Suu Kyi bald frei?
12. November 2010In der birmanischen Hafenstadt Rangun, wo sich das Haus der Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi befindet, steigt die Spannung. Wird die 65-Jährige wirklich freigelassen? Womöglich schon am Freitagabend (12.11.2010)? "Die Behörden werden sie freilassen, das steht fest", sagte ein Vertreter der Militärführung. Ein weiterer Vertreter zweifelt nicht daran: "Wir warten nur noch auf den richtigen Moment."
Polizeipräsenz verstärkt
Bereits am Mittwoch verlautete aus birmanischen Regierungskreisen, dass die Militärjunta die Freilassung der Friedensnobelpreisträgerin für Samstag vorbereite. Die Polizeipräsenz sei in der Nähe ihres Hauses an der University Avenue in Rangun sowie um die Büros ihrer aufgelösten Partei "Nationale Liga für Demokratie" (NLD) verstärkt worden, berichtet das normalerweise gut informierte Nachrichtenportal "Mizzima". Die NLD bereite bereits eine Pressekonferenz mit Suu Kyi vor.
Viele Jahre Hausarrest oder Haft
Der Anwalt der Oppositionellen, Nyan Win, ist zurückhaltender. "Wir denken, dass die Behörden sie freilassen werden, aber wir haben keine Bestätigung", erklärte er. Laut Gesetz könne ihr Hausarrest aber nicht verlängert werden. Bisher war das Militärregime allerdings nie um Gründe für die Verlängerung der Isolation verlegen gewesen. Zum letzten Mal war der Hausarrest im August vergangenen Jahres verlängert worden, die Strafe ist offiziell am Samstag beendet. Erst am Donnerstag hatte das Oberste Gericht den Berufungsantrag Suu Kyis gegen das jüngste Urteil abgelehnt. Damit werde ihre Freilassung an diesem Samstag wahrscheinlicher, so ein Regierungsbeamter. Wenn das Gericht den Antrag angenommen hätte, so die Begründung, hätte sich der Prozess über Wochen hingezogen und sie wäre vorerst nicht freigelassen worden.
Suu Kyi hat die vergangenen 20 Jahre meist unter Hausarrest oder in Haft verbracht. Dadurch konnte sie auch nicht bei den ersten Wahlen in Birma seit 20 Jahren am vergangenen Wochenende antreten. 1990 hatte ihre "Nationale Liga für Demokratie" die Wahlen gewonnen, die Militärführung hatte den Sieg aber nie anerkannt.
Autorin: Pia Gram (dpa, afp, rtre)
Redaktion: Marko Langer