1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Tesla verfehlt Produktionsziele

3. April 2018

Die Herstellung von Teslas Hoffnungsträger Model 3 bleibt weiter hinter den selbst gesteckten Zielen zurück. Nun schaltet sich der Chef persönlich in die Produktion ein: Elon Musk erwägt, in der Fabrik zu schlafen.

https://p.dw.com/p/2vQR0
USA Tesla Model 3
Das Model 3 in einem Ausstellungsraum in Los AngelesBild: Reuters/L. Nicholson

"Jetzt heißt es aufteilen und erobern" - es sind martialische Worte von Tesla-Chef Elon Musk auf Twitter. Um die Produktionsziele zu erreichen, will der 46-Jährige nun sein Schlaflager in der Tesla-Fabrik aufschlagen.

Gründe zur Klage gibt es bei Tesla zur Genüge. Die Produktion de Hoffnungsträgers Model 3 ist noch immer nicht auf dem Stand, wo Musk sie sehen möchte. Im ersten Quartal wurde die Produktion zwar stark erhöht, doch das selbst gesteckte Ziel von 2500 Wagen pro Woche konnte nicht erreicht werden. In den vergangenen sieben Tagen liefen lediglich 2020 Model 3 vom Band, hieß es in einer Tesla-Mitteilung. 

Insgesamt stellte die Firma in den drei Monaten bis Ende März 34.494 Fahrzeuge her, was einem Anstieg von 40 Prozent zum Vorquartal entspreche. Allerdings entfielen nur 9766 Stück auf das Model 3, mit dem Tesla einen größeren Käuferkreis ansprechen will. Der Rest verteilte sich auf die älteren und deutlich teureren E-Autos Model S und Model X.

Musk übernimmt die Kontrolle

Deshalb will Musk sich nun persönlich in die Fertigung einschalten. Er wolle derzeit nicht alleine Produktionschef Doug Field die Aufsicht überlassen. Zuvor hatte das Silicon-Valley-Portal "The Information" darüber berichtet, dass Musk die Kontrolle über die bislang unbefriedigend verlaufende Produktion Model 3 übernommen habe. Sie wurde immer wieder durch Pannen zurückgeworfen wird und läuft dadurch deutlich langsamer an als geplant.

E-Autoboom in Norwegen

Die Erwartungen an das Model 3, Teslas ersten Mittelklassewagen für den Massenmarkt, sind enorm hoch. Das ab 35.000 Dollar erhältliche Auto soll die Firma und damit auch die E-Mobilität von der Nische in den Mainstream bringen. Doch beim Anlauf der Serienproduktion hakte es bislang.

Schon im Vorquartal waren Musks Vorgaben massiv verfehlt worden, seitdem gab es etliche Berichte über anhaltende Probleme. Trotzdem hält Tesla an seinem Ziel fest, bis Mitte des Jahres 5000 Model 3 pro Woche zu produzieren. "Wir rechnen damit, dass die Produktionsrate rapide ansteigen wird", heißt es in der Mitteilung.

Am Markt kam das gut an, die Aktie startete mit einem deutlichen Plus in den US-Handel. Anleger hatten ihre Erwartungen offenbar bereits gesenkt und noch schlechtere Zahlen befürchtet. Tesla hatte zuletzt mit einer Serie von Negativ-Nachrichten von sich reden gemacht, darunter war auch eine große Rückrufaktion beim Flaggschiff Model S. Die Aktie litt zuletzt auch unter einer Herabstufung durch die Ratingagentur Moody's sowie einem tödlichen Unfall mit einem selbstfahrenden Auto in Kalifornien.

Schlechter Aprilscherz

Erst am Montag büßte die Aktie ordentlich ein, nachdem sich Elon Musk eine April-Scherz erlaubt hatte. Auf Twitter hatte er verkündet, Tesla sei pleite. Er garnierte den Witz mit einem Foto, auf dem er - angeblich ohnmächtig und tränenverschmiert - an einem Model 3 lehnte.

Die Kritik kam postwendend: "Der Aprilscherz kommt zu einer Zeit, in der der ganze Technologiesektor unter Druck ist", sagte Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Hoch bewertete Unternehmen würden inzwischen kritischer angesehen. "Viele werden sich die Frage stellen: Kann das alles so aufgehen? Ist die Zukunft überhaupt so berauschend, wie wir sie uns eine Zeit lang ausgemalt haben?"

Pieper betonte, man müsse Musks Rolle als Pionier beim Bau von Elektroautos würdigen. Dabei könne es immer Rückschläge geben, davor seien auch andere Hersteller nicht gefeit. Bei Tesla rückten nun jedoch stärker die Probleme in den Fokus. Gleichzeitig erhöhten die anderen Hersteller mit neuen Elektromodellen den Druck. "Tesla wird viel mehr darum zu kämpfen haben, seine Rolle zu behaupten, als das in den vergangenen zwei, drei Jahren der Fall war", erwartet Pieper.

nm/bea (dpa, rtr)