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Tok Tok Tok

19. Dezember 2011

Seit 1998 begeistern Tokunbo Akinro und Morten Klein ihr Publikum mit Acoustic Soul. Nach acht Studioalben auf Englisch singen Tok Tok Tok auf ihrem neuen Album "Was heißt das denn?" erstmals auf Deutsch.

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***Das Pressebild darf nur in Zusammenhang mit einer Berichterstattung über die CD verwendet werden*** Pressefoto von einsteinmusic 12/2011 http://www.toktoktok.de/d/gallery.html
Deutschland Musik Band TOK TOK TOK CD CoverBild: einsteinmusic

Ein warmer Sound und sehr persönliche Songs, in denen es um Trennung, Schmerz, Eifersucht und alltägliche Missgeschicke geht: Soweit ist das neue Album nicht unüblich für Tok Tok Tok. Das Freiburger Duo beweist seit langem, wie lässig und swingend Musik aus dem Südschwarzwald klingen kann. Doch seit Tok Tok Tok auf Deutsch singen, ist klar: Sie haben mehr zu sagen, als man bisher annehmen konnte. Der erste Song auf der CD kommt da noch vergleichsweise harmlos daher: eine im treibenden Funk-Rhythmus gehaltene Liebeserklärung an die Volksdroge namens "Schokolade".

Weicher Sound - harte Kritik

Besonders gelungen sind die kritischen Lieder, in denen Tokunbo Akinro und Morten Klein ihr Unbehagen über den Zustand der Welt und der Gesellschaft ausdrücken. Für die Sängerin war das Texten auf Deutsch zunächst ein schwieriger Prozess, da sie seit vielen Jahren gewohnt ist, Gedichte und Lieder auf Englisch zu schreiben.

Insofern war die Arbeit am aktuellen Album quasi Neuland und eine ganz große Herausforderung für Tokunbo Akinro. Aber die Anstrengung habe sich gelohnt, erzählt sie. "Ich bin ja halb Deutsche und halb Nigerianerin. Und mich so sehr mit der deutschen Sprache zu beschäftigen, hat mir gut getan. Auch in meiner Identitätsfindung."

Abgeschoben

In einigen Songs steckt eine ganze Menge Wut. Zum Beispiel im Lied "Safiya". Darin beschreibt Tokunbo Akinro das Schicksal eines nach Simbabwe abgeschobenen Flüchtlingskinds. Für die Sängerin steht die Geschichte stellvertretend für viele Fälle von Abschiebung in Deutschland.

***Das Pressebild darf nur in Zusammenhang mit einer Berichterstattung über die Veranstaltung verwendet werden*** Pressefoto von einsteinmusic 12/2011 http://www.toktoktok.de/d/gallery.html
Deutschland Musik Band TOK TOK TOK neuBild: einsteinmusic

"Wenn Asylbewerber, die hier im Duldungsstatus leben, dann doch abgeschoben werden, passiert das oft auf eine ganz inhumane Art und Weise", meint sie. "Davon weiß der Normalbürger oft nichts, weil über solche Fälle nur selten berichtet wird." Deswegen ist der Sängerin diese Geschichte, die so wirklich passiert ist, sehr ans Herz gegangen. Besonders, weil das Mädchen, das hier geboren und aufgewachsen ist, von ihren Eltern getrennt und dann nach Simbabwe verfrachtet wurde. Nach der Abschiebung, kritisiert Akinro, würden sich Kinder wie Safiya plötzlich in einer ungewohnten Umgebung wiederfinden, in der sie keinerlei Bildungschancen hätten. "Das ist nicht nur traurig, sondern es ist nicht richtig, so mit Menschen umzugehen", betont sie.

Sprechblasen und Fragen

Während in vielen Liedern die Botschaft des Duos auf leise Art vermittelt wird, geht es in dem Titelsong "Was heißt das denn?", unterstützt durch ein treibendes Schlagzeug, richtig zur Sache. Zunächst versucht ein Politiker im Stile eines Märchenonkels, den Menschen mit schön klingenden Worthülsen die komplexe Weltlage zu erklären. Die Antwort bekommt er in Form von Fragen.

Angeregt durch die Proteste um die Erweiterung des Stuttgarter Bahnhofs wollte der Saxophonist Morten Klein das Publikum mit diesem Song zum kritischen Nachdenken anregen. "Wir leben in einer Zeit, in der man nicht oft genug fragen kann: Was heißt das eigentlich, was diese Person, dieser Politiker oder diese Firma oder die Bahn erzählen?", erklärt Klein.

Tokunbo Akinro (@Tok Tok Tok)
Findet kritische Worte: Sängerin Tokunbo AkinroBild: einsteinmusic

Die Frageliste ist für ihn angesichts der Euro-, Schulden- und Bankenkrise unendlich fortsetzbar. Er hält es für wichtig, dass jeder genauer hinguckt, nachfragt und sich kümmert. Allerdings gibt er auch zu: "Ich dümpele immer wieder mal weg und merke dann: Oh Mann, jetzt habe ich gar nicht aufgepasst, was ist denn da wieder los?" Und wem wirklich hin und wieder alles zu viel wird, der kann sich die Musik von Tok Tok Tok auch ganz ohne Botschaft anhören, einfach zum Wohlfühlen und zur Entspannung.

Autor: Sebastian Bargon
Redaktion: Matthias Klaus