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Sylt-Video mit rassistischen Gesängen sorgt für Bestürzung

24. Mai 2024

Bundeskanzler Olaf Scholz spricht von "ekligen Parolen". Innenministerin Nancy Faeser vermutet angesichts teuer gekleideter Menschen, die auf den Aufnahmen zu sehen sind, "Wohlstandsverwahrlosung".

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Autos und Fahrräder stehen vor der Terrasse einer Außengastronomie
Der Nachtclub "Pony" geriet durch den Vorfall in die Schlagzeilen - die Betreiber distanzieren sich scharf vom Verhalten einiger ihrer Gäste (Archivbild)Bild: Schoening/picture alliance

Ein Vorfall mit rassistischen Gesängen auf der deutschen Nordseeinsel Sylt hat auch in Berlin für scharfe Reaktionen gesorgt. Bundeskanzler Olaf Scholz sagte: "Solche Parolen sind eklig, sie sind nicht akzeptabel." Darüber dürfe es "kein Vertun geben". Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte den Funke-Medien, wer Nazi-Parolen wie "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus" gröle, sei "eine Schande für Deutschland".

Es stelle sich die Frage, "ob wir es hier mit Menschen zu tun haben, die in einer wohlstandsverwahrlosten Parallelgesellschaft leben, die die Werte unseres Grundgesetzes mit Füßen tritt." Rassisten müssten neben möglichen strafrechtlichen Konsequenzen überall - im Freundeskreis, bei der Arbeit, im Sport - lauten Widerspruch erfahren, betonte die SPD-Politikerin.

"Schockierend, so etwas zu sehen"

Politiker anderer Parteien äußerten sich ebenfalls entsetzt. "Das ist schockierend, so etwas zu sehen", sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) erklärte: "Rechtsextremismus bekämpfen wir mit aller Entschiedenheit". Integrationsministerin Aminata Touré (Grüne) sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Das ist kein Dumme-Jungen-Streich, sondern schlimmstes Nazi-Gegröle erwachsener Leute auf offener Bühne - widerwärtig und ekelhaft."

Deutschland | Nancy Faeser | Bundesinnenministerin
"Eine Schande für Deutschland": Bundesinnenministerin Nancy Faeser (Archivbild)Bild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Das Fachkommissariat für Staatsschutz nahm Ermittlungen wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen auf. Die Polizei erhielt nach eigenen Angaben zahlreiche Hinweise zu dem Video, auf dem offenbar eine Feier auf der Außenterrasse eines Sylter Nachtclubs zu sehen ist.

Mehrere Teilnehmer hätten rechtsextreme Liedtexte gesungen. Zudem bestehe der Verdacht, dass eine Person den Hitlergruß gezeigt habe, teilte die Polizei mit. Der Vorfall habe sich nach ersten Erkenntnissen am Pfingstwochenende in dem auch bei Prominenten beliebten Inselort Kampen ereignet.

"Kein Platz für Nazis!"

Die Bürgermeister der Gemeinden auf Sylt schrieben in einer gemeinsamen Erklärung: "Dieses Verhalten ist für uns abstoßend und vollkommen inakzeptabel. Wir dulden das nicht." Der Nachtclub selbst distanzierte sich auf seiner Internetseite von der Aktion und erklärte: "Kein Platz für Nazis!" Der Inhaber des Lokals sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Namen von fünf Beteiligten, die auch von Überwachungskameras gefilmt worden seien, habe man der Polizei übergeben. Die Betroffenen erhielten lebenslanges Hausverbot.

Deutschland Insel Sylt
Sylt nahe der deutsch-dänischen Grenze ist die größte nordfriesische Insel (Archivbild)Bild: Burkhard Schubert/Geisler-Fotopress/picture alliance

Zu dem Song "L'Amour Toujours" von Gigi D'Agostino waren bereits in der Vergangenheit mehrfach rassistische Texte gesungen und in sozialen Netzwerken verbreitet worden. In Bayern ermittelte die Polizei nach einem mutmaßlichen Vorfall im Landkreis Schwandorf im Januar und einem weiteren in Landsberg am Lech.

Ähnliche Gesänge zur Melodie des gleichen Liedes habe es auch in verschiedenen Kommunen Schleswig-Holsteins gegeben, berichtet der Norddeutsche Rundfunk - womöglich als bewusste Nachahmung eines Videos, das im Oktober in Mecklenburg-Vorpommern aufgenommen und auf der Plattform Tiktok veröffentlicht worden sei.

jj/sti (dpa, afp, ndr.de)

Redaktionsschluss: 15.30 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.