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Demo für laizistische Türkei

8. Februar 2015

In Istanbul haben Tausende Aleviten dafür demonstriert, dass die Trennung von Staat und Religion in der Türkei erhalten bleibt. Sie forderten die Regierung auf, die Rechte religiöser Minderheiten stärker zu achten.

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Demonstranten mit Plakaten; im Hintergrund der Bosporus (Foto: Getty)
Bild: Bulent Kilic/AFP/Getty Images

Tausende Mitglieder der alevitischen Religionsgemeinschaft versammelten sich im Stadtteil Kadiköy am Bosporus, um für die Bewahrung des Laizismus in der Türkei zu demonstrieren. Die Organisatoren der Kundgebung werfen der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan vor, die Türkei in einen "reaktionären" Staat zu verwandeln, der auf den Glauben und die Identität seiner Minderheiten keine Rücksicht nehme.

Streitpunkt Versammlunshallen

Die Aleviten sind eine islamische Religionsgemeinschaft, die sich im Mittelalter im Gebiet der heutigen Türkei entwickelte. Neben islamischen Einflüssen spielen auch andere religiöse Traditionen eine Rolle. Anders als sunnitische und schiitische Muslime beten Aleviten nicht in Moscheen, sondern in Versammlungshallen. Das islamische Rechtssystem, die Scharia, hat für sie keine Bedeutung.

Eine ihrer Hauptforderungen ist die Anerkennung ihrer Versammlungshallen als offizielle Gotteshäuser, die Moscheen gleichgestellt sind. Der türkische Staat weigert sich bislang, die Aleviten als eigene Religionsgemeinschaft anzuerkennen und akzeptiert deshalb auch ihre Versammlungshallen nicht als Gotteshäuser.

Klagen in Straßburg

Mit schätzungsweise mindestens zehn Prozent der Bevölkerung sind die Aleviten die größte Minderheit in der mehrheitlich sunnitischen Türkei. Zuletzt hatten sie mit einer Klage beim Europäischen Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg durchgesetzt, dass ihre Kinder von der Teilnahme am sunnitischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen befreit werden dürfen.

uh/wl (afp,kna)