen noch Entwarnung geben - Dane van Heteren hat in den letzten Monaten gelernt, nur noch vorsichtig optimistisch zu sein. "Bei der ersten Welle haben wir gesagt: das wird nie wieder passieren. Und dann kamen die Wellen zwei und drei – und wir haben unsere Lektion gelernt."