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Will niemand Cristiano Ronaldo?

24. August 2022

Cristiano Ronaldo will Manchester United wohl unbedingt verlassen. Doch die Interessenten für den 37-Jährigen stehen nicht gerade Schlange. Sein Alter und die enorm hohen Personalkosten schrecken viele Klubs ab.

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Großbritannien Premier League, Cristiano Ronaldo
Ronaldo will nach gut einem Jahr schon wieder weg aus ManchesterBild: Salvio Calabrese/Sportphoto24/picture alliance

Ganze 86 Minuten lang saß Cristiano Ronaldo im Spiel gegen den FC Liverpool auf der Ersatzbank, ehe er von Manchester-United-Coach Erik ten Hag eingewechselt wurde. Impulse konnte der 37-Jährige seinem Team zwar nicht mehr geben, doch die Schlagzeilen in Englands Sportmedien beherrschte der Portugiese nach dem 2:1-Prestigeerfolg gegen den Erzrivalen dennoch – aufgrund einer Szene vor dem Spiel.

Ronaldo hatte während des Aufwärmens die TV-Experten und Ex-United-Spieler Gary Neville und Roy Keane herzlich begrüßt. Jedoch nicht den dabei stehenden Jamie Carragher. Auch den Handschlag verweigerte Ronaldo mit dem ehemaligen Liverpooler. Die große Rivalität zwischen den beiden Klubs dürfte allerdings nicht der Grund dafür gewesen sein. Vielmehr waren es wohl Carraghers Aussagen über den Portugiesen: "Kein anderer Verein in Europa will ihn derzeit – damit mag ich falsch liegen. Es sieht nicht danach aus, als könnte United ihn loswerden", hatte der 44.Jährige im Podcast "The Overlap" gesagt. 

Auch, so Carragher, denke er nicht, dass United-Trainer Erik ten Hag "ihn noch will". Der Trainer würde so etwas wohl nie öffentlich sagen. Ten Hag erklärte seinen Verzicht auf Ronaldo gegen die "Reds" mit taktischen Gründen: "Du musst gegen sie pressen. Das muss man im Block machen", sagte der Niederländer, der den englischen Rekordmeister zu Saisonbeginn übernommen hatte. Und offenbar traute ten Hag seinem Superstar diesen läuferischen Aufwand nicht mehr zu. 

Bayern, PSG und BVB winken ab

Neben den sportlichen Gründen des Trainers könnten auch wirtschaftliche Faktoren dafür sprechen, Ronaldo zu verkaufen. Selbst für einen finanziell bestens aufgestellten Premier-League-Klub dürfte eine Gehaltseinsparung in dieser Höhe eine Überlegung wert sein. Immerhin stattliche rund 29 Millionen soll der Klub dem Portugiesen jährlich überweisen. 

Fußball | Präsentation Cristiano Ronaldo bei Real Madrid 2009
​​​​​​2009 wechselt Ronaldo für 94 Mio. Euro von Manchester United zu Real MadridBild: Denis Doyle/Getty Images

Ronaldo, der noch bis 2023 in Manchester unter Vertrag steht, scheint die "Red Devils" dennoch unbedingt verlassen zu wollen, um nochmal Champions League spielen zu können. Die Voraussetzungen für einen Wechsel scheinen also gegeben - zustande gekommen ist bislang nichts. 

Woran das liegt? Ronaldo würde - sollte sein Vertrag in Manchester nicht aufgelöst werden - eine wohl nicht unbeträchtliche Ablösesumme kosten. In Kombination mit seinem enormen Gehalt dürfte das sogar bei Top-Klubs wie dem FC Bayern den finanziellen Rahmen sprengen. Beim deutschen Rekordmeister hat man daher von einer Verpflichtung - wie auch schon Paris St. Germain - Abstand genommen. 

Und auch zu Borussia Dortmund, denen Ronaldo-Berater Jorge Mendes seinen Klienten ebenfalls angeboten haben soll, kann und wird es keinen Ronaldo-Transfer geben. Der Portugiese habe verschiedenen Medienberichten zufolge zum BVB wechseln wollen, weil der Klub die "letzte Option" sei, in dieser Saison Champions League zu spielen. So wurde der Superstar zitiert. Doch BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl erteilte den Gerüchten eine Absage. "Cristiano Ronaldo wird nicht zu Borussia Dortmund wechseln. Das ist so", sagte der ehemalige BVB-Profi jüngst mehrfach. 

Ronaldo nach Frankreich?

Die Zeit wird knapp für Mendes, seinen Klienten bei einem Champions-League-Teilnehmer unterzubringen. Am 1. September schließt das Transferfenster. Doch eine Option eröffnet sich offenbar noch. Olympique Marseille hat laut dem  Ex-Olympique-Profis Jean-Charles De Bono eine Untersuchung in Auftrag gegeben. "Es wird eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, was Ronaldo dem Verein finanziell bringen könnte", sagte er in der Sendung "Football Club de Marseille". Vor der Verpflichtung von Lionel Messi durch Paris St. Germain im Sommer 2021 sei eine solche Studie laut De Bono ebenfalls erstellt worden. So könne bei Olympique besser ermittelt werden, "welche Wirkung Ronaldo auf Sponsoren auf der ganzen Welt hat, um sie nach Marseille zu bringen". 

Ein Transfer im Fußball - insbesondere in dieser Größenordnung - ist mittlerweile zu einem großen Teil eine betriebswirtschaftliche Entscheidung. Marseille bietet die sportliche Perspektive, Ronaldo die Aussicht auf signifikante Erhöhung der Klub-Einnahmen. Vielleicht stimmt bei den Franzosen am Ende das Chancen-Nutzen-Risiko in Sachen Cristiano Ronaldo? Und Jamie Carragher würde Lügen gestraft. 

DW Kommentarbild David Vorholt
David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion