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Studiogast: Prof. Bernd Rech, Helmholtz-Zentrum Berlin >>

Markus Kopplin3. April 2011

Noch ist es wesentlich billiger, Erdöl zu verbrennen, aber ich glaube, in Zukunft werden die erneuerbaren Energien das Rennen machen.

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DW-TV: Herr Rech, Südspanien hat viel Sonne, aber auch viel Sand, was ist, wenn Wind weht: Macht der Sand die ganze schöne Technik an einem Solarkraftwerk kaputt?

Bernd Rech: Ich glaube, dass man heute schon genügend weiß, wie man diese Kraftwerke aufstellt, wie sie ingenieurtechnisch gebaut werden, dass die Technik auch heute schon funktioniert. Aber beachten muss man es bestimmt.

Es geht auch immer um Nutzungsgrade und Wirkungsgrade. Wie weit ist man heute und wie weit kann man kommen?

Die Physik würde erlauben, dass man über 80% des Sonnenlichts zum Beispiel direkt in elektrischen Strom umwandelt. Im Labor hat man heute 40% gezeigt. In der Anwendung ist man eher bei 10 bis 20%.

Warum ist man so weit davon entfernt? Hat das technische Ursachen?

Das hat einerseits technische Ursachen: dass es noch nicht erfunden wurde, aber zu einem Teil auch Ursachen darin, dass die Kosten immer teurer werden, wenn man die besten technischen Lösungen derzeit nutzen würde.

Wenn ich Solarstrom beziehe und die Sonne scheint nicht, kann ich dann trotzdem den Fernseher anmachen und Projekt Zukunft schauen?

Ja, da brauchen Sie Speicherung der Energie oder Sie brauchen große Netze, wo der Strom dann einfach von woanders hergeholt wird.

Große Netze sollen ja gebaut werden. Reden wir über Desertec. Desertec ist ja ein gigantisches Projekt, wo in der Wüste Sahara Strom erzeugt werden soll, der dann durch riesige Netze in Europa verteilt wird. Glauben Sie daran?

Also ich glaube daran, dass es kommt. Es gibt ja heute schon große Netze. Und man kann Strom über Tausende von Kilometern übertragen. Diese Netze müssen gebaut werden. Und die Idee von Desertec ist ja auch nur, dass ein kleiner Teil des Stromes von Nord-Afrika nach Mitteleuropa kommt. Ich glaube das es kommen wird, aber auch hier gibt es noch viel zu tun. Auch politisch.

Was ist wichtiger: die zentrale Versorgung, wie zum Beispiel Desertec, oder dezentrale durch Solarzellen, die wir auf unseren Häusern haben?

Ich glaube wir sollten möglichst viel dezentral machen. Aber die großen zentralen Netze können das Ganze unterstützen. Das ist kein Widerspruch, sondern es wird darum gehen, dann das möglichst effizienteste System für die Zukunft zu entwickeln.

Wie werden wir in Zukunft unseren Energiebedarf decken?

Ich glaube, ganz viel aus erneuerbaren Energien. Ganz viel aus heimischen erneuerbaren Energien. Wir werden gute Speicher haben. Vielleicht Elektroautos, die dann alle die Energie zwischenspeichern können. Aber genau vorherzusagen, wie es in 30 Jahren aussieht, das würde ich mich nicht trauen.

Nein, natürlich. Das würde ich mich auch nicht trauen, nicht einmal als Experte. Aber eines können Sie mir vielleicht noch sagen: Wenn die Sonne eine Stunde lang scheint, wie viel von der Welt kann ich damit mit Energie versorgen?

Prinzipipiell scheint die Sonne in einer Stunde so viel auf die Erde, wie die Weltbevölkerung derzeit das ganze Jahr braucht. Dass heißt, es ist 10 000 mal mehr. Es geht nur darum, einen kleinen Teil davon zu nutzen.

Und warum wird da nicht viel mehr getan? Warum ist da die Forschung noch nicht viel weiter?

Die Forschung ist schon relativ weit. Die muss weitergehen. Dann muss es umgesetzt werden. Noch ist es wesentlich billiger, Erdöl zu verbrennen, aber ich glaube, in Zukunft werden die erneuerbaren Energien das Rennen machen.

Interview: Daniela Levy