Stürmen die Griechen ihre Banken?
16. Mai 2012In Griechenland wächst die Angst vor einem Ansturm auf die Banken angesichts der düsteren Zukunftsaussichten. An einem einzigen Tag sollen die Griechen in dieser Woche fast eine Milliarde Euro abgehoben haben. Staatspräsident Karolos Papoulias warnte bereits vor einer bedrohlichen Entwicklung. Von einem klassischen "Bank run" mit langen Schlangen vor den Kassenschaltern der Finanzinstitute ist zwar noch nichts zu spüren, doch bringt die Entwicklung die Banken des Landes in große Schwierigkeiten.
Während der dramatischen Verhandlungen über eine neue Regierung seien am Montag knapp 700 Millionen Euro abgehoben worden, heißt es. Papoulias hatte am Wochenende die Parteichefs darauf hingewiesen, dass die Griechen wieder hohe Summen von Geldautomaten oder übers Online-Banking abgehoben hätten. Das Transkript des Gesprächs mit den Angaben wurde jedoch erst später bekannt.
Zwei Milliarden pro Monat
Papoulias sagte dem Gesprächsprotokoll zufolge, allein am Montag seien aus den Geldhäusern nach Schätzung der Notenbank bis zu 800 Millionen Euro abgezogen worden. Aus zwei griechischen Banken verlautete, die Abflüsse am Dienstag hätten in etwa dasselbe Niveau erreicht.
Seit Ausbruch der Schuldenkrise nehmen die Griechen hohe Summen an Bargeld mit nach Hause oder überweisen Erspartes auf ausländische Konten. Sie befürchten, dass die Banken zusammenbrechen könnten oder das Geld bei einer Umwandlung in die alte Währung Drachme stark an Wert verlieren würde. Andere Beobachter weisen darauf hin, dass viele Griechen wegen mangelnder Einkünfte schon lange gezwungen sind, ihre Ersparnisse aufzulösen.
Die Einlagen der griechischen Privathaushalte bei den Banken verringerten sich nach Angaben der staatlichen Notenbank seit Anfang 2010 von 195 Milliarden Euro auf 140 Milliarden Euro im März 2012. Dies entspricht einem durchschnittlichen Abfluss von zwei Milliarden Euro im Monat.
wen/re (dpa, rtr)