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Studieren und siegen

14. Februar 2011

Eine Karriere als Profi – darauf verlassen sich deutsche Spitzensportler heute nicht mehr. Sie wollen ihr Geld auch im Beruf verdienen. Die Hochschulen helfen ihnen, Studium und Leistungssport unter einen Hut zu bringen.

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Nahaufnahme von einem Volleyballspiel (Foto: dpa)
Höher, schneller, weiter - in der Halle und an der Uni ...Bild: picture alliance/dpa

Eine Halle, ein Ball und ein Netz – Das ist die Welt von Julian Stuhlmann. Jeden Tag spielt der Wuppertaler Student mit seiner Mannschaft des "A!B!C! Titans Bergisches Land" Volleyball. Der Verein gehört zur ersten Bundesliga. Entsprechend oft muss Julian Stuhlmann deshalb trainieren. Meistens kommt er morgens zum Krafttraining und abends zum Balltraining in die Halle. Dazwischen findet sein Uni-Alltag statt.

"Das erfordert ganz schön viel Disziplin", sagt der Student. "Oft muss ich mich abends nach dem Training noch hinsetzen, um Vorlesungen nachzuarbeiten." Wenn er an Auswärtsspielen unter der Woche teilnimmt, wird der Anglistikstudent frei gestellt. "Bis zu fünf Mal darf ich fehlen, ohne dass ich aus dem Kurs geschmissen werde", erzählt er. Prüfungen kann er nachholen, wenn sie nicht in seinen prall gefüllten Sportkalender passen.

Risiko Sportkarriere

Blick auf die Bergische Universität-Gesamthochschule Wuppertal (Foto: picture-alliance / Bildarchiv)
Die Universität Wuppertal fördert ihre Spitzensportler.Bild: picture-alliance/Bildarchiv

Nicht alle deutschen Hochschulen gehen so großzügig mit ihren Leistungssportlern unter den Studierenden um. Die Bergische Universität Wuppertal aber gehört zu den rund 90 "Partnerschulen des Spitzensports". Dieses Programm hat der "Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband", kurz adh genannt, 1999 ins Leben gerufen, um mehr Spitzensportlern ein Studium zu ermöglichen. Dabei sollen die Studienbedingungen so gestaltet werden, dass Training, Wettkämpfe und Vorlesungen oder Prüfungen sich nicht ausschließen.

"Heutzutage setzen die wenigsten Athleten ganz auf die sportliche Karriere", beobachtet adh-Geschäftsführer Olaf Tabor. "In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und zunehmender Konkurrenz aus dem Ausland wollen sie nicht auf eine gute berufliche Ausbildung verzichten." Und dafür brauche man in vielen Fällen ein Studium. Weil sich der Deutsche Leichtathletik-Verband Mitte der neunziger Jahre bitter darüber beklagte, dass in Deutschland nur bei der Polizei und beim Militär sportliche Höchstleistung mit einer fundierten beruflichen Ausbildung zu kombinieren sei, startete der adh das Projekt der "Partnerhochschulen des Spitzensports".

Medaillenregen für Studenten

Mit Erfolg. In den Olympiamannschaften der Sommerspiele sind laut Tabor mittlerweile 36 Prozent Studenten vertreten. Auch in den Ballsportarten finden sich immer häufiger Studierende unter den Top-Spielern. Viele von ihnen nutzen die nationalen und internationalen studentischen Wettkämpfe, um sich zu messen. Rund 100 Sportwettbewerbe bietet der adh jährlich an, darunter auch die Winter- und Sommer-Universiade.

Snowboarderin Selina Jörg bei der Universiade in Erzurum (Foto: picture-alliance / landov)
Snowboarderin Selina Jörg holte Gold bei der Universiade 2011 im türkischen Erzurum.Bild: picture alliance/landov

In diesem Jahr war das deutsche Team bei der studentischen Winterolympiade Anfang Februar im türkischen Erzurum besonders erfolgreich. Dreimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze konnten die 21 Athleten nach Hause tragen. Sie konkurrierten mit über 2.400 anderen Studenten aus 52 Ländern. Unter den Siegern waren keineswegs nur Sportstudenten, wie Olaf Tabor betont. "Es gibt kein Studienfach, das sich überhaupt nicht mit dem Spitzensport kombinieren lässt", meint der adh-Geschäftsführer. Allerdings müssten die Studenten in stark verschulten Studiengängen wie Medizin oder Jura oft ein paar Semester mehr einplanen.

Was aber haben die deutschen Hochschulen davon, wenn sie Spitzensportler unterstützen? Der Volleyballer Julian Stuhlmann muss da nicht lange überlegen. "Ich denke, ich bin ein ganz gutes Aushängeschild für die Uni", sagt er. "Denn überall, wo ich meinen persönlichen Lebenslauf oder mich selbst präsentieren muss, kommt natürlich der Name Bergische Universität ins Spiel."


Autorin: Inke Köster, Sabine Damaschke

Redaktion: Gaby Reucher