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Tierisch menschlich

Silke Bartlick / (pt)3. Dezember 2002

Wir lieben Tiere und wir schlachten sie, wir verhätscheln und wir jagen sie, wir verehren und wir benutzen sie. Die Beziehung zwischen Mensch und Tier ist paradox, wie eine Ausstellung in Dresden zeigt.

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Der Mensch und der Eber: Fruchtbare BeziehungenBild: AP

Vor dem Hygiene-Museum steht eine Gruppe von Zweitklässlern und amüsiert sich köstlich. Kichernd zeigen die Kinder auf die Bronzeskulptur eines Mannes, der eine goldene Pappkrone auf dem Kopf trägt und um den ein rosiges Plastikschwein auf einem Schienenstrang geduldig seine Bahnen zieht. Um die komplexe und paradoxe Beziehung von Mensch und Tier zu illustrieren, haben die Dresdener Ausstellungsmacher auch auf überraschende und teilweise skurrile Exponate zurückgegriffen.

Die Fragen des Unterschieds

Ein kleiner abgedunkelter Raum dient als Einführung in die Schau. Aus Lautsprechern ertönen die Stimmen vieler Tiere. In einem langgezogener Schaukasten haben Hunderte von Gummitieren hinter einer kleinen Adam und Eva-Figur Aufstellung genommen. Die Ausstellung widmet sich mit Humor ganz ernsten Fragen. Fragen wie "Ist der Mensch ein Tier unter vielen?", "Wer ist die Krone der Schöpfung?"‚ "Brauchen Tiere die Grenze zwischen Mensch und Tier in Zukunft mehr denn je?", oder "Brauchen wir eine neue Ethik für das Tier der Zukunft?". Fragen, die das Selbstverständnis des Menschen klären sollen, so der Kurator der Ausstellung Jasdan Joerges.

Mensch und Tier Eine paradoxe Beziehung
Tierschädel aus der VorzeitBild: AP

Tiere sind zentraler Bestandteil der menschlichen Kultur und Zivilisation. Ohne sie wäre der Mensch nicht zu dem geworden, was er heute ist. Das belegt anschaulich auch der erste Ausstellungsblock. "Geliebte Tiere" ist er überschrieben und schlägt einen weiten Bogen von der Jagd als Existenzgrundlage der Gemeinschaft, über das Töten als vornehmen Zeitvertreib der Mächtigen, bis hin zu exotischen Menagerien an europäischen Herrscherhöfen und den heutigen Zoologischen Gärten.

Der Sarg für den Hund und die Zahnpasta für die Katze

Mensch und Tier Eine paradoxe Beziehung Katze
Vitrine mit einer Roboter-KatzeBild: AP

Zu den nicht bedrohten Tieren gehören naturgemäß die Haustiere, denen die Ausstellung auch einige bizarre Exponate widmet. Konserven von der ersten Hundeblutbank Deutschlands, Tiersärge, Hundehochzeitskleider, Zahnpasta mit Fischgeschmack für Katzen und auch ein Modell zum Erlernen der Mund-zu-Schnauze-Beatmung. "Der Stellenwert der Haustiere als sozialer und wirtschaftlicher Faktor ist enorm, das ist ein Milliardenmarkt", so der Kurator.

Gut 750 Exponate wurden für die Ausstellung zusammengetragen, Gemälde, Filme, Tierpräparate, Alltagsgegenstände und Kuriositäten wie ein echter Elefantenfuß als Papierkorb, den DDR-Präsident Wilhelm Pieck zum 80. Geburtag aus Indien erhielt. Arrangiert und installiert sind all diese Objekte hinter einem Maschendrahtzaun, der die Grenze zwischen Mensch und Tier symbolisiert.

Eingriff Züchtung

Dieser Zaun ist in den ersten drei Abschnitten der Ausstellung allgegenwärtig, die verdeutlichen, wie der Mensch das Tier über Jahrtausende perfektioniert und seinen steigenden Ansprüchen angepasst hat: mit zusätzlich gezüchteten Rippen für mehr Koteletts beispielsweise oder technischem Equipment, das den Fortbestand von Zuchttieren garantiert.

Aber zurück zu Skippy, dem rosa Schweinchen, das vor den Toren des Hygiene-Museums um den bronzenen Mann kreist. Schliesslich erfährt man, dass Skippy ein Kunsteber sein soll, der Sauen erfolgreich mehr Lust auf die Befruchtung macht. Und eben hier stellt sich die Frage, wie weit darf der Mensch gehen? Was darf er mit Lebewesen anstellen, mit denen er nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen den größten Teil der Gene teilt? Doch diese Antworten gibt die Ausstellung nicht.