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Terodde und das Glück im Unglück

Tobias Oelmaier
30. September 2017

Stuttgarts Stürmer Simon Terodde ist endlich in der Fußball-Bundesliga angekommen. Bei Eintracht Frankfurt gelingt ihm ein Treffer - zum Helden wird er trotzdem nicht.

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Deutschland Eintracht Frankfurt v VfB Stuttgart - Bundesliga
Bild: Getty Images/Bongarts/M. Hangst

Es gibt Fußballprofis, für die scheint die 2. Liga wie gemacht. Willi Landgraf war so einer: Über 500 Spiele für verschiedene Klubs, Leistungsträger, Publikumsliebling. Für die 1. Bundesliga reichte es trotzdem nicht. Als er dann, im Spätherbst seiner Karriere, mit Alemannia Aachen doch den Aufstieg schaffte, beendete Landgraf seine Laufbahn. Vielleicht hatte er erkannt: Die Bundesliga ist eine Nummer zu groß für mich.

Simon Terodde wollte sich mit so einem Schicksal nicht anfreunden. Gut, mit 23, da durfte der Stürmer ein paarmal ran für den 1. FC Köln in der höchsten deutschen Spielklasse, aber bald wurde er für zu leicht befunden. Union Berlin, VfL Bochum hießen seine nächsten Stationen. Und da traf Terodde auch regelmäßig, wurde zu einem gefährlichen Torjäger - aber eben nur in der 2. Liga. Die war nicht zu leicht und nicht zu schwer für ihn.

Zuletzt war er sogar zweimal Torschützenkönig: 25 Treffer für den VfL Bochum, dann 25 für den VfB Stuttgart. Deshalb setzte Stuttgarts Trainer Hannes Wolf auch nach dem Aufstieg auf den 29-Jährigen Offensivexperten. Aber mit dem Rampenlicht, mit den stärkeren Gegnern, kam die Ladehemmung. Wie schon damals in Köln traf Terodde das Tor nicht mehr. Obwohl er an den ersten sechs Spieltagen in der Startformation stand, obwohl er das Vertrauen des Trainers hatte.

Schnelle Wirkung als Joker

Gegen Eintracht Frankfurt musste Wolf etwas verändern. Sieben Punkte nur nach sechs Spielen, drei Tore, das war zu wenig zu Saisonbeginn. Also ließ er Terodde zunächst auf der Bank, entschied sich für Chadrac Akolo sowie Daniel Ginczek in der Sturmmitte. Doch auch der blieb eine Stunde lang wirkungslos - 0:1-Rückstand durch ein Tor von Ante Rebic (42. Minute). Also volles Risiko: Wolf brachte Terodde, und der war gerade mal 37 Sekunden auf dem Feld, als es klingelte. Nach einer Ecke stieg er hoch und vollendete per Kopf aus sechs Metern zum Ausgleich (61.). Sein erstes Tor im insgesamt zwölften Bundesligaspiel seiner Karriere.

Deutschland Fußball 1 Bundesliga Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart 7 Spieltag am 30 09 2017 in der Commerz | Tor Haller
Spielverderber: Sebastien Haller (Nr. 9) erzielt das 2:1 für Frankfurt, auch Terodde (verdeckt, Nr. 9) kann es nicht verhindernBild: imago/T. Frey

Wenige Minuten später hätte es sogar noch besser kommen können. Aber Frankfurts Simon Falette schubste Terodde, als der allein auf das Tor zurannte. Zunächst pfiff Schiedsrichter Felix Brych sogar Strafstoß, doch nach Rückfrage mit dem Video-Assistenten stellte sich heraus, dass das Foul außerhalb des Strafraums geschah: nur Freistoß für Stuttgart und Rot für Falette.

Es sah also nach einem großen Tag für Simon Terodde aus, wurde es aber nicht. Weil seine VfB-Teamkollegen ihre Überlegenheit, ihre Überzahl, ihre Chancen nicht nutzen konnten und in der Nachspielzeit sogar noch das 1:2 durch Sebastien Haller per spektakulärem Seitfallzieher kassierten (90.+3). So wurde der Franzose zum Helden des Spiels. Und Terodde kann sich gar nicht so richtig freuen über seinen ersten Bundesligatreffer.