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Schenk - Puffer für neuen DFB-Präsidenten?

17. Mai 2021

Fritz Keller ist als DFB-Präsident zurückgetreten. Sylvia Schenk kann sich vorstellen, für eine Übergangszeit den Posten zu übernehmen - und mit Reformen den Boden für die Nachfolge Kellers zu bereiten.

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Ex-Leichtathletin Sylivia Schenk fordert mehr Transparenz beim DFB
Ex-Leichtathletin Sylivia Schenk fordert mehr Transparenz beim DFBBild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Es war ein kurzer, wenn auch schmerzvoller Abgang für Fritz Keller als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Nur 20 Monate stand er dem DFB vor, am Montag trat er wie angekündigt zurück. Keller hatte seinen Stellvertreter Rainer Koch in einer Sitzung mit dem berüchtigten Nazi-Richter Roland Freisler verglichen, was ihn als DFB-Chef nicht mehr tragbar werden ließ. "Ich übernehme damit persönlich Verantwortung für meine Entgleisung in der Präsidiumssitzung vom 23. April 2021, die trauriger Tiefpunkt der desolaten Führungssituation des DFB bleiben soll", sagte Keller laut einer Mitteilung des Deutschen Fußball-Bundes. Der DFB müsse "sich verändern".

Der 64-Jährige ist bereits der dritte Präsident in Folge, der vorzeitig aus dem Amt scheiden musste. Vor ihm hatten bereits Wolfgang Niersbach und Reinhard Grindel aufgrund von Affären und Justiz-Ermittlungen ihren Stuhl räumen müssen. Der Verband wird bis auf Weiteres von den beiden Vizepräsidenten Rainer Koch (62 Jahre alt) und Peter Peters (58) geführt. 

Trennung zwischen Wirtschaft und Sport

Auch Sylvia Schenk ist - wie der gestürzte Keller - der Auffassung, dass es grundlegende Reformen beim DFB geben müsse. Dafür wirbt sie und dafür bewirbt sie sich - allerdings nur für eine Übergangszeit. "Es muss beim DFB eine klare Veränderung geben", sagt die 68 Jahre alte Juristin der DW. Sie plädiert dafür, schnellstmöglich ein Übergangsteam an die Spitze des Verbandes zu setzen, das einen Reformprozess anstößt. Bei einem außerordentlich einberufenen DFB-Bundestag könnte ein solches Team kurzfristig eingesetzt werden, bis der nächste, turnusmäßige Bundestag im Herbst 2022 einen neuen Präsidenten oder eine Präsidentin ernennen könnte.  

Fußball Damen | Länderspiel | Deutschland - Belgien I DFB-Präsident Fritz Keller
Fritz Keller - nur 20 Monate DFB-ChefBild: Frederico Gambarini/picture alliance

Nach Schenks Auffassung müsste das operative Geschäft bei den Hauptamtlichen im Verband liegen, das Präsidium dürfe dagegen nur eine Aufsichts- und Kontrollfunktion haben und müsse die strategische Vorgaben machen. "Es muss eine klare Trennung zwischen Wirtschaft und Sport geben. Es darf nicht mehr länger darauf geschaut werden, welche Entscheidung einzelnen Personen besonders hilft", sagt Schenk, die von 2001 bis 2004 Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer war und in der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International Deutschland die Arbeitsgruppe Sport leitet.

Gräben zwischen Amateuren und Proifs zuschütten

Schenk würde gerne ein DFB-Übergangsteam leiten, auch wenn sie ahnen dürfte, dass ein ernsthaft angestoßener Reformprozess in diesem traditionell geführten Verband von vielen Seiten Widerstand hervorrufen wird. "Mit Rainer Koch wird es wohl kein Übergangsteam geben", sagt sie. Dennoch hält sie solch ein Gremium für dringend nötig, damit dann irgendwann der neu gewählte Präsident "unbelastet seine Aufgabe antreten kann". Diese Pufferfunktion hält sie auch deshalb für sinnvoll, weil damit ein Weg, so Schenk "für die richtige Person für dieses Amt gefunden werden könnte. Denn im Moment erscheint dies aufgrund der Querelen für manch einen nicht sonderlich attraktiv."

Die Aufgaben eine Übergangsteams wären reichhaltig: die Aufarbeitung der WM-Affäre um das "Sommermärchen" 2006, die Steuer-Verfahren, Verträge mit Beratern. Eine der wichtigsten Aufgaben sieht Schenk allerdings darin, die Gräben zwischen dem Amateursport und den Profis zuzuschütten und "wieder Vertrauen aufzubauen. Denn beide Seiten können nicht ohne einander. Und da ist in den vergangenen Jahren sehr viel schief gelaufen." Auch Themen wie Integrität, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein müssten ihrer Meinung nach beim DFB viel präsenter werden. "Der Umgang mit diesen gesellschaftlichen Themen hat sich in den großen Unternehmen in den letzten 15 bis 20 Jahren deutlich verändert", sagt Schenk. "Das muss sich auch der DFB zu eigen machen."

Begleitet werden sollten diese Veränderungen durch eine pro-aktive Kommunikation des DFB, die auch von sich aus Fehler anspreche und zudem Themen setze. Bislang sind diese Vorschläge offenbar bei den handelnden Personen des DFB nicht angekommen, eine Rückmeldung habe sie jedenfalls noch nicht erhalten, berichtet Sylvia Schenk. "Ich will jetzt mal abwarten."