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Politik

Taliban loben Friedensgespräche in Moskau

7. Februar 2019

Ex-Präsident Hamid Karsai saß mit am Tisch - aber keine Vertreter der aktuellen afghanischen Regierung. Denn die ist in den Augen der radikalislamischen Taliban nur eine "Marionette der USA".

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Russland | Gespräche zwischen Taliban und afghanischen Politikern
Afghanistans Ex-Präsident Hamid Karsai (Mitte), umringt von weiteren KonferenzteilnehmernBild: Getty Images/AFP/Y. Kadobnov

Fünf Gesprächsrunden zwischen Delegationen der Vereinigten Staaten und den Taliban hat es seit dem Sommer schon gegeben. Jetzt kamen die radikalen Islamisten bei einem "innerafghanischen Treffen" mit hochrangigen Politikern des Landes zusammen - angeführt von Ex-Präsident Hamid Karsai. Vertreter der gegenwärtigen Regierung waren aber auch bei dieser Verhandlungsrunde in Moskau nicht im Raum.

Taliban-Chefunterhändler Scher Mohammad Abbas Staniksai bezeichnete die zweitägigen Gespräche als "sehr erfolgreich". Man habe sich "in vielen Punkten geeinigt". Staniksai fügte hinzu, ein "vollständiger Friede in Afghanistan" sei möglich.

Rechte der Frauen gefährdet?

In einer gemeinsamen Abschlusserklärung sprachen sich die Teilnehmer unter anderem für einen Abzug aller ausländischen Soldaten aus Afghanistan aus - ohne einen Zeitplan aufzustellen. Keine Einigung gab es bei der Forderung der Taliban nach einer islamischen Verfassung und in der Frage der Frauenrechte.

Russland | Gespräche zwischen Taliban und afghanischen Politikern
40 hochrangige afghanische Politiker trafen sich mit Vertretern der Taliban im Moskauer President-HotelBild: Getty Images/AFP/Y. Kadobnov

Vertreter der Zivilgesellschaft  fürchten, viele Rechte, die Frauen seit dem Ende des Taliban-Regimes errungen haben, könnten zurückgenommen werden. Während der Herrschaft der Islamisten, die von 1996 bis 2001 währte, durften Frauen ihre Wohnung nur in männlicher Begleitung und in Burka-Verschleierung verlassen. Mädchen wurde der Schulbesuch verwehrt.

Halb Afghanistan in der Hand der Islamisten

Das Treffen in Moskau war der bisher bedeutendste Kontakt zwischen afghanischen Politikern und den Taliban seit dem Sturz des Islamisten-Regimes. Mit Präsident Aschraf Ghani und dessen Regierung wollen die Taliban bisher aber nicht sprechen. Die Aufständischen kontrollieren inzwischen wieder rund die Hälfte des Landes und verüben regelmäßig Terroranschläge auf Angehörige der Sicherheitskräfte und Zivilisten.

In Kabul wächst die Sorge, die Vereinigten Staaten könnten - wie von US-Präsident Donald Trump angekündigt - einen Großteil ihrer Soldaten aus Afghanistan abziehen, noch bevor ein langfristiger Friede mit den Islamisten erreicht ist. International werden allerdings auch Bedenken gegen eine Einbindung der Taliban in die Regierung laut: Dies sei eine verheerende Botschaft an islamistische Gruppen, heißt es. Diese könnten daraus die Botschaft ableiten, massiver Terror bahne letztlich den Weg zu den offiziellen Schalthebeln der Macht.

jj/sti (dpa, afp)