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Taliban in Nordafghanistan auf dem Vormarsch

20. August 2016

Die Situation in der nordafghanischen Provinz Kundus eskaliert. Islamistische Taliban erobern immer mehr Territorium, die Regierungstruppen wirken machtlos. In gewisser Weise ist das auch eine Niederlage für Deutschland.

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Afghanistan Sicherheitskräfte Militäroperation gegen Taliban
Afghanische Sicherheitskräfte müssen sich immer häufiger vor den Taliban zurückziehenBild: Imago/Xinhua

Nach Tagen schwerer Gefechte haben die radikalislamischen Taliban in der Stadt Chanabad als Zeichen der Eroberung ihre Flagge gehisst. Aus Kreisen der afghanischen Regierung hieß es, noch sei ein Sicherheitsposten in Chanabad in Regierungshand, doch es gebe zu wenig Militär und Polizei in dem Bezirk.

"Die Angriffe der Taliban erfolgten von verschiedenen Seiten und wir haben stundenlang dagegengehalten, aber wir erhielten keine Unterstützung", sagte Hayatullah Amiri, Militärchef von Chanabad. Jetzt sei der strategisch wichtige Distrikt an die Taliban gefallen. Insgesamt sind nun vier von fünf Bezirken der Provinz Kundus umkämpft oder teilweise in der Gewalt der Islamisten.

Angst vor einem Déjà-vu

In der Provinzhauptstadt sind die Ängste groß, dass sich der Fall der Provinz aus dem Herbst 2015 wiederholen könnte. Damals war die Stadt Kundus fast zwei Wochen in den Händen der Taliban gewesen. Auch um das zu verhindern, ist nun zeitweise wieder eine kleine Gruppe deutscher Militärberater vor Ort. Die Stadt ist seit drei Tagen ohne Strom, weil bei Gefechten Leitungen gekappt wurden.

Seit Anfang Juli hat sich die Gewalt im Land noch einmal deutlich gesteigert. In der an Kundus angrenzenden Nordprovinz Baghlan haben die Taliban in der vergangenen Woche den Bezirk Dahan-e Ghori erobert.

Sicherheitslage verschlechtert sich

Hier wie auch in der Provinz Kundus war bis 2013 die Bundeswehr im Rahmen der ISAF-Mission unter Führung der Nato stationiert. Bei Kämpfen und Anschlägen in beiden Provinzen wurden mehr als 20 deutsche Soldaten getötet. Damals galt der Norden Afghanistans als vergleichsweise sicher, während der Süden und der Südosten als Hauptgebiet der Taliban heftig umkämpft waren. Mittlerweile breiten sich die Kämpfe immer häufiger auch in den Norden aus.

Seit dem Abzug der meisten internationalen Soldaten 2014 hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan massiv verschlechtert. Die Taliban halten inzwischen mehr Gebiete als je zvor seit ihrem Sturz im Jahr 2001.

mak/rk (dpa, rtr)