Der Bürgerkrieg in Syrien verschärft zunehmend die Lage im Nachbarland Libanon. In der nordlibanesischen Stadt Tripoli erschossen Heckenschützen sechs Menschen. Ein sunnitischer Prediger entkam nur knapp einem Attentat.
Im Libanon sind bei Gefechten zwischen Unterstützern und Gegnern der syrischen Regierung erneut fünf Menschen getötet worden. Vier Männer und eine Frau seien am Montag in der nördlichen Stadt Tripoli (siehe Artikelbild) von Heckenschützen erschossen worden, sagte ein Mitglied der libanesischen Sicherheitskräfte der Nachrichtenagentur afp. Die Todesopfer stammen demnach aus dem sunnitischen Stadtviertel Bab al-Tabbaneh. 17 Menschen wurden verletzt.
Anschlag auf prominenten Prediger
In der südlibanesischen Stadt Sidon versuchten Unbekannte, einen sunnitschen Geistlichen zu töten, der Verbindungen zur radikalen Schiitenbewegung Hisbollah hat. Die Hisbollah kämpft in Syrien auf der Seite der Armee gegen Rebellen, in deren Reihen meist bewaffnete sunnitische Islamisten stehen. Scheich Maher Hammud sagte, die Angreifer hätten aus einem fahrenden Auto das Feuer auf ihn eröffnet, als er auf dem Weg zum Gebet war.
In Syrien dauerte das Blutvergießen an. Beim Beschuss eines Dorfs nahe der nordsyrischen Stadt Aleppo mit einer Rakete sind nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 26 Menschen getötet worden. Unter den Opfern in Kfar Hamra seien sechs Frauen und acht Kinder, teilte die Organisation in London mit. Regierungstruppen hätten auf Obstplantagen in der Umgebung Stellung bezogen, hieß es weiter. Die den Rebellen nahe stehende Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem landesweiten Netz von Informanten. Ihre Angaben können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden.
Weiter Kämpfe in Al-Kusair
Die oppositionellen Menschenrechtsbeobachter berichteten auch über neue Kämpfe zwischen Aufständischen und Soldaten, die von der Hisbollah unterstützt werden, in der grenznahen Kleinstadt Al-Kusair. Rotes Kreuz und Roter Halbmond appellieren bisher vergeblich an die Konfliktparteien, Helfern den Zugang zu den zahlreichen Verletzten zu erlauben. Das russische Außenministerium bezeichnete die Offensive der Assad-Truppen am Montag als "Operation zur Terrorismusabwehr". Auch im Großraum Damaskus wurde weitergekämpft. Der im März 2011 begonnene Aufstand gegen das Assad-Regime hat nach UN-Angaben inzwischen mehr als 80.000 Todesopfer gefordert.
kle/qu (afp, dpa, rtr)